Versandbuchhändler setzen auf elektronische Bücher
Der deutsche Versandbuchhandel rechnet in den kommenden Jahren durch den Verkauf von E-Books mit einer Umsatzsteigerung.
Deutschlands Versandbuchhändler setzen jetzt auf E-Books – und rechnen in den kommenden Jahren durch den Verkauf solcher elektronischer Bücher mit einer Umsatzsteigerung. "Durch das Aufkommen der E-Books wird wieder neuer Schwung in den Umsatz kommen", sagte Christian Russ, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Versandbuchhändler, der Nachrichtenagentur dpa anlässlich der Jahrestagung des Verbands. Die Branche erwartet Umsatzsprünge wie zuvor beim Aufkommen des Onlinehandels. Dieser mache mittlerweile zwei Drittel des Versandmarktes aus, erklärte Russ. Bislang habe ein "hippes Abspielgerät" gefehlt. Mit Apples Tablet-Computer iPad kommt nach Russ' Meinung nun der Durchbruch im E-Book-Geschäft.
Diesem Durchbruch sieht Russ allerdings mit gemischten Gefühlen entgegen. "Das E-Book ist eine Chance, aber es ist auch eine Herausforderung", sagte er. Denn die Händler würden es mit Unternehmen zu tun bekommen, die nichts mit dem klassischen Versandhandel zu tun haben. Noch dazu hätten diese Unternehmen eine enorme Finanz- und Datenmacht hinter sich. Russ rechnet nicht nur mit Apple und Google als neue Konkurrenten. Er kann sich auch vorstellen, dass etwa das Online-Netzwerk Facebook in den Handel einsteigt.
Die Versandbuchhändler haben im Geschäftsjahr 2009 beim Umsatz um 2,3 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro zugelegt. Ohne das Sorgenkind Buchclubs stiegen die Erlöse sogar um 5,1 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro an. Der Handel mit neuen und gebrauchten Büchern im Internet wuchs erneut nur einstellig, und zwar um 7 Prozent auf 828 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte der Onlinehandel erstmals seit Beginn des Verkaufs über das Internet vor etwa zehn Jahren nur einstellig zugelegt. Mit dem traditionellen Versandhandel – dem Kataloggeschäft – erzielten die Händler Erlöse von 484,5 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 2 Prozent.
In den ersten drei Monaten des aktuellen Geschäftsjahres profitierten die Versandbuchhändler nach Russ' Angaben von Schnee und Eis. Die Leute seien nicht in die Stadt gegangenen, um Bücher zu kaufen. Seit Mai spürten die Versandhändler jedoch eine Kaufzurückhaltung. "Jetzt kommt ein Schnitt", so Russ. Die Leute seien durch die Griechenlandkrise und die Diskussionen um die Stabilität des Euros verunsichert. Wenn das Jahr normal verlaufe, rechnet die Branche mit Stagnation im traditionellen Handel und mit einem ähnlichen Anstieg des Umsatzes im Onlinehandel wie 2009.
Im 1901 gegründeten Bundesverband sind 155 Buchhandelsunternehmen und 59 Verlage vertreten. Am Dienstag tagte der Verband in Ulm, am Mittwoch schließt sich eine Buchmesse an. (anw)