Twitter folgt "Do-Not-Track"-Initiative - und testet selbst Tracking
"Do not Track" basiert auf dem Konzept, dass vom Nutzer in seinen Browservoreinstellungen getroffene Entscheidungen zum Datenschutz auch Auswirkungen auf den Umgang der Diensteanbieter im Netz mit personenbezogenen Daten haben sollten.
Die Debatte um die technische Implementierung von Datenschutzvoreinstellungen bekommt neues Feuer: Mit Twitter hat nun erstmals ein großes Webunternehmen in die Liste der Unterstützer der "Do-not-Track"-Lösung eingereiht. Während einer Veranstaltung der ebenfalls "Do not Track" unterstützenden Federal Trade Commission (FTC) stellte Ed Felten, Cheftechniker der auch für den Verbraucherdatenschutz zuständigen Handelsaufsicht, nun Twitter als neuen Mitstreiter für die Idee vor. Wenig später kündigte Twitter an, einen Versuch zu starten, seinen Nutzern selbst beim Surfen über die Schulter zu schauen.
"Do not Track" (DNT) basiert auf dem Konzept, dass vom Nutzer zentral in seinen Browservoreinstellungen getroffene Entscheidungen zum Datenschutz auch Auswirkungen auf den Umgang der Diensteanbieter im Netz mit personenbezogenen und personenbeziehbaren Daten haben sollten. Dadurch soll den Nutzern ein Werkzeug in die Hand gegeben werden, um über eine mögliche Protokollierung und Auswertung des Surfverhaltens durch Dienste- und darauf aufsetzende Drittanbieter wie Werbedienstleister selbst entscheiden zu können, ohne vollständig Javascript, Cookies und Flash verhindern zu müssen.
Derzeit gibt es für die Implementierung von "Do not Track" noch keine endgültige Entscheidung zur gemeinsamen Standardisierung im World Wide Web Consortium (W3C). Treibende Kraft hinhter der Lösung ist die Mozilla-Stiftung, die die Entwicklung des Firefox-Browsers verantwortet. Nutzer von Firefox können bereits heute "Do Not Track" anschalten, müssen hierfür einmalig in den Einstellungen unter dem Reiter Datenschutz einen Haken bei "Websites mitteilen, dass ich nicht verfolgt werden möchte" setzen. Auch im Internet Explorer gibt es eine entsprechende Option, für Google Chromebrowser nur ein externes Plugin.
Sowohl Google als auch Microsoft sind als Browserhersteller und gleichzeitige Anbieter von Werbedienstleistungen nicht übermäßiger Freude am Datenschutz verdächtig. Wie aus Teilnehmerkreisen an der FTC-Konferenz verlautete, versuchten insbesondere die mitverhandelnden Werbedienstleister immer wieder, ursprünglich harte Vorgaben im W3C zu verwässern. Die DNT-Empfehlungen des W3C sind derzeit für Oktober 2012 angekündigt. Twitter scheint bei seiner DNT-Umsetzung jedoch keinerlei Zeit verlieren zu wollen: Bereits wenige Stunden nach Bekanntgabe der Unterstützung lieferte Twitter über seine Seite ein Opt-Out-Cookie namens DNT aus.
Fast zeitgleich zur Unterstützung von "Do Not Track" kündigte Twitter ein anderes Vorhaben an: Man teste ab sofort mit einigen Nutzern "maßgeschneiderte Empfehlungen". Dahinter verbirgt sich die Idee, dass aus dem Websurfverhalten des Nutzers Rückschlüsse für die Empfehlungsmechanismen der Plattform gezogen werden können – zum Beispiel um dem Nutzer potenziell für ihn interessante Twitterer nahezubringen. Allerdings können auch hier die Nutzer gesondert in ihren Nutzerkontoeinstellungen widersprechen – oder eben per DNT-Einstellungen.
Siehe dazu auch:
- Verfolgungsschutz, „Do Not Track!“ können Surfer bald den Werbenetzwerken zurufen, c't 11/2012, S. 164
(jk)