OpenSuse – damals und heute

Suse Linux gehörte von Anfang an zu den großen Linux-Distributionen. Vor allem in Deutschland, wo die Distribution entwickelt wurde, hat Suse Linux viele Anhänger. Wie geht es der Distribution unter den Fittichen von Novell?

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Von
  • Richard Hillesley
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Es ist nicht einfach, die Nutzerzahlen einer Linux-Distribution zu messen, lässt sich die Software doch frei herunterladen und kopieren und liegt den Begleit-CDs der zahlreichen Linux-Zeitschriften bei. Wer doch einen Indikator sucht, wirft oft einen Blick auf die PI-Zahlen von Distrowatch. Hier gehört OpenSuse fast durchgängig zu den drei bestplatzierten. Über das letzte Jahr gesehen belegt die Distribution mit etwa 25 Prozent weniger Hits als Ubuntu den zweiten Platz.

Suse gehört zu den "alten" Distributionen und zu denjenigen mit der größten Software-Auswahl. Wo Ubuntu auf einer Live-CD daherkommt, füllt OpenSuse eine komplette DVD und bringt zudem noch (kommerzielle) Zusatz-Software auf einer extra CD unter. Schon die frühen Versionen der Distribution kamen auf 40 Disketten oder später sechs CDs. In der heutigen Zeit der schnellen Internetverbindungen dürfte eine Schachtel, prall gefüllt mit Software, jedoch viel von ihrem Reiz verloren haben.

Heutzutage gibt Ubuntu (Review von Ubuntu 9.04] den Ton an. Die Distribution kombiniert die Stärken von Debian mit Anwenderfreundlichkeit und ist das weitaus populärste Linux der letzten Jahre. Das System lässt sich einfach herunterladen, installieren und konfigurieren, erweitern und aktualisieren. Ubuntu ist noch keine fünf Jahre alt und damit eigentlich noch the new kid on the block. Trotzdem hat Mark Shuttleworth mit seiner Schöpfung die Regeln neu definiert. OpenSuse indes hat viel vom Charme und Charakter früherer Zeiten bewahrt.

Die Firma SuSE wurde 1992 von Hubert Mantel, Burchard Steinbild, Roland Dyroff und Thomas Fehr in Nürnberg gegründet. Die ersten Releases der Distribution basierten auf dem längst verschollenen SLS Linux von Soft Landing Systems. Spätere Versionen setzten auf dem SLS-Abkömmling Slackware auf und kamen in der deutschen Übersetzung mit dem Segen von Patrick Volkerding, dem Schöpfer und einzigen Entwickler des Distributions-Urgesteins.

Das erste SuSE-Release trug die Versionsnummer 4.2, offenbar eine Anspielung auf die Zahl 42 – Douglas Adams Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest aus dem Hitchhiker's Guide to the Galaxy (Per Anhalter durch die Galaxis).

Das freundliche Akronym SuSE stand ursprünglich für den eher prosaischen Firmennamen Gesellschaft für Software-und Systementwicklung mbH. Der letzte Teil wurde später dann zu Software und System Entwicklung. Nach der Übernahme durch Novell verwandelte sich irgendwann das kleingeschriebene "u" im Namen in einen Großbuchstaben: SUSE.

Die SuSE-eigene Linux-Variante entstand mit der Einverleibung von Florian LaRoches Jurix Linux 1995 und mit der Freigabe des SuSE-Installers YaST im Jahr darauf. YaSTYet another Setup Tool – war das Tool, das SuSE auszeichnete. Die Software war in ihrer Zeit eines der umfassendsten und flexibelsten Konfigurationswerkzeuge und SuSE wurde bald als ein freundliches, schnelles und zuverlässiges System bekannt.

Die Stabilität und Robustheit, zusammen mit einer guten Lokalisierung und vernünftiger ISDN-Unterstützung sorgten dafür, dass SuSE in Deutschland, dem Land in Europa, wo Linux am weitesten verbreitet war, relativ schnell zur beliebtesten Distribution wurde. Ende der Neunzigerjahre hatte die Nürnberger Firma Niederlassungen in Großbritannien, Italien, Tschechien und den Vereinigten Staaten. Nur Red Hat war in der wachsenden Welt der Linux-Anwender populärer.

Die nächsten paar Jahre ritten SuSE und die andere Linux-Distributionen auf der Dotcom-Welle. Neben Red Hat und TurboLinux ergatterte SuSE einen Platz als bevorzugte Linux-Distribution auf IBMs Server-Systemen. Linux war in aller Munde und Red Hat brachte es bei der technologieorientierten NASDAQ zu einem Wert von rund sechs Milliarden US-Dollar. SuSE hingegen verpasste die Chance an die Börse zu gehen, brauchte aber dringend Investoren, um die kommerzielle Expansion weiter voranzutreiben. Die Firma war also reif für eine Übernahme.