Debian: Vorerst keine Regel zu Init-System-Abhängigkeiten

Einzelne Debian-Pakete dürften Init-Systeme wie Systemd voraussetzen. Die hitzige und monatelang andauernde Debatte rund um das Init-System von Debian 8 könnte mit dieser Entscheidung nun zu einem Ende kommen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Es soll vorerst keine Regelung zur Frage geben, ob Pakete der Linux-Distribution Debian ein bestimmtes Init-System voraussetzen dürfen. Das hat das Debian-Gremium zur Klärung von technischen Streitfragen festgelegt, das vor knapp zweieinhalb Wochen auch schon Systemd zum Standard-Init-System von Debian 8 (Jessie) gekürt hat. Wie zur Abstimmung darüber gab es auch jetzt wieder ein Patt, sodass der Vorsitzende des Debian Technical Committee Bdale Garbee mit einer Schlichtungsstimme entschied.

Das Patt bestand zwischen der Abstimmmöglichkeit "N", die letztlich das Rennen gemacht hat, und der Wahloption "L"; Letztere hätte zu einer Regel geführt, durch die in Debian enthaltene Software nicht von einem bestimmten Init-System abhängen darf. Diese Frage ist unter anderem für den Gnome-Desktop relevant, der mehr Funktionen bietet, wenn Systemd und nicht OpenRC, Upstart oder Sysvinit den Systemstart und einige andere Dinge regelt.

Durch die jetzt gefällte Entscheidung steht es den Betreuer der Gnome-Pakete somit weiterhin offen, eine Abhängigkeit zu setzen, durch die bei der Einrichtung von Gnome automatisch auch Systemd installiert wird. Bei ungeschickter Umsetzung könnte das zu Situationen führen, durch die sich Gnome nicht oder nicht so einfach mit anderen Init-Systemen kombinieren lässt; das könnte zu Problemen beim Einsatz von Gnome unter Debian-Varianten wie Debian GNU/kFreeBSD führen, unter denen Systemd nicht läuft. Selbiges gilt potenziell auch für andere Software, die auf Systemd angewiesen ist oder mit diesem mehr Funktionen bietet.

Begründung zur Schlichtungsstimme des Vorsitzenden.

(Bild: Debian.org )

Schon in der Diskussion über das Standard-Init-System war die Abhängigkeitsfrage einer der Punkte, der für viel Streit sorgte; erst als diese Frage ausgeklammert wurde, kam es zu einem Abstimmungsergebnis, bei der nicht der Punkt "weitere Diskussion" (FD/Further Discussion) gewann. In der Mail mit der Schlichtungsstimme zum Patt betont Bdale Garbee, er sei durchaus dafür, dass in Debian enthaltene Software verschiedene Init-Systeme unterstützt. Er stuft es aber als kontraproduktiv ein, eine Regel zu erlassen, die feste Abhängigkeit verbietet; seiner Erfahrung nach würden die Paket-Betreuer zumeist das richtige tun und man solle ihnen vertrauen.

Damit scheinen die elementaren Fragen nun geklärt, die es in der mehrere Monate andauernden Debatte über das Standard-Init-System für Debian 8 gab. Systemd-Gegner können allerdings noch eine General Resolution (GR) beantragen, bei der dann alle Debian Developer (DD) über das Standard-Init-System der nächsten Debian-Version abstimmen dürften. Derzeit erscheint es allerdings eher unwahrscheinlich, dass eine solche Befragung zu einem anderen Ergebnis kommen würde, nachdem Mark Shuttleworth angekündigt hat, Ubuntu werde auf Systemd wechseln. Selbst der Erfinder von Upstart hat begrüßt, dass Debian auf Systemd setzen soll. (thl)