TeX Live, Jahrgang 2012

Die Distribution TeX Live 2012 enthält TeX mit allen Zutaten in der jüngsten Version. Das ISO-Image für alle unterstützten Betriebssysteme ist jetzt kostenlos von den Servern der "Deutschsprachigen Anwendervereinigung TeX" erhältlich.

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Von
  • Dr. JĂĽrgen Fenn

Am vergangenen Samstag hat die TeX Users Group die aktuelle Ausgabe der TeX-Distribution TeX Live 2012 veröffentlicht. Das Upgrade des freien Textsatzsystems und ergänzender Programme wird über die Spiegelserver des Comprehensive TeX Archive Networks verteilt und steht dort seit dem heutigen Montag zum Download bereit. Die Installation ist allen Anwendern zu empfehlen, weil TeX Live 2011 im Mai eingefroren wurde und nicht mehr aktualisiert wird. Die neue Distribution lässt sich als ISO-Image herunterladen oder über einen Net-Installer einrichten. Ein graduelles Upgrade per Shell-Skript, das beim Release im Vorjahr experimentell angeboten worden war, gibt es dieses Mal nicht. Ab dem Herbst wird eine neue Ausgabe der TeX Collection im Buchhandel erhältlich sein. Mitglieder von DANTE e.V. erhalten die DVD kostenlos.

TeX Live 2012 steht für die meisten gängigen Plattformen zur Verfügung. Neu hinzugekommen sind Linux-Ausführungen für embedded-Systeme mit ARM- und MIPS-Prozessoren. Verschwunden sind SPARC-Linux und i386-NetBSD. Zwar lässt sich die TeX-Live-Binaries auch auf diesen und anderen Plattformen kompilieren und einsetzen, Updates für TeX Live müssen dann aber ebenfalls von Hand eingespielt werden. Windows wird offiziell ab Version XP unterstützt, die Distribution sollte aber auch unter Windows 2000 einsatzfähig sein. Spezielle 64-Bit-Binaries werden nicht bereitgestellt, die 32-Bit-Binaries sind aber auch auf 64-Bit-Architekturen lauffähig.

Für Mac OS X empfiehlt sich die Installation des Metapackage MacTeX mitsamt einigen ergänzenden Anwendungen, das sich nahtlos ins System eingliedert. So kann in den Systemeinstellungen im laufenden Betrieb zwischen mehreren TeX-Installationen auf demselben System umgeschaltet werden. Unterstützt werden alle Plattformen ab Mac OS X 10.5 Leopard. Wer an Stelle der 64-Bit-Intel-Software die 32-Bit-Universal-Binaries einsetzen möchte, kann das in den Systemeinstellungen ändern. Lediglich die TeX-Engine XeTeX und der Konverter xdv2pdf sind wegen der veralteten Bibliotheken, die Apple verwendet, weiterhin nur in 32-Bit-Versionen verfügbar. MacTeX 2012 ist ein signiertes Metapackage, das bereits mit Mac OS X 10.8 (Mountain Lion) getestet worden ist. Anders als frühere Versionen wurde es mit Hilfe des Apple PackageMaker erstellt.

Unter den Neuerungen finden sich in diesem Jahr viele Feinheiten. So kann beim Kompilieren einer Datei mittels der TeX-Primitive \write18 nun auch das Programm MetaPost standardmäßig aufgerufen werden. Ausgabedateien der TeX-Erweiterung pdfTeX und des Treibers dvips können jetzt die Größe von 2 GB überschreiten, dvips bettet die 35 Standard-PostScript-Fonts standardmäßig in die Ausgabedatei ein, um für einen einheitlichen Textsatz auf allen Systemen zu sorgen.

Neu ist auch, dass updmap, der Updater für die Mapping-Dateien, seine Konfiguration baumweise einliest. Aus Sicherheitsgründen haben die Entwickler updmap-sys dahingehend geändert (PDF-Datei), dass der TeX-Live-Paketmanager tlmgr beim Update unter Mac OS X anstelle der Konfigurationsdatei des Benutzers nun standardmäßig des Administratoraccounts verwendet. Außerdem unterstützt tlmgr neuerdings mehrere Repositorien.

Verwender der TeX-Engine XeTeX sollten beachten, dass der Parameter \XeTeXdashbreakstate so verändert worden ist, dass er auch Zeilenumbrüche nach em- und en-Strichen ermöglicht. Das entspricht zwar dem Standard in anderen TeX-Engines, doch wird sich dadurch bei einer erneuten Kompilation der Zeilenumbruch von Dokumenten verändern. Um das zu verhindern, muss dieser Parameter ausdrücklich zurück auf null gesetzt werden. (hps)