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Was war. Was wird. Der zweite Teil des Sommerrätsels, passend zu Spion&Spion

"Geht nach Hause, kleine Kinder. Oder geht, wohin ihr wollt." Aber halt! Hal Faber hat da noch den zweiten Teil des diesjährigen Sommerrätsels. Und das in diesen Tagen, da wir wieder einmal lernen, wie sich die Welt in Freund und Feind aufteilt.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Hal Faber

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Journalisten lieben Jubiläen. Sie machen Artikel im Voraus planbar und sollten eigentlich täglich anfallen. Ganz anders als das öde Tagesgeschäft lassen sich Jubiläen mit Tonnen von Moral anreichern. Man sieht es an den Zeitungen, die allesamt an diesem schönen Sommer-Wochenende den 100. Geburtstag der Troll-Zeichnerin Tove Jansson feiern. Nein, hier passiert das nicht. Oder doch nur ein kleines Häppchen, wie damals, als Jansson starb, nicht ohne der Welt den wunderbaren Satz gegeben zu haben: "Geht nach Hause, kleine Kinder," sagte Schnupferich, "oder geht, wohin ihr wollt. Das ist genauso gut."

*** Geht, wohin ihr wollt, das ist für viele Menschen, ob im Gaza-Streifen oder in Donetsk, ob auf Lampedusa oder dem Berg Sinjar nicht möglich. In diesen Tagen lernen wir wieder einmal, wie sich die Welt in Freund und Feind aufteilt, gemäß dem Diktum von Carl Schmitt. Der schrieb 1932 über den "Begriff des Politischen":

Jeder religiöse, moralische, ökonomische, ethnische oder andere Gegensatz verwandelt sich in einen politischen Gegensatz, wenn er stark genug ist, die Menschen nach Freund und Feind effektiv zu gruppieren.

*** Vielleicht wird diese Erklärung von US-Präsident Obama zum Eingreifen im Irak und der "Fürungsverantwortung" der USA eines dieser Jubilären werden, die Journalisten so lieben. Bis dahin kann man sich an ein anderes Jubiläum halten, an den Rücktritt von Richard Nixon, einem Mistkerl mit gewissen Verdiensten, im Zuge des Wategate-Skandals: Sein Wahlkampf-Team hatte kubanische "Klempner" angeheuert, die Überwachungswanzen in den Büros der gegnerischen Demokraten installierten. Deren Wahlkampfstrategie sollte ausspioniert werden.

*** Spionage, Überwachung und Verrat, damit sind wir beim nächsten Thema des Sommerrätsels. Nach Kunstware ist nunmehr die Spyware dran, gewissermaßen die Kunst der Spione, Whistleblower und, jawohl, der Journalisten. Der Watergate-Skandal wurde durch die Arbeit der Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein aufgedeckt, basierend auf Informationen des Informanten "Deep Throat" Mark Felt. Nie war das Ansehen unseres Berufes höher als damals. Während unsere Bundesregierung höflich alle Botschaften bittet, doch bitteschön eine Liste aller Agenten in Deutschland auszuhändigen, damit ein "gemeinsamer Sachstand" vereinbart werden kann, machen wir uns auf die Jagd. Computer spielen dabei die kleinste Rolle, es soll ja nicht zu einfach sein.

Frage 2: Welcher berühmte Spion wird hier gesucht?

Daraus ergibt sich Frage 1 im zweiten Teil des diesjährigen Sommerrätsels: Ein großer Geheimdienst hatte vor der Erfindung des Computers sein Hauptquartier mit modernster Überwachungstechnik ausgestattet, die alle biometrischen Merkmale eines Besuchers speicherte, mit Fotografien, Fingerabdrucken und Stimmaufzeichnungen. Ein Journalist berichtete darüber im Zuge eines berühmten Spionagefalles, der ihn schwer beschäftige. Gesucht wird der Name des Spions.

Nur nicht gezögert. Frage 2: Welcher berühmte Spion wird im Bild rechts gesucht?

*** Nach einer Arbeit der Wissenschaftlerin Margaret Boveri soll es einen großen Unterschied zwischen Spionen und Verrätern geben. Der Spion wechselt nicht die Fronten, sondern trägt als überzeugter Täter seine Front ins feindliche Lager. Im Idealfall kehrt er zurück ins eigene Lager, nachdem er seine Mission erfüllt hat. Der Verräter wechselt hingegen die Fronten. Er lässt das, woran er geglaubt hat, hinter sich und gewinnt im neuen Glauben eine neue Identität, zu der er sich schließlich offen bekennt. Ob das wirklich so gut getrennt werden kann, ist eine offene Frage. Sehr viele Spione waren Doppelagenten oder ließen sich, als sie von anderen Staaten gefragt wurden, auf das Spiel ein, ihrem Heimatland davon zu berichten. Das Flieger-Ass Christopher Draper mag als Beispiel genannt sein.

*** Auch die Klassifizierung des Verrats ist keine einfache Sache. Seitens der USA wird Edward Snowden als Verräter geführt, gleichwohl fühlt er sich den amerikanischen Werten verpflichtet und will seine Mitbürger aufklären. Wie bereits in der Auflösung des ersten Sommerrätsels berichtet: In der Süddeutschen Zeitung wurde Snowden entlastet und ist nach deutschem Recht und Gesetz kein Verbrecher. Wobei man zahnersatzknirschend anmerken muss, das deutsches Recht und Gesetz ihren Preis haben und die Justiz käuflich geworden ist in dieser Woche. Vor dem Recht sind alle gleich, und einige sind reicher.

*** Jetzt hat Snowden in Russland eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Jahre erhalten, die es möglich machen würde, dass Snowden im NSA-Untersuchungsausschuss aussagen könnte. Prompt äußerte sich Julian Assange zu dieser Entscheidung, die seiner Emanation zu verdanken sein soll und warnte Snowden eindringlich vor Auslandsreisen. Zu groß sei die Gefahr, von US-amerikanischen Agenten gekidnappt zu werden. Wahrscheinlich dürfte Snowdens Name in der Datenbank Terrorist Identities Datamart Environment stehen, deren Existenz in dieser Woche als neuestes US-Sammelsurium der computergestützten Weltüberwachung bekannt wurde. Wahrscheinlich ist ein zweiter Snowden dabei, das amerikanische Volk darüber aufzuklären, wie weit sich seine Dienste und Agenten von dem Ziel emanzipiert haben, die Demokratie zu retten.

Kommt also Frage 3: Bleiben wir beim Kidnappen. Gesucht wird ein Entführter, der nur mit journalistischer Hilfe frei kam und prompt als Spion geführt wurde.

Und wieder gleich hinterher die Frage 4: Dass die Bundesregierung Botschaften anschreibt mit der Bitte um eine Agentenliste, mag kurios erscheinen. Tatsächlich gab es eine Regierung, die von einem anderen Staat den Abzug von 105 Botschafts-Spionen forderte und dafür eine Geheimliste übermittelte. Die Massenausweisung von Diplomaten sollte u.a. die Computerindustrie des Landes schützen, für die sich die Spione nach Weisung eines wissenschaftlichen Forschungskommitee interessierten. Welche Regierung verfügte wann die spektakuläre Ausweisung in welcher Operation?

*** Wir schreiben das Jahr 2014 und kommen zu einem weiteren Jubiläum. Am 1. August kam das Lego-Forschungsinstitut heraus und war innerhalb von einem Tag ausverkauft. 40 Jahre nach den ersten Lego-Menschen-Bausteinen sind Frauen in Berufen zu bespielen, als Astronomin, Chemikerin und Physikerin, nur die Informatikerin fehlt. Einen deutlicheren Kommentar zum Stand gesellschaftlicher Emanzipation dürfte es wohl nicht geben, doch lieber schreibt man darüber, dass die neuen Gleichberechtigung im Kinderzimmer Probleme auf dem Arbeitsmarkt lösen könnte.

Daraus ergibt sich fast schon zwangsläufig Frage 5: Diese Frage müsste eigentlich über die große Agentenführerin Ruth Werner a.k.a. Ursula Beurton gehen oder über Mata Hari 2.0, die in dieser Wochenschau bei einem Spionageskandandal zu Wulffens großen Zeiten erwähnt wurde. Die echte Mata Hari war Niederländerin, in Version 2.0 war sie Russin. Also ist ein Kompromiss fällig. Gesucht werden die Mata Haris von Brüssel.

Mit einem gewissen gedanklichen Schlenker kommt man dann zu Frage 6: Bleiben wir bei den Botschaften und feiern ein Novum beim Sommerrätsel, das erste Rätselvideo. Was ist das genau? Wer hat es gebaut? Wie funktioniert's?

Frage 7: Ja, was ist das denn das für eine Brille, die den Sommer schnieckefreundlich macht? Mit Knacks die Welt verbessern? Wer sucht denn da den BH-Verschluss?

*** Am letzten Wochenende endete bekanntlich eine Kickstarter-Kampagne für einen Kartoffelsalat mit dem Startup-Plan, eine Firma zu gründen, die mit Humor die Welt verbessern will. Ja das ist doch mal was, das klingt fast nach einem Moodhacker. Denn das Lachen ist uns bekanntlich längst vergangen, nur das Scheißen bleibt uns erhalten. Doch auch dafür gibt es eine Kickstarter-Kampagne.

Apropos Kickstarter: Frage 7! Ja, was ist das denn da im Bild links für eine Brille, die den Sommer schnieckefreundlich macht? Mit Knacks die Welt verbessern? Wer sucht denn da den BH-Verschluss?

Und wo wir schon dabei sind, Frage 8: Noch etwas wird gesucht, diesmal bei einem unserer Dienste, dem Verfassungsschutz. Welcher Präsident schaffte die komplette Amtszeit?

Was wird.

Es ist ein bemerkenswerter Sommer, da soll der Sport nicht zu kurz kommen, etwa beim Panzer-Biathlon in Russland, wo wieder einmal keine Leoparden dabei sind. World of Tanks live, das ist doch was, ganz ohne diese Ukraine. Oder sollte ich gleich auf das kommende Finale hinweisen? Aber da gibt es noch ganz andere Termine, etwa den bereits ausgebuchten Showdown der Datenschützer in Kiel, wo über das Supergrundrecht Sicherheit verhandelt wird. Oder eine kleine Konferenz, die sich so Gedanken macht über lulzige Sachen.

Frage 10: Supergrundrecht Sicherheit? Ist das Thema nicht mit dem CSU-Supermann gegessen? Worauf weist das Foto hin?

Womit wir fast am Ende wären mit Frage 9: Wofür steht dem geneigten Spionagefreund das Kürzel XX? Supergeheim? Superallwissend? Fleißpünktchen gibt es für eine deutsche "Automarke".

Es fehlt aber noch Frage 10: Supergrundrecht Sicherheit? Ist das Thema nicht mit dem CSU-Supermann gegessen? Worauf weist das Foto rechts hin

Die Auflösung des kleinen Rätsels aus einer lauen Sommernacht erfolgt wie üblich am späten Montagnachmittag. Mitunter aber auch in den Kommentaren der geneigten Leserschaft, wenn ein Volltreffer erzielt wird. Die nächste und letzte Folge des Sommerrätsels beschäftigt sich mit Hackern und ihrer Hackware und der Iditotie vom Glauben an die technologische Neutralität. (jk)