Was Fische im Amazonas ĂĽber den Klimawandel verraten

In Brasilien wollen Wissenschaftler des Nationalen Forschungsinstituts für das Amazonas-Gebiet anhand einer Flusstierart herausfinden, welche Auswirkungen die Erderwärmung hat. Das sei genauer als Computersimulationen.

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Von
  • Ina Vollmer

Unter dem knapp sechs Milliarden Hektar großen grünen Teppich des brasilianischen Regenwalds versteckt sich eine unglaubliche Artenvielfalt. Forscher des Nationalen Forschungsinstituts für das Amazonas-Gebiet (INPA) wollen nun herausfinden, wie viele davon im mutmaßlichen Klima des Jahres 2100 überleben können, berichtet Technology Review. Dabei vertrauen sie Amazonasfischen mehr als Computersimulationen.

Der Tambaqui ist im Amazonas-Delta zu Hause, dem größten Flussdelta der Welt. Beim INPA muss der gräuliche Fisch in kleinen Tanks schwimmen. Diese stehen in Klimaräumen, wo Alzira Miranda de Oliviera den Tieren so einheizt, wie es der Weltklimarat IPCC für 2100 voraussagt. Während einer der vier Räume die Kontrollgruppe beherbergt, repräsentieren die anderen drei jeweils verschiedene Klimaprognosen für 2100. Sowohl die Temperatur als auch den CO2-Gehalt hat Oliviera erhöht.

Nach einem halben Jahr in der klimatischen Zukunft zeigten die Fische Reaktionen, die die Forscher nicht vorausgesehen hatten. "Durch wärmere Temperaturen wird der Metabolismus angeheizt. Dadurch sollten die Fische eigentlich mehr essen und stärker wachsen", erklärt Oliveira.

Stattdessen wuchsen die Jungtiere weniger. Wenn der Tambaqui seine bis zu einen Meter Länge und 30 Kilogramm nicht mehr erreicht, treffe das vor allem die Menschen, sagt Adalberto Luis Val, Leiter der INPA-Forschungsgruppe "Anpassungen des aquatischen Lebensraums des Amazonas". Der Tambaqui sei eine wichtige Nahrungsquelle und Wirtschaftstreiber. "Wir müssen jetzt herausfinden, ob der Fisch auf Dauer überhaupt lebensfähig bleibt", sagt Oliviera. (bsc)