Telekom setzt nach US-Verkauf auf neue Geschäftsfelder
Mit dem Verkauf der US-Tochter an AT&T bricht der Telekom ein Viertel des Konzernumsatzes weg. Der Bonner Konzern will das mit neuen Geschäftsfeldern wie Cloud Computing und Smart Grids ausgleichen.
Die Deutsche Telekom will nach dem Verkauf ihrer US-Mobilfunksparte die übrigen Geschäftsfelder stärken und ausbauen. Großübernahmen und eine Expansion nach Asien oder Afrika schloss Finanzvorstand Tim Höttges am Montag aus. "Das ist nicht geplant. Wir konzentrieren uns auf den organischen Umbau des Geschäfts."
[Update: Der wegfallende Umsatz in den USA, immerhin gut ein Viertel des Konzerngeschäfts, wird demnach nicht direkt ausgeglichen. Das US-Mobilfunkgeschäft hat im vergangenen Jahr 16,1 Milliarden Euro zum Gesamtumsatz der Telekom von 62,4 Milliarden Euro beigetragen.] Höttges versucht die Telekom über Neugeschäft in Bereichen wie der Cloud, dem vernetzten Auto und intelligenten Energienetzen breiter aufzustellen. "Die Telekom muss mehr werden als nur Netzbetreiber."
Im Zuge der Verkaufs erhält die Telekom ein Aktienpaket von AT&T, das sie mindestens ein Jahr lang behalten muss. Danach könnte sie die Beteiligung stückweise verkaufen. "Wir haben das nicht vor. Wir wollen sie mittelfristig halten", so Höttges. Der Grund liegt in der starken Dividendenpolitik der Amerikaner.
Die Gefahr wettbewerbsrechtlicher Schwierigkeiten hält Höttges für gering. AT&T habe große Erfahrung mit Übernahmen und amerikanischen Wettbewerbshütern. "Bei kleineren Auflagen wird der Deal nicht scheitern. Im unwahrscheinlichen Fall, dass er bei größeren Auflagen doch scheitert, zahlt AT&T uns 3 Milliarden Dollar."
"Dies war mit Abstand die attraktivste Möglichkeit", sagte Höttges. Im Schnitt sei T-Mobile USA mit 25 Milliarden Dollar bewertet worden. Nun erhalte die Telekom von AT&T 39 Milliarden Dollar. "Wir verkaufen 25 Prozent des Unternehmens und bekommen 70 Prozent des Unternehmenswertes der Telekom", erklärte Höttges.
Unterdessen ist der Aktienkurs der Deutschen Telekom am Montag kräftig nach oben gesprungen. Die Aktien des Ex-Monopolisten kletterten gegen Mittag an der Dax-Spitze um 12,10 Prozent auf 10,75 Euro. Der Dax stand 1,91 Prozent höher. "Der Verkauf löst wohl das wichtigste Problem bei der Telekom, und zudem wird T-Mobile USA zu einem sehr attraktiven Preis abgegeben", kommentierte ein Börsianer.
Mehrere Analysten reagierten positiv mit Hochstufungen und Kurszielerhöhungen. Der Verkaufspreis liege klar über den Markterwartungen. HSBC-Analyst Dominik Klarmann betonte, die Deutsche Telekom könne sich nun auf das schwächelnde Deutschlandgeschäft konzentrieren. Vor diesem Hintergrund begrüße er die Ankündigung des Unternehmens, in die europäische und deutsche Telekommunikationsinfrastruktur investieren zu wollen. (vbr)