Was war. Was wird. (der etwas gewittrigen Sommernacht Sommerrätseledition, Teil 1)
Gute Vibes, ja, die können wir alle gebrauchen, nicht nur in London. Vielleicht hilft es, die Hirnzellen zu strapazieren, hofft Hal Faber, und präsentiert die erste Folge des diesjährigen Sommerrätsels.
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Oh, Lympia, wie bist du rosa, oh, Lymp, dein Hellblau steht dir wunneba... Auf 1001er Webseite kündet ab sofort der offiziell einzubauende Disclaimer von der großen Show: "Olympia, Olympiade, olympisch, die olympischen Ringe, Faster Higher Stronger, Citius Altius Fortius und vergleichbare Marken stehen ausschließlich dem Internationalen Olympischen Komitee, dem London Organizing Committee of the Olympic Games and Paralympic Games (LOCOG) oder damit verbundenen Organisationen zu. Diese Seite wird durch diese Organisationen weder bereitgestellt noch steht diese Seite in einer Beziehung zu diesen Organisationen." 150.000 offiziell bereitgestellte Kondome und das Löwenteam von IBM sollten das Schlimmste verhindern, da haben wir Zeit, uns um andere, weit wichtigere Dinge zu kümmern. Es ist in diesen lauen Nächten Zeit für das Sommerrätsel, wie üblich in mehrere Klickstrecken, äh, Folgen geteilt, eingeordnet in Hardware- und Softwarefragen. In welcher Beziehung der Auftritt des "Internet-Erfinders" Tim Berners-Lee mit seinem Next-Würfel bei der Eröffnungsfeier zur "Feier der Jugend der Welt" stehen mag, wäre eines dieser Rätsel (auch wenn's "Guter Vibe" trifft), ebenso die olympischen Sommerspiele zu Sachsen. Den Anfang machen indes die Fragen nach der Wetware, den Menschen, ohne die Hard- und Software sofort ihren Betrieb einstellen würden. Nach dem Tag des glücklichen Sisyphos ist es wieder mal an der Zeit, sich an Frauen in der IT-Branche zu erinnern. Im Gender-Dschungel muss man sich halt verirren können.
Also Frage 1: Als Göttin kam sie als erste Kopfgeburt zur Welt. Als fahle Preisfigur ging sie an eine Frau, die sich als kühlen Kopf sieht. Wer ist diese Frau?
Gleich weiter zu Frage 2: Steht hinter jeder erfolgreichen Frau ein Mann? Liegt Glanz und Elend eng zusammen? Gesucht wird eine Frau, deren Mann das Pech hatte, ihr Mann zu sein.
***Der Londoner Rummel hat auch seine positiven Seiten. Dazu gehört eine Ausstellung des größten Barden der Menschheit, den manche angesichts abstruser Sommerdebatten als Bibelersatz zitieren. Jetzt kann man lernen, dass Shakespeare tatsächlich eine Bibel war und eine moralische Autorität für die Gefangenen auf Robben Island, unter ihnen Nelson Mandela. So kann man lesen, wie in der (südafrikanischen) Politik mit Shakespeare argumentiert und gestritten wurde. Doch macht Bewusstsein Feige aus uns allen, wenn die kräftige Farbe der Entschließung durch des Gedanken Blässe angekränkelt wird? Wie war das noch mit dem ganzen Shakespeare bei Zweitausendeins? Nun doch Aus und vorbei?.
*** Der Brite Alan Turing wusste sehr gut, dass der Mensch ein soziales Phänomen ist. Dennoch schrieb er seine Anmerkungen zum heute so genannten Turing-Test, mit "stiff upper Lips" und dem Humor der montypythonesken Art. Wie kreativ der Mensch im Team ist, kann man ganz ohne Fernsehmarathon an einem netten Computerspiel voller Retrocharme sehen, das aus der Not-Wendigkeit geboren wurde, den Vermarktungs-Wahnsinn der Veranstalter zu umgehen. Wobei, wenn es um Vermarktung geht, es immer auch um hübsche Summen für alte Inhalte gehen kann. Wenn es eine "Herausforderung" ist, ältere Charaktere dieser Sammlung bei jüngeren Zielgruppen bekannt zu machen, dann ist das vor allem für ein Rätsel gut.
Womit wir bei Frage 3 wären: Sie war eine Göttin für die Jugend der 80er. Gesucht wird das Computerspiel mit ihr.
Göttinen? Ja. Das führt direkt zu Frage 4: Auch eine Ikone, für noch ältere Semester. Was will uns die Oma aus dem Internet (im Bild rechts sagen?
*** Wo die Oma auftritt, wird von Früher (tm) erzählt, von den guten alten Zeiten, als man tatsächlich noch Computer aufschrauben und tunen konnte, als Gesetze nach allen Regeln der Juristerei gezimmert wurden und nicht in Hinterzimmern huschusch abgeändert. Das Meldegesetz hat es im öffentlichen Protest umgepustet, das Wahlrecht mit seinem Geburtsfehler der Überhangmandate ist als nicht verfassungsgemäßes Recht weggepustet worden und wenn man sich die neuesten Abänderungen beim Leistungsschutzrecht vor Augen führt, wird gerade ein weiterer schwarzgelber Pustekuchen gebacken. Was bleibt, ist der Eindruck, das Gesetze wie in einem dieser Lustspiele mit der Oma aus dem Internet in Hintertupfing gezimmert werden. Es hat was von einem Schwank, wenn Juristen das Lex Google so kommentieren "Warum lasst Ihr es nicht einfach bleiben?!"
Was nicht unbedingt zwangsläufig zu Frage 5 führt, aber trotzdem gefragt werden will: Wie heißt die EDV-Fachfrau in einem gern gespielten Bauernstadl, in dem Computer eine Rolle spielen?
Was ebenso für Frage 6 gilt: Darf man die Computerei den Männern überlassen? Diese Frau sagte Nein.
*** In dieser Woche ist es wieder einmal passiert: Internet-Giganten wie Google und Amazon haben einen Lobbyverband namens Internet Association gegründet, der sich gegen staatliche Regulierung des Internet einsetzen soll. Schon einmal hatte diese Branche einen üppig ausstaffierten Lobbyverband, angeführt vom Internet-Giganten Netscape, der Deutschen Telekom und SCO (!), der vehement staatliche Beschränkungen in der Kryptografie bekämpfte. Schaut man auf die Arbeit des Global Internet Projects zurück, so zeigt sich ein ums andere Mal, wie das Internet vergisst. Die großen Visionen von der Zukunft des Internets, vom richtigen Wachstum der Branche und ehrgeizigen weltumspannenden Zielen, verweisen ins Nirvana. Man wollte anders sein, vor allem professioneller als die Electronic Frontier Foundation (EFF), deren Arbeit belächelt wurde. Das Kryptoverbot wurde in der Tat verhindert, auch mit dem Engagement der EFF, die unermüdlich weiter arbeitet und beispielsweise über die Risiken der Gesichts-Erkennung aufklärt oder die fortlaufende Arbeit an der Finfisher-Analyse begleitet, die anderswo sensationsheischend als "neuer Staatstrojaner" gefeiert wird. Ist es schon vergessen, dass Finfisher aus München stammt, der Mailserver aus persönlichen Gründen im Libanon steht und der Eigner in Bahrain gesichtet wurde?
Was in diesem Fall ganz selbstverständlich zu Frage 7 führt: Auch anderswo gibt es Widerstand gegen IT-Überwachung. Wer ist sie, die im Bild links zu sehen ist?
Eigentlich nichts damit zu tun hat Frage 8: Mann ist Mann und Frau ist Frau. Eine Programmiererin beweist das Gegenteil.
Was wird.
Alles wird gut oder zumindest August. Dann tritt das Gesetz zur sogenannten Button-Lösung in Kraft, mit dem die Internet-Abzocke beendet werden soll, zumindest bis zum ersten Auftauchen eines nicht sichtbaren Trick-Buttons. Nur beim Klick auf eine "deutlich gekennzeichnete Schaltfläche mit Angabe des Gesamtpreises" kommt ein rechtsverbindlicher Kaufvertrag zustande. Ist das nicht wunderbar? Und noch ein Gesetzlein tritt in Kraft, funktioniert allerdings genau andersrum, nämlich ohne jegliche Warnung: Die LKW-Maut wird Klock Mitternacht auf 1135 Kilometer Bundesstraße ausgeweitet. Als "Warnschild" diente eine Bekanntmachung im amtlichen Teil des elektronischen Bundesanzeigers, ansonsten erfährt der Brummifahrer allenfalls davon, wenn in der Nacht das Software-Update auf der OBU aktiviert wird – oder auch nicht. 40 Millionen Euro zusätzlich soll die "Erweiterung" der Maut bringen, die technisch gesehen der Einstieg in eine bundesweite LKW-Maut auf allen Straßen ist: Schluss ist dann mit der lästigen Diskussion um "Mautausweichler" oder den 30 Millionen, die Toll Collect jährlich bekommt. Um es mit dem ausgezehrten Amazon zu sagen: Wer glaubt, dass diese Millionen ausschließlich in den Straßenbau fließen, glaubt auch, dass nach dem erstmaligen Ausfall der Lindenstraße wegen unserer hellblaurosanen "Medaillenhoffnungen" am heutigen Sonntag die Welt untergeht. Aber mit dem Glauben ist das bekanntlich so eine Sache, wie nicht nur die sommerliche Vorhaut-Debatte zeigt: Die IFA naht und mit ihr solche Weisheiten, dass Wäschetrockner weniger Energie verbrauchen als eine herkömmliche Wäscheleine. Da hat eine andere Form von Hitze zugeschlagen.
Apropos Hitze und zuschlagen. Frage 9: Home Appliances auf der IFA? Ach was! Gesucht wird die Frau, die den ersten Home Computer benutzte.
Und fast schon ein Ausblick ist Frage 10: Auf der Schwelle zum Hardware-Gerätsel suchen wir eine "Roboterin", die sich für die Rechte islamischer Frauen einsetzt.
Die Lösung aller Rätsel einer gewittrigen Sommernacht wird, so die Götter des Netzes und der Redaktion es wollen, am Montag veröffentlicht. (jk)