Technik-Oscar für deutsche Rauch-Experten
Ein Team um den Zürcher Informatik-Professor Markus Gross erhält die Auszeichnung für Algorithmen, mit deren Hilfe sich Spezialeffekte wie Rauch oder Explosionen simulieren lassen – die Software ist sogar Open Source.
Für ihren Beitrag zur Weiterentwicklung von computergenerierten Spezialeffekten erhalten die deutschen Informatiker Markus Gross und Nils Thürey zusammen mit zwei US-Kollegen den "Technik-Oscar" der amerikanischen Academy of Motion and Picture Arts and Sciences. Die Academy vergibt die "Technical Achievement Awards" im Rahmen einer eigenen Veranstaltung am 9. Februar; die "Oscars" werden zwei Wochen später verliehen.
Ursprünglich als gemeinsames Projekt für die Fachkonferenz SIGGRAPH 2008 hatten Gross, Thürey und ihre US-Kollegen Doug James und Theodore Kim von der Cornell University eine Methode entwickelt, mit der sich CGI-Effekte wie Rauch oder Explosionen einfacher erstellen lassen. Mit den "Wavelet Turbulence"-Algorithmen lassen sich Turbulenzen in Gasen oder Flüssigkeiten sehr viel schneller berechnen als mit anderen Anwendungen. Früher brauchten Effektspezialisten viele Stunden oder gar Tage, um Effekte für Feuerbälle oder Vulkanausbrüche zu berechnen. Die Software kam bisher für über 20 Hollywood-Großproduktionen zum Einsatz, darunter "Avatar", "Monsters vs Aliens" und "Transformers 2".
Die Auszeichnung sei eine echte Überraschung, freut sich Gross in einer Mitteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ). Der Oscar sei auch eine Bestätigung dafür, "dass an der ETH Zürich auf international höchstem wissenschaftlichen Niveau mathematische und physikalische Simulationsmethoden entwickelt werden, welche für die Film- und Unterhaltungsindustrie von enormer praktischer Bedeutung sind", sagte Gross. Der Simulationsspezialist leitet ein Forschungslabor des Disney-Konzerns an der ETHZ.
"Mir war bewusst, dass unsere Technologie in vielen Hollywood-Produktionen eingesetzt wird, dennoch habe ich nicht mit dieser Auszeichnung gerechnet", erklärt der ETH-Professor. Die Forscher hatten bewusst den Weg über eine Publikation gewählt, um ihre Software bekannt zu machen und auf eine Patentierung verzichtet. Der Quellcode wurde unter einer GNU Public License veröffentlicht.
Da viele Special-Effect-Studios eng kalkulieren müssen und nur geringe Margen haben, sind für sie lizenzfreie Methoden besonders attraktiv. Müssten die Studios hingegen Gebühren zahlen, hätten sie die Software wohl kaum übernommen, ist Gross überzeugt. "Dieser Preis zeigt auch, dass wissenschaftliche Publikationen von überragender Bedeutung sind, wenn es darum geht Innovationen, in industriellen Anwendungen zu verbreiten." (vbr)