US-Börsenaufsicht: Neue Regelung für Rohstoffe aus Krisengebieten

Die US-Börsenaufsicht (SEC) hat eine Regelung für sogenannte "conflict minerals" verabschiedet. US-Unternehmen sollen demnach offenlegen, woher sie bestimmte Industriemetalle beziehen und ob diese eventuell aus afrikanischen Krisenregionen stammen.

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Die US-Börsenaufsicht SEC hat eine umstrittene Regelung verabschiedet, laut der börsennotierte Unternehmen offenlegen müssen, ob sie oder ihre Zulieferer sogenannte "Conflict Minerals" beziehen – also bestimmte Industriemetalle aus afrikanischen Krisenregionen. Insbesondere der Osten der Demokratischen Republik Kongo und angrenzende Gebiete gelten dabei als die kritischen Herkunftsorte. Der Abbau soll hier mitunter von Rebellen-Gruppierungen kontrolliert werden, die die Rohstoff-Erlöse für die Finanzierung bewaffneter Konflikte nutzen.

Im Fokus stehen Tantal, Wolfram, Zinn und Gold, die in zahlreichen elektronischen Geräten verarbeitet werden. US-Unternehmen, die diese Bodenschätze oder deren Derivate verwenden, müssen deshalb laut der Regelung die Lieferketten ihrer Rohstoffe ermitteln und in einem Bericht gegenüber der SEC darlegen. Diese Berichte sollen dann auch im Internet auf der jeweiligen Unternehmensseite veröffentlicht werden. Der 31. Mai 2014 soll der erste Stichtag für die Berichte sein, die ab dann jährlich vorgelegt werden müssen. Produkte, in denen nachweislich aus Recycling stammende Metalle verwendet werden, sollen als "conflict free" gelten. Laut der in Washington erscheinenden US-Zeitung The Hill hat die SEC aber keine Sanktionsmöglichkeiten gegen Unternehmen, die sich um die Transparenzregeln nicht scheren und weiterhin Rohstoffe aus dem Kongo beziehen.

Mit der Regelung werden Vorgaben des "Dodd-Frank Act" (PDF-Datei) umgesetzt, einer umfassenden Finanzmarkt- und Verbraucherschutzreform, die bereits 2010 verabschiedet wurde. Begleitet wurde die immer wieder verzögerte Umsetzung von heftigen Debatten. So hatten unter anderem Industrieverbände laut LA Times moniert, dass bis zu 16 Milliarden US-Dollar (derzeit rund 13 Milliarden Euro) an zusätzlichen Kosten auf die Firmen zukämen, wenn sie ihre Lieferanten durchleuchten müssten. Zudem sei es auch ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Firmen aus Ländern ohne Transparenzauflagen. Ein Mitglied der US-Handelskammer bezeichnete die Auflagen als "nobel", aber nicht umsetzbar.

Initiativen zu mehr Rohstoff-Transparenz gibt es aber nicht nur von staatlicher Seite: Die Aktivisten vom Enough Project haben vor kurzem einen Bericht (PDF-Datei) erstellt, der die Bemühungen der großen Computer- und Unterhaltungselektronik-Hersteller in dem Bereich betrachtet. Dazu wurde auch eine Rangliste aufgestellt, wie stark sich die Konzerne um "saubere" Lieferketten bemühen.

Welches Unternehmen kümmert sich am meisten um "konfliktfreie" Rohstoffe?

(Bild: Enough Project)

Die führenden Unternehmen wie Intel, HP, Motorola und Apple haben laut den Aktivisten bereits eigene Programme für "konfliktfreie" Rohstoffe aufgelegt. So hat sich Spitzenreiter Intel zum Ziel gesetzt, bis Ende 2012 Tantal nur noch von Anbietern zu kaufen, die eine unbedenkliche Herkunft nachweisen können. Für Gold, Zinn und Wolfram soll das bis Ende 2013 sichergestellt sein. Dem Schlusslicht Nintendo kreidet Enough an, bislang keine erkennbaren Schritte zur Nachverfolgung oder externen Auditierung ihrer Lieferanten unternommen zu haben. (axk)