Vor Hewlett-Packard liegt ein langer steiniger Weg

Schon 2011 durchschritt Hewlett-Packard ein Tal der Tränen – das abgelaufene Jahr verlief für den PC-Hersteller jedoch keineswegs besser: Rückschläge und milliardenschwere Abschreibungen auf breiter Front.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.

Software und Services sind für die Wertschöpfung eines IT-Konzerns wertvolle Bausteine – doch wie Hewlett-Packard noch unter der Führung von Léo Apotheker den Wandel vom Hardware-lastigen Entwicklungsunternehmen zu einem stärker Software- und Dienstleistungsgeprägten Konzern auf Biegen und Brechen umsetzen wollte, war reichlich stümperhaft. Erst mit der Berufung der ehemaligen eBay-Chefin Meg Whitman zum neuen CEO und der Entscheidung, das PC-Geschäft fortzuführen und mit der Druckersparte unter einem Dach zu vereinen, schien sich HP wieder auf einen stabilen Kurs bringen zu können.

Löwenstarke Unterstützung kann HP-Chefin Meg Whitman gut gebrauchen - wie hier bei der diesjährigen Hausmesse Discover in Frankfurt durch DreamWorks-Vorstand Jeffrey Katzenberg und den "Madagascar"-Löwen Alex.

Doch von Freude war keine Spur, standen doch im Zuge der Restrukturierung bis zu 30.000 Jobs bei Hewlett-Packard zur Disposition. Und auch die Kundschaft des Traditionskonzerns zeigte sich angesichts des Schlingerkurses verunsichert – und kaufte lieber anderswo ein. Entsprechend schwer tat sich HP, seine führende Rolle im weltweiten PC-Geschäft zu verteidigen. Zur Jahresmitte musste das Unternehmen einen Rekordverlust bekanntgeben: 8,9 Milliarden US-Dollar markierten das größte Minus, das HP jemals in einem Quartal hinnehmen musste. Zu allem Überfluss entwickelte sich dann auch noch die ursprünglich von Apotheker eingefädelte Übernahme des britischen Softwareentwicklers Autonomy zu einer Dauerbaustelle.

Aufgeschlossen und kontakfreudig gab sich die HP-Chefin auch im kurzen Gespräch mit heise resale-Redakteur Matthias Parbel

Zwar hatte CEO Meg Whitman schon zu ihrem Amtsantritt betont, an der Übernahme und Integration von Autonomy festhalten zu wollen – doch die Strategie wollte nicht so recht aufgehen. Vom ehemaligen Autonomy-Chef Mike Lynch trennte sich HP vorzeitig. Die Verantwortung der Sparte übergab Whitman an den langjährigen Microsoft-Manager Robert Youngjohns, der die Autonomy-Geschäfte endlich in Schwung bringen sollte. Doch die über 10 Milliarden Dollar teure Akquisition entpuppte sich schließlich als Milliardengrab: Gut 8,8 Milliarden Dollar musste HP im dritten Quartal 2012 auf die Autonomy-Übernahme abschreiben. Nachdem auch noch von Bilanzmanipulationen bei dem britischen Softwarehaus die Rede war, sah sich Hewlett-Packard zudem mit einer Klage von Aktionären konfrontiert.

2013 wird daher für HP ein weiteres schweres Jahr mit großen Herausforderungen. Konzernchefin Meg Whitman wird nicht nur mit Nachdruck um das Vertrauen von Kunden und Partnern kämpfen müssen, auch den Investoren an der Börse muss sich der Konzern schnellstmöglich wieder als feste Größe mit einer verlässlichen Strategie präsentieren. Dabei darf sich das Unternehmen sehr wohl auf seine Stärken als Entwicklerschmiede verlassen – am Ausbau des Software- und Service-Geschäftes wird aber ebenfalls kein Weg vorbeiführen, wenn HP langfristig im Wettbewerb der weltweit führenden IT-Konzerne mithalten will. (map)