Streit um Polizeipräsenz bei Hacker-Festival OHM

Darf die Polizei beim niederländischen Hackerfestival OHM eine eigene Präsenz haben? Um diese Frage kocht eine hitzige Debatte, der OHM-Koordinator hat bereits seinen Hut genommen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Das im Sommer geplante niederländische Hacker-Festival Observe, Hack, Make (OHM) ist erneut Gegenstand von hitzigen Diskussionen der Hackerszene. Nachdem bekannt wurde, dass die niederländische Polizei mit einem eigenen "Dorf" auf dem Festivalgelände residieren wollte, hat ein "Aufschrei" von Hackern wie Jacob Appelbaum dazu geführt, dass Chefkoordinator Koen Martens aufhört. Er habe entschieden, dass es nicht wert sei, ein Sommercamp für Leute zu organisieren, die ihre ganz Kraft daran setzten, das Camp zu sabotieren.

Beim ersten, kleinen Hackercamp namens Hacking in Progress war die Polizei noch inkognito dabei, bei den drei folgenden Großveranstaltungen Hacking at Large (2001), What the Hack (2005) und Hacking at Random (2009) bewohnte sie einen Container etwas abseits der Festivalgelände, von dem aus zivile wie uniformierte Polizisten Streife gingen. Zur OHM kam von der Polizei der Vorschlag, selbst im Rahmen eines "Dorfes" präsent zu sein.

Auf Sommercamps ist es üblich, dass Hacker sich in solchen "Villages" zusammenfinden. Seitens der niederländischen Polizei war an eine offene Präsenz gedacht, mit Demonstrationen forensischer Werkzeuge und Diskussionen mit den Hackern. Als Martens, der schon das 2009er Camp leitend organisiert hatte, diesen Vorschlag zur Diskussion an die Community weiterreichte, erntete er heftige Kritik. Das Argument, eine offen teilnehmende Polizei sei besser und kontrollierbarer als eine sich abschottende, wurde nicht akzeptiert. Nach etlichen persönlichen Angriffen zog Martens nun die Reissleine.

Die niederländische Polizei hatte im vergangenen Jahr für ihren Einsatz von Trojaner-Software einen Big Brother Award erhalten. Für internationale Aufregung sorgte ein Vorstoß des niederländischen Justizministeriums, den Einsatz dieser Software auch über die Landesgrenzen hinweg zu legalisieren. Dass somit kritisch über den Vorschlag diskutiert werden würde, war abzusehen, doch überraschte wohl die hitzige Diskussion, die via Twitter und der Koordinations-Mailingliste geführt wurde.

Zuvor war OHM vor allem aus Deutschland kritisiert worden. Der Blogger Felix von Leitner riet in einer seiner Fnord-Nachrichten von der Teilnahme am Hackercamp ab, da der niederländische IT-Dienstleister Fox-IT wie bereits 2009 als Sponsor das Camp finanziell unterstützt. Fox-IT ist Hersteller von DataDiode, mit der SCADA-Systeme vom Internet separiert werden können. Die Firma arbeitet auch mit forensischen Lösungen und setzt diese im Auftrag von Polizei und Justiz ein. International bekannt wurde Fox-IT, als die Firma den Hacker-Einbruch bei DigiNotar aufklärte. (axk)