Zürich sagt "Ja" zum flächendeckenden FTTH-Netz

Zürich soll ein flächendeckendes Glasfasernetz bis ins Wohnzimmer oder zum Schreibtisch der User erhalten. Dies entschieden die Bürger der Stadt in einer Volksabstimmung.

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Von
  • Tom Sperlich

Zürich soll ein flächendeckendes Glasfasernetz bis ins Wohnzimmer oder zum Schreibtisch der User (Fibre to the Home, FTTH) erhalten. Dies entschieden die Zürcherinnen und Zürcher am Sonntag in einer Volksabstimmung.

Nachdem die Zürcher Bevölkerung bereits 2007 einem städtischem Glasfasernetz und einem dazugehörenden Objektkredit in Höhe von 200 Millionen Franken (derzeit rund 165 Millionen Euro) zugestimmt hatte, war eine erneute Abstimmung nötig. Grund: Die Stadt Zürich will mit ihrem stadteigenen Betrieb EWZ (Elektrizitätswerk Zürich) und der Swisscom, dem halbstaatlichen Telefonunternehmen der Schweiz, das jetzige Glasfasernetz flächendeckend erweitern. Dazu benötigt das EWZ einen weiteren Kredit in Höhe von 400 Millionen Franken (330 Millionen Euro), davon sind 155 Millionen Franken für die weitere Grunderschließung vorgesehen. Ein Ja zum Kredit für den Ausbau des Netzes gaben 64,8 Prozent der Stimmenden ab.

2007 begann das EWZ die erste Etappe des Netzes entsprechend Wirtschaftlichkeit und Nachfrage zu bauen. Anlässlich der ersten Abstimmung hatten sich die Swisscom und andere Telcos noch gegen den Bau eines Glasfasernetzes in Zürich engagiert. Die vorhandene Kupferdraht- und Koaxialkabel-Infrastruktur wurde für ausreichend gehalten. Argumentiert wurde auch gegen die hohen Kosten, gemessen an der vom EWZ geplanten Zahl der Anschlüsse. Bald aber zeichnete sich ab: Die einstige Gegnerschaft von Swisscom lag wohl vorwiegend daran, dass das EWZ damals ein Einfaser-Modell bevorzugte, wohingegen die Swisscom ein Mehrfaser-Modell realisiert sehen wollte. Außerhalb von Gebäuden war eine Einfaser-Realisierung mit "Open Access" für alle interessierten Service Provider aus Sicht des EWZ vollkommen ausreichend. Damals wie heute beabsichtigt das EWZ auch nicht selbst als Serviceprovider aufzutreten, sondern seine Glasfaser zu vermieten.

In der Zwischenzeit hat aber der Wind gedreht. Auch Swisscom ist längst in den Bau von Glasfasernetzen in Zürich und anderen Städten und Regionen eingestiegen. Um einen drohenden parallelen Bau neuer Netze zu vermeiden, einigten sich die Telekomunternehmen, Elektrizitätswerke und Kabelnetzbetreiber gemeinsam mit den nationalen Regulierern im Herbst 2010 beim "FTTH-Roundtable", in und außerhalb der anzuschließenden Gebäude mehrere Glasfasern (Mehrfaser-Modell) zu verlegen. Dabei bleibt es künftig auch in Zürich, wie zusätzlich in einem Kooperationsabkommen zwischen Swisscom und EZW vereinbart: Über je eine der verlegten Fasern verfügen EWZ und Swisscom, die weiteren Fasern bleiben bis auf weiteres ungenutzt.

Vom 2007 bewilligten Kredit hat das EWZ inzwischen 120 Millionen Franken investiert und 3700 Gebäude mit rund 30.000 potenziellen Kunden angeschlossen. Derzeit 14 Serviceprovider nutzen das EWZ.Zürinet mittlerweile, um darüber ihre digitalen Dienste anzubieten. Die Entscheidung zugunsten eines flächendeckenden Ausbaus bedeutet nun, dass bis zum Jahr 2019 von insgesamt 240.000 Haushalten und Geschäften in 38.400 Gebäuden in der Stadt Zürich 90 Prozent mit FTTH erschlossen werden sollen. Davon baut das EWZ 180.000 und Swisscom 60.000 Anschlüsse. Die restlichen Liegenschaften sollen später erschlossen werden, sofern erwünscht, heißt es.

Die Kabel sollen heute zunächst bis zum Trottoir oder in die Hausverteileranlage verlegt werden. Die Inhouseverkabelung mit wenigstens vier Fasern soll erst auf konkrete Bestellungen hin erfolgen, bestätigt der EWZ-Mediensprecher gegenüber heise online. Die Netzinfrastrukturen bleiben Eigentum des Partners, der die jeweiligen Liegenschaften erschlossen hat. Somit stehen die beiden Netzbetreiber aber auch in einer Konkurrenzsituation. (axk)