re:publica: FabLabs als Motor für Bildung und Unabhängigkeit in Afrika
Zum zweiten Mal stellten Aktivisten aus afrikanischen Ländern auf der re:publica ihre lokalen Projekte vor: Mit Lasercuttern, 3D-Druckern und Zusammenhalt über Ländergrenzen hinweg soll der Kontinent weiter an Autonomie gewinnen.
- Philip Steffan
Wie schon im vergangenen Jahr konnte man auf der von der Internet- zur Gesellschaftskonferenz hochgestuften re:publica inmitten zahlreicher Sponsorenstände ein kleines kreatives Chaos entdecken: Auf dem "GIG makerspace" wurde geschraubt, gelötet und in 3D gedruckt. Neben den deutschen Erfindern des Dildo-Generators demonstrierten vor allem Maker aus Afrika ihre Projekte.
Ein Lasercutter für alle
Moushira Elamrawy vom Innovations-Hub Icealex aus Alexandria in Ägypten baute mit interessierten Besucher/innen am portablen Lasercutter Resha. Das Gerät basiert auf dem Instructables-Projekt MicroSlice und wurde in den letzten Monaten von einer Gruppe in Alexandria entwickelt. Im Herbst soll es den Prototypenstatus verlassen, dann wollen die Macher in einer Crowdfunding-Kampagne Geld für einen ersten Produktionslauf sammeln. Dank der offenen Pläne kann und soll das Gerät aber auch von jedermann nachgebaut werden.
Maker-Projekte auf der re:publica 2014 (7 Bilder)
Lasercutter "Resha" aus Ägypten
Als Zielgruppe des Resha hat der Icealex-Mitgründer Ahmed Bastawy vor allem selbstständige Kunsthandwerker/innen ausgemacht, die damit Papier, Stoff und Leder nach eigenen Entwürfen zuschneiden können. Sie sollen in afrikanischen Spaces wie Icealex lernen, die unter 100 Euro teure Maschine zu bauen und einzusetzen. Zur Ansteuerung soll dann eine Android-App dienen: In Ägypten hätten die wenigsten Menschen Laptops, erklärt Bastawy, dafür seien billige Smartphones aus China weit verbreitet. Über den Touchscreen lassen sich so auch direkt die Motive für den Lasercutter zeichnen.
Ahmed Bastawy war auch einer der Mentoren im Afrimakers-Projekt. Gemeinsam mit der Initiatorin Ştefania Druga reiste er in den vergangenen Monaten nach Kenia, um dort elektrotechnische Grundlagen zu unterrichten, die sich mit den lokalen Problemen hinsichtlich sauberes Wasser, Energie und Bildung auseinandersetzen. Die kenianischen Mentoren gaben dieses Wissen dann ihrerseits in Ruanda, Tansania und anderen Ländern weiter. Zur re:publica kam er direkt aus Nigeria, dem aktuellen Halt der Projektreise.
Ein Drucker aus Schrott
Ein weiteres Gerät, das in Berlin die Blicke auf sich zog, war der aus IT-Schrott gebaute 3D-Drucker aus dem Woelab, einem FabLab in der togoischen Hauptstadt Lomé. Dessen Gründer, der Architekt Sénamé Koffi Agbodjinou berichtete, der Impuls zum Bau sei von einer etwa 20-köpfigen Gruppe von Jungen und Mädchen gekommen. In den Häfen von Togo komme eine Menge Elektroschrott aus Industrieländern an, daher lag die Idee nahe, aus diesen Materialien eine Maschine zu bauen. Mit diesen 3D-Drucker gehen die Aktivisten in Schulen, um 3D-Design zu unterrichten. "Diese Technologie kann uns in Afrika helfen, autonomer zu werden.", sagte Agboginou.
Übereinstimmend berichteten die Maker aus Afrika, welche gesellschaftliche Bedeutung ihre Projekte haben: Durch Ersatzteile aus 3D-Druckern, quelloffene Eigenentwicklungen und die Wissensweitergabe in den lokalen Hubs stärke man die Unabhängigkeit von Europa und anderen Regionen. Die Zusammenarbeit zwischen den afrikanischen Ländern helfe dabei, auf lokaler Ebene Probleme anzugehen und mehr Menschen ein selbstständiges Wirtschaften zu ermöglichen. (phs)