Zentrale Hochschulzulassung erneut gescheitert
Zum zweiten Mal musste der Start der geplanten zentralen Hochschulzulassung abgesagt werden, weil die Verbindung zwischen zentralen und lokalen Systemen nicht funktioniert. Maximal 40 Pilotprojekte sollen nun Erfahrungen sammeln.
Was Kenner der Materie befürchteten, ist jetzt eingetreten: Der Start des zentralen Zulassungsverfahrens für die deutschen Hochschulen musste erneut abgesagt werden. Ursprünglich sollte dieses Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) die zulassungsbeschränkten Studienplätze bereits für das jetzt laufende Wintersemester 2011/12 verteilen.
Im April dieses Jahres zog die zuständige Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) jedoch erstmals die Notbremse, da es keine funktionierende Anbindung der zentralen, vom Bund mit 15 Millionen Euro finanzierten Software an die lokalen Programme gab. Neu zu schreibende "Konnektoren" samt einem strengen Zeitplan sollten das System dann im Wintersemester 2012/13 an den Start bringen. Nun wird es wohl stattdessen einzelne Pilotprojekte geben. Die SfH nennt das in ihrer Presseerklärung "Grünes Licht für DoSV".
Offiziell verteilt man zwar keine Schuldzuweisungen, der heise online vorliegende Beschluss des Stiftungsrats benennt jedoch klar die Hannoveraner HIS GmbH. Die Tests für deren Konnektor, der die eigene mit der zentralen Software verbinden soll, seien gescheitert: "Es konnte […] kein vollständiger Verfahrensdurchlauf getestet werden. Eine Anbindung von Hochschulen mit dem Konnektor der HIS für ZUL-GX erscheint daher zum jetzigen Zeitpunkt nur in wenigen Ausnahmefällen zum WS 2012/13 möglich," heißt es in dem SfH-Beschluss weiter.
Hingegen bindet "Campus Net Apply" der privaten Firma Datenlotsen zumindest Einfachstudiengänge korrekt an. Es habe die diesbezüglichen Prozesskettentests erfolgreich absolviert, bis 16. Januar 2012 werde es auch Mehrfachstudiengänge integrieren. Campus Net Apply kooperiert bei der Bewerbung für die Studienplätze mit dem zentralen Portal und überträgt nach der Zulassung die Daten der Studierenden in die älteren HIS-Systeme.
Hochschulen, die diese Software oder das modernere HISinOne von HIS verwenden, können ebenso am Pilotbetrieb teilnehmen wie zwei Universitäten, die selbstgeschriebene Software benutzen. Insgesamt sollen 40 Bildungseinrichtungen technisch in Frage kommen, das wären nur rund ein Fünftel aller Hochschulen mit lokalen Zugangsbeschränkungen. In dieser Zahl sind vermutlich 20 Kunden von HISInOne enthalten, von denen jedoch 13 das Programm noch nicht produktiv einsetzen; sie sind gerade mit der der Einführung beschäftigt.
Die HIS GmbH befindet sich im Eigentum des Bundes und der Länder. 2010 erhielt sie knapp 8,6 Millionen Euro direkte Zuschüsse aus Steuergeldern.
Das neue "dialogorientierte Serviceverfahren" (DoSV) soll die Zulassung durch Zentralisierung beschleunigen. Bislang können sich Studenten bei beliebig vielen Hochschulen um einen Studienplatz bewerben und zunächst auch beliebig viele Zusagen annehmen. Dadurch stellt sich in vielen Fällen erst relativ spät heraus, wer welchen Studienplatz tatsächlich in Anspruch nimmt. Die anschließenden Nachrückerrunden ziehen sich bis zu zwei Monate hin. Beim DoSV bewerben sich Studenten für bis zu 12 Kombinationen aus Fächern und Hochschule online und erhalten ihre Zulassungen auf diesem Weg. Nehmen sie eine davon an, werden alle betroffenen Hochschulen sofort unterrichtet, und die Bewerbung ist abgeschlossen. (ck)