Telekom und DocMorris wollen live via Internet ĂĽber Medikamente beraten
Mit einem Live-Berater sollen Risiken und Nebenwirkungen beim Online-Medikamentenkauf ausgeschlossen werden. Der Service soll zunächst für chronische Patienten zur Verfügung stehen, die einen erhöhten Beratungsbedarf haben.
Die Deutsche Telekom und der Medikamentenhändler DocMorris wollen ein neues Kapitel in der Telepharmazie aufschlagen. Eine persönliche Live-Beratung mit einem realen Ansprechpartner soll die richtige Arzneimitteltherapie sicherstellen, heißt es in einer Mitteilung. Die Live-Kommunikation zwischen Berater und Patient soll mit einer sicheren Ende-zu-Ende-Verschlüsselung angeboten werden. Findet das System Zuspruch, will die Telekom es für die Touristikbranche und den Immobilienhandel anbieten.
Das neue Angebot der Deutschen Telekom und DocMorris wurde auf der diesjährigen CeBIT zwar angekündigt, steht aber erst jetzt für den "Realbetrieb" zur Verfügung. Vorausgegangen waren Tests zur Sicherheit der Netzverbindungen zwischen dem Patienten und dem Live-Berater: "Die sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des LiveBeraters garantiert Kunden, dass die Gespräche mit dem pharmazeutischen Fachpersonal vertraulich und geheim bleiben."
Angebot fĂĽr strukturschwache Gegenden und immobile Menschen
Die Medikations-Konsultationen unter dem Slogan "Erleben, was verbindet" sollen nach Angaben der Telekom die Versorgungslage in strukturschwachen Gebieten verbessern und zudem immobile Menschen mit chronischen Krankheiten erreichen. Nach Angaben von DocMorris arbeiten 90 Apotheker und pharmazeutisch-technische Assistenten fĂĽr das Unternehmen, das 2,5 Millionen Kunden in Deutschland haben soll.
Telekom und DocMorris gehen vor dem Hintergrund einer neuen Diskussion über die Arnzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in die Offensive. So haben sich die in der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin zusammengeschlossenen Internisten zu Worte gemeldet und eine Arbeitsgruppe Arzneimittel-Management gegründet. Gerade Internisten ständen in der besonderen Verantwortung, Patienten und Hausärzte bei der Auswahl von Arzneimitteln zu unterstützen, heißt es zur Gründung der Arbeitsgruppe, die direkt mit den Apothekern konkurrieren will.
Die Apotheker wiederum sind federführend beim Thema Arzneimittelsicherheit, wie sie mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) realisiert werden soll. So wurde am gestrigen Dienstag von der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA) das eigens für die eGK entwickelte Lastenheft Arzneimitteltherapiesicherheit vorgestellt. Es enthält allgemeine Beschreibungen, die im ungleich wichtigeren AMTS-Pflichtenheft genau spezifiziert werden müssen. Für Patienten soll die AMTS beziehungsweise die Speicherung der Medikationsliste auf der eGK der zweite freiwillige Dienst nach den ebenfalls freiwillig zu speichernden Notfalldaten sein, um sie vom Nutzen der eGK zu überzeugen.
Kritiker des Projektes halten dagegen, dass ein Medikationsplan mitsamt den Dauerdiagnosen eines Patienten nicht auf die eGK gehören, sondern als einfache Patienten-Basisinformation ausgedruckt werden können. Eine solche Basisinformation könnte auch beim Gespräch mit einem "Live-Berater" von DocMorris die Konsultation erleichtern. (anw)