Hauptentwicklungsphase von Linux 3.7 abgeschlossen

Zu den wichtigsten Neuerungen von Linux 3.7 zählen die Unterstützung für den 64-Bit-ARM-Befehlssatz und eine Grundrenovierung des Nouveau-DRM-Treibers. Neu ist auch Support für SMB2 und Intels Prozessor-Sicherheitsfunktion SMAP.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Linus Torvalds hat die erste Vorabversion von Linux 3.7 veröffentlicht. Torvalds hat damit wie üblich die Merge Window genannten Phase im Entwicklungszyklus abgeschlossen, in der er die größten Neuerungen für eine neue Version in den Hauptentwicklungszweig aufnimmt. Bis zur im Dezember erwarteten Freigabe von Linux 3.7 konzentrieren sich die Entwickler jetzt auf die Fehlerbeseitigung, wenn man von einigen Nachzüglern sowie kleineren, allem Augenschein nach ungefährlichen Verbesserungen absieht.

Zu den wichtigsten in Linux 3.7 aufgenommenen Neuerungen zählt die Unterstützung für den 64-Bit-ARM-Befehlssatz. Neu sind auch Funktionen für NAT (Network Address Translation) bei IPv6 und der Server-seitige Code für "TCP Fast Open" (TFO); bereits Linux 3.6 enthält den Client-seitige Code für diese experimentelle TCP-Erweiterung, welche HTTP-Verbindungen beschleunigen soll.

Integriert hat Torvalds auch eine größere, seit einer Weile vorbereitete Überarbeitung des für PC-Grafikkerne von Nvidia zuständigen DRM-Grafiktreibers Nouveau. Sie soll unter anderem die Treiberarchitektur vereinfachen, damit sich neue Funktionen leichter implementieren lassen; darunter etwa bislang nur angedachter Support für Nvidias Grafikchip-Kopplungstechnik Scalable Link Interface (SLI). Beim Intel-Grafiktreiber i915 gab es größere Umbauten am Code zur Konfiguration der Bildschirmausgänge.

Das zum Kernel-Zugriff auf Windows- oder Samba-Freigaben zuständige CIFS (Common Internet File System) bietet nun experimentelle Unterstützung für das mit Windows Vista eingeführte SMB 2.0 (Server Message Block 2) und dessen von Windows 7 gebotenen Abkömmling SMB 2.1; Teile des Codes waren schon seit einigen Monaten im Kernel enthalten, aber nicht funktionsfähig und daher als "Broken" markiert. Die Kernel-Entwickler haben zudem mit einer Umstrukturierung der Header-Dateien begonnen, um vom Userland verwendete Header im Verzeichnis include/uapi/ unabhängig von jenen zu halten, die Kernel-intern benötigt werden. Neu sind auch Unterstützung für Intels Prozessor- Sicherheitsfunktion SMAP und die Möglichkeit, einen ARM-Kernel zu bauen, der auf ganz unterschiedlichen ARM-Plattformen bootet. Zusammen mit einer Entwicklerversion des Xen-Hypervisors gelingt nun auch der Betrieb von Virtuellen Maschinen mit Hilfe der Virtualisierungsfunktionen, die einige ARM-v7-Kerne bieten. Kurz vor Ende des Merge Window zog noch Code ein, um Kernel-Module zu signieren und diese Signatur vor dem Laden von Modulen zu prüfen – eine Funktion, die einige Distributionen bei der Unterstützung von UEFI Secure Boot nutzen wollen.

In den zwei Wochen seit der Freigabe von Linux 3.6 haben die Kernel-Entwickler 10.409 Commits im Hauptentwicklungszweig vorgenommen, die 15.096 Dateien verändern. Diese für Linux 3.7 vorgenommene Änderungen bringen laut Diffstat 1.540.443 neue Codezeilen und entfernen 1.223.134 – verschobener Code geht in beide Zahlen ein. Diese beiden Werte liegen rund eine Million über jenen von Linux 3.6. Das ist vornehmlich die Auswirkung zahlreicher Umstrukturierungen; darunter die erwähnten Umbauten am Nouveau-Treiber und den Include-Dateien.

Auch die Entwickler der Stable- und Longterm-Kernel waren in den letzten Tagen aktiv. Greg Kroah-Hartman etwa hat die Linux-Versionen 3.0.46, 3.4.14, 3.5.7 und 3.6.2 freigegeben; in der Freigabemail zu Linux 3.5.7 weist er darauf hin, mit dieser Version ende die Pflege von Linux 3.5. Ben Hutchings hat derweil Linux 3.2.31 veröffentlicht und bereitet gerade 3.2.32 vor. Bereits vor knapp einer Woche hat Willy Tarreau Linux 2.6.32.60 freigegeben, die den diesjährigen Schaltsekunden-Bug behebt und einige der auch in Linux 3.6 eingeflossenen Verbesserungen enthält, welche die Erzeugung von Zufallsdaten verbessern sollen. (thl)