VDE will Sicherheitsprüfung für Elektrofahrräder

Derzeit kommen 95 Prozent der Pedelecs ohne jeden Sicherheits-Check in den Handel, warnt der VDE. Ein Knackpunkt seien die Ladegeräte für die Drahtesel mit Hilfsmotor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 258 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl

Bei den zunehmend beliebter werdenden Pedelecs – Fahrrädern mit elektrischem Hilfsantrieb – sieht der VDE erheblichen Nachholbedarf, was deren elektrische Sicherheit angeht. Nach Schätzungen des Verbands der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik werden derzeit 95 Prozent aller Elektro-Räder ohne jede Sicherheitsüberprüfung verkauft. Im vergangenen Jahr hatten bereits Warentester große Qualitätsunterschiede zwischen einzelnen Fabrikaten ausgemacht.

Ein kritischer Punkt ist demnach das Ladegerät. Anders als die wettergeschützten Ladesäulen für Elektroautos an der Straße seien die Ladegeräte für Pedelecs oft nur für den Betrieb in Gebäuden ausgelegt. Würden sie dennoch im Freien genutzt, müsse ein sicherer Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit gegeben sein. Und auch bei den Batterien der E-Fahrrädern droht laut VDE Brandgefahr. Zwar enthält eine einzelne Fahrradbatterie wegen ihrer geringen Größe deutlich weniger brennbares Material als eine Lithium-Ionen-Batterie für Autos, bei der eine Kapazität von 20 kWh keine Seltenheit ist. Doch würden Fahrräder oft dicht beieinander in Hausfluren und Kellerräumen abgestellt – bei einer Ansammlung von Pedelecs drohe daher eine "Kettenreaktion ungeahnten Ausmaßes", wenn auch nur ein Akku hochgeht.

Um den Sicherheitsanforderungen an Elektrofahrzeuge gerecht zu werden, hat der VDE jetzt ein Testzentrum in Offenbach am Main in Betrieb genommen. Dort könnten "Traktionsbatterien" von bis zu 400 Kilogramm Gewicht geschüttelt, gequetscht oder aufgespießt werden. Der Verband mahnt unter anderem an, bestehende Testverfahren besser an die Gegebenheiten im realen Verkehr anzupassen.

So arbeite das Hochvolt-Bordnetz eines E-Autos mit Spannungen von teilweise mehr als 800 Volt. Nach einem Crash müsse sicher gestellt sein, dass diese Komponenten spannungsfrei sind und keine ungewollten Entladeströme über die Karosserie abfließen, weil sonst Rettungskräfte gefährdet wären. Die existierende Regelung UN ECE-R100 (PDF-Datei) schreibe zwar Mindeststandards vor, berücksichtige aber die realen Verhältnisse im Straßenverkehr nicht hinreichend: Zum Beispiel werde im jetzigen Verfahren eine trockene Karosserie auf ihre elektrische Leitfähigkeit und Ableitwiderstände untersucht, anstatt von einem verschmutzten und feuchten Auto auszugehen.

Siehe dazu auch:

(ssu)