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Was wirklich war, als das Sommerrätsel endete

Es ist vorbei, bye, bye, Julimond, es ist vorbei. Der August ist da, und unser kleines Sommerrätsel ist schon wieder zu Ende. Die Antworten auf die Fragen der letzten Runde jedoch bleibt Hal Faber nicht schuldig.

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Von
  • Hal Faber

Es ist vorbei, bye, bye, Julimond, es ist vorbei. Nicht besonders glücklich war das Sommerrätsel 2010 positioniert, angesichts der traurigen Geschichte des Endes eine Loveparade mit Toten und vielen Verletzten. Wir konnten halt nicht in die Zukunft blicken, obwohl doch ein einziger Blick genügt hätte. Wieder ein Grund mehr, den klassischen Journalismus abzuschaffen? Ja, wenn die sozialen Netzwerke gewarnt hätten, wenn der Flashmob-Aufstand gegen die Paradepläne Busladungen von Protestieren zur Gegenparade aufgerüttelt hätte, möchte man dies wohl glauben.

Übrigens halten sich auch die Sommerlöcher nicht mehr an den Zeitplan. Der seltsame Gedanke, Chipkarten für Hartz-IV-Kinder und -Jugendliche auszugeben, die zur Freude der Industrie nach Lesegeräten in Schulen, Kindergärten und Sportvereinen rufen, ist so ein Thema. Wer sich über den Vorschlag grün ärgert, verkennt den sommerlichen Unsinn, der da verzapft wird. Damit sich das Gesamtsystem mit eigenen Hartzkarten für die Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld rechnet, müssten mindestens 10 statt 6 Millionen Teilnehmer da sein. Mein Vorschlag: Peter-Hartz-Gedächtnismünzen, die nicht beim Akohol- und Nikotinkauf anerkannt werden und in Eroscentern zu lachen anfangen.

Damit sind wir bei der letzten Runde unseres kleinen Sommerrätsels, in der die Hälfte der Fragen gelöst wurden und hopplahopp die Frage Nummer 2 sogar zwei gültige Lösungen hatte. Mit Gedächtnismünzen geht es stracks zur Lösung von Frage 1. Denn der schlanke Bundesadler, über den sich der Graveur Heinz Hoyer diebisch freut, prangt auf der Gedächtnismünze für Konrad Zuse.

Frage 2 beruhte auf einer Bilderstrecke und einem Missveständnis. Denn was diese Bundesverdienstkreuze anbelangt, die Bundestrainer bekommen, so ist die Open Source-Szene "gut aufgestellt", wie das neudeutsch heißt: Matthias Ettrich UND Georg Greve sind die Trainer der freien Sourcen, die beide in einer Klickstrecke versammelt sind. Weitere können folgen, man denke nur an Marco Borries, der vor 10 Jahren "sein" StarOffice unter die GPL stellte.

Frage 3 verwies auf Google, wo Gedankenpolizist als Thought Police übersetzt zur Lösung führen sollte. Ein gewisser klammheimlicher Stolz macht sich breit, wenn über das Datenbanksystem AQUAINT zu lesen ist, dass es wie HAL werden soll, und dazu noch ein besserer HAL als jener HAL 9000, von dem sicher der Name Hal Faber ableitet. Eigens darum wurde gerade ordentlich in Recorded Future investiert.

Frage 4 suchte einen Satz von Eric Schmidt. Er lautet: "By 21, it should be acceptable to change your name and start it all over." Schmidt war gefragt worden, wie er sich denn fühlen würde, wenn seine Jugendsünden und Partybilder im Internet stehen würden. Ein interessantes Konzept, der Neuanfang mit 21 Jahren.

Frage 5 suchte einen roten Knopf. Doch kein Leser, keine Leserin erinnerte sich an die Zeiten, in denen Computer rote Knöpfe, auch Reset-Knöpfe besaßen, mit denen sie zum Neustart gekitzelt werden konnten. Genau so ein Knopf als Notschalter im Browser ist eine Erfindung von Klaus Jansen vom Bund deutscher Kriminalbeamter. Womit nicht gesagt ist, dass dieser Schalter eine wirksame Maßnahme sein kann. Im Zweifelsfall gibt es bekanntlich noch den ganz großen Knopf.

Frage 6 suchte den Betrüger der hinter dem Pseudonym Michael Fenne, der mit der Pseudofirma Pixelon die größte Startup-Party aller Zeiten schmiss, mit Cindy Margolis, den Dixie Chicks, mit Kiss und mit The Who, die den Vegas Job ungerührt vermarkteten. Michael Fenne wurde als der Aktienbetrüger David Kim Stanley entlarvt, gegen den unser Kimble ein Fingerhütle ist.

Wenn man aus "Meine Welt" das englische Myworld formt und dies mit den bizarren Nachrichten von der Karstadt-Insolvenz kombiniert, wäre Ragnar Nilsson als Erfinder der Myworld die Lösung von Frage 7 gewesen. Dem Spitzen-Manager gelangen eine Reihe von denkwürdigen Flops, von Myworld bis Ignition.

Dass Bazon Brock kein Flop ist, sondern ein wichtiger Theoretiker der neuronalen Ästhetik wird niemand bestreiten. Im Bilderrätsel von Frage 8 wurde Brock überraschend schnell gefunden, wie er einen Flop erklärt, den "Anniversary Mac" im Jahre 1997. Brock präsentierte das teure Design-Stück von Apple zusammen mit einem hässlichen Konferenzstuhl, einem noch hässlicheren PC und einem preisgekrönten schlichten Entwurf aus dem Biedermeier. Es half nichts, die Jubiläums-Maschine floppte, vor allem, weil sie viel zu teuer war.

Das Geburtstagskind Steve Wozniak von Frage 9 wird hier im Ticker sicher noch gefeiert, wenn er seine Geschenke zum 60. auspackt und vielleicht mit der Tänzerin Karina Smirnoff die eine oder andere Runde dreht, so geht es schnell zur Frage 10, die in einer Rekursion nach einem Menschen fragte, von dem das Geburtstagskind profitierte. Gesucht wurde nach Bill Mensch, der die Prozessoren konstruierte, um die Steve Wozniak seine Computer konstruierte.

Das Sommerrästel meldet sich im Jahre 2011 wieder und startet, eh der Chaos Computer Club zum Grillen unter freien Himmeln einlädt. Dann fliegen sie weg, die zur besten Engelzeit als Freunde kommen wollen, mit einer kleinen Rakete zum Mutterschiff und von dort zum blauen Planeten Wikileaks. (vbr)