Studienplätze im Schlussverkauf: Was Restplatzbörsen bieten

Studienplätze sind begehrt, nicht jeder Bewerber bekommt gleich einen ab. Aber kein Grund zur Panik: Im zweiten Anlauf geht noch was. Wenn feststeht, welche Plätze tatsächlich vergeben sind, schlägt die Stunde der Nachrücker.

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Von
  • Tobias Schormann
  • dpa

Schulabgänger müssen ihre Studienpläne nicht gleich abschreiben, wenn sie im ersten Anlauf an keiner Hochschule angenommen wurden. Denn jedes Jahr startet im Spätsommer der Schlussverkauf der Studienplätze. Mit etwas Glück erhalten Bewerber dabei noch einen, der im normalen Vergabeverfahren frei geblieben ist. Hierfür gibt es im Internet spezielle Vermittlungsbörsen. Sie können bislang aber nicht verhindern, dass Nachrücker oft erst verspätet ins Studium starten. Und das kann im verschulten Bachelorsystem erhebliche Probleme bereiten.

Kritiker werfen den deutschen Hochschulen schon seit Jahren ein Zulassungschaos bei der Nachvermittlung von Bewerbern vor. Denn sie ist in örtlich zulassungsbeschränkten Fächern – an vielen Unis gehören dazu zum Beispiel Jura, BWL oder Germanistik – bislang nicht zentral geregelt. Das führt dazu, dass einige Anwärter Zusagen von mehreren Hochschulen erhalten und dadurch anderen Plätze wegnehmen, die später ungenutzt bleiben.

Als Reaktion darauf hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) im vergangenen Herbst eine bundesweite Online-Restplatzbörse ins Leben gerufen. Sie steht für Studienbewerber vom 1. September an wieder bereit. Auf der Seite sollen Bewerber dann Studienplätze finden, die nach der ersten Zulassungsrunde noch unbesetzt sind.

Von diesem virtuellen schwarzen Brett dürfen Bewerber aber nicht zu viel erwarten. So ist die Nachvermittlung durch den zentralen "Aushang" längst noch nicht einheitlich geregelt. "Ein bundesweiter Datenabgleich ist derzeit noch nicht möglich", erläutert Hans-Peter Kaluza von der Stiftung für Hochschulzulassung in Dortmund. Die Nachfolgeeinrichtung der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) ist mitverantwortlich für die neue Plattform.

Eine zentrale Steuerung sei erst im "dialogorientierten Serviceverfahren" vorgesehen, das vom Wintersemester 2011/2012 an verfügbar sein soll. Solange müssen angehende Studenten sich um Restplätze weiterhin bei der jeweiligen Uni oder FH bewerben und sich dafür nach ihren Vorgaben erkundigen. Denn jede Hochschule könne die Regeln für ihre Auswahlverfahren selbst gestalten, erläutert Kaluza.

Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin fürchtet daher, dass die Probleme der vergangenen Jahre für Nachrücker sich in diesem Herbst wiederholen werden. "Ein erneutes Zulassungschaos ist leider auch im kommenden Wintersemester nicht auszuschließen", sagt er.

Die Studienplatzbörse sei lediglich ein Übergangssystem, das nur funktionieren könne, wenn alle Hochschulen darin freie Studienplätze melden. Es beteiligten sich aber nicht alle Hochschulen an der Börse, kritisiert Keller. Und selbst die Hochschulen, die sich beteiligen, nähmen nicht mit allen zulassungsbeschränkten Studiengängen teil.

Die Teilnahme sei freiwillig, räumt Kaluza ein. "Es liegt an den Hochschulen, ob und wann sie freie Plätze melden." Nach HRK-Angaben sind die Informationen zwar tagesaktuell. Das heißt aber nur, dass Hochschulen ihr Angebot an freigebliebenen Plätzen täglich aktualisieren können. Ob sie das tun, ist eine andere Sache. "Das heißt, man muss als Bewerber regelmäßig nachschauen, ob es etwas Neues gibt."

Die "offizielle" Börse ist mittlerweile nicht mehr die einzige. Ein Alternativangebot bietet die Seite studieren.de. Auch hier setzen die Macher auf die freiwillige Mitarbeit der Hochschulen. Immerhin wird Bewerbern aber etwas Arbeit abgenommen, indem die Seite ihre Daten an die Hochschulen weiterleitet. Außerdem informiere ein E-Mail-Service Bewerber automatisch, sobald es neue Plätze im gesuchten Fachbereich gibt, wie Sprecherin Marion Völker erklärt.

Bei studieren.de fällt der Startschuss am 15. Juli, wenn in vielen Fächern die Bewerbungsfrist endet. Restplätze in Fächern mit örtlichem Numerus clausus dürften aber erst deutlich später im Internet zu finden sein. Denn nach dem Bewerbungsschluss starten zunächst die regulären Vergabeverfahren. Danach werden weitere Plätze in Nachrückverfahren vergeben. Und erst dann beginnen die Losverfahren für die übrigen Restplätze.

Neben diesen listen beide Seiten aber auch zulassungsfreie Plätze auf – also Plätze in Fächern, die weniger stark gefragt sind. Wer auch im Schlussverkauf der Studienplätze leer ausgegangen ist, findet hier womöglich noch etwas Passendes. (anw)