Telekom-Chef Ron Sommer unter Druck

Ron Sommer, einstiger Sonnyboy der deutschen Wirtschaft, soll nach diversen Berichten seinen Posten als Telekom-Chef verlieren -- möglicherweise noch vor der Bundestagswahl.

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Von
  • Jürgen Kuri

Ron Sommer, einstiger Sonnyboy der deutschen Wirtschaft, gerät nach dem Absturz der T-Aktie in den letzten Wochen und zunehmenden Zweifeln über eine baldige Erholung des Telekommunikationssektors immer stärker unter Druck. Und in Zeiten des Wahlkampfs lässt sich die Bundesregierung anscheinend ungern von der Opposition und ihrem Kanzlerkandidaten Untätigkeit sowie soziale Kälte vorwerfen, wenn bei der Telekom die Kurse fallen und die Vorstandsgehälter steigen -- trotz aller Beteuerungen, die Regierung könne bei einem privatwirtschaftlich geführten Unternehmen auch bei hohem staatlichen Aktienanteil nicht eingreifen.

So scheint Bundeskanzler Gerhard Schröder möglichst schnell eine öffentlichkeitswirksame Lösung finden zu wollen. Nach Informationen der Financial Times Deutschland aus Unternehmens- und Regierungskreisen plant Bundeskanzler Gerhard Schröder, Sommer noch vor der Bundestagswahl im September abzulösen. Der Schritt sei von Schröder als Überraschungsmanöver gedacht, um die über den Kursverfall der T-Aktie wütenden Kleinaktionäre als Wähler zu gewinnen, schreibt die Zeitung. Außerdem könne er so der Kritik der Opposition begegnen. Bereits zuvor waren ähnliche Informationen des Focus bekannt geworden. Die Berliner Zeitung schreibt in ihrer heutigen Ausgabe ebenfalls darüber, dass der Telekom-Chef bald seinen Posten verlieren solle -- nach diesem Bericht aber erst nach der Bundestagswahl.

Die Bundesregierung bestritt allerdings bislang Pläne für eine Ablösung Sommers. Ein Sprecher des Finanzministeriums wies den Focus-Bericht als "reine Spekulation" zurück. Man sehe keinen Grund, Sommer abzulösen. Außerdem sei der Aufsichtsrat für eine solche Entscheidung zuständig. Über eine Ablösung Sommers war in den vergangenen Wochen mehrfach spekuliert worden.

Auf die Bundesregierung werde vor allem von der Dresdner Bank, der Hausbank der Telekom AG, Druck ausgeübt, heißt es in den Berichten. In der vergangenen Woche habe der frühere Dresdner Bank-Chef Bernhard Walter, der seit 1999 Mitglied des Telekom-Aufsichtsrats ist, bei Finanzstaatssekretär Manfred Overhaus interveniert. Walter habe auf die Empörung im Aufsichtsrat über die mangelhafte Information des Kontrollgremiums über die Schieflage des Unternehmens hingewiesen. In einem Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden der Telekom, Hans-Dietrich Winkhaus, sei bereits die Einberufung einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung angeregt worden. Ein förmlicher Antrag sei jedoch noch nicht gestellt, hieß es im Finanzministerium.

"Wenn es einen Interessenten gäbe vom Schlage eines Jürgen Schrempp (DaimlerChrysler) würde man es machen. Aber es gibt keinen", hieß es laut Berliner Zeitung in gut unterrichteten Regierungskreisen, "und es wird sich wahrscheinlich vor der Bundestagswahl auch keiner melden."

Unterdessen haben Aktionärschützer eine mögliche Ablösung von Sommer noch vor der Bundestagswahl begrüßt. "Wir haben auf der Hauptversammlung dem Vorstand das Vertrauen verweigert, weil wir mit der Entwicklung der T-Aktie unzufrieden sind", sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre der Münchner Abendzeitung vom Montag. Eine Ablösung sei dann die letzte Konsequenz. (jk)