Jollaphone-Update: Sailfish OS verlässt die Betaphase
Jolla hat Version 1.0 von Sailfish OS ausgeliefert. Das Update fürs Jollaphone bringt eine übersichtlichere Oberfläche, einen schöneren Shop und mehr Funktionen für die Kamera mit.
Das finnische Start-up Jolla hat Version 1.0 seines Smartphone-Betriebssystem Sailfish OS veröffentlicht. Das fürs Jollaphone verfügbare Update mit dem Namen Ohijärvi hat zwar genau genommen die Versionsnummer 1.0.4.20, aber mit ihr verlässt Sailfish erstmals die Beta-Phase. Und tatsächlich haben die Entwickler mit der aktuellen Version viele der Kinderkrankheiten ausgebügelt – wenn auch nicht alle.
Klare Optik
Augenfällig sind zunächst die Änderungen am User-Interface, das nun klarer und übersichtlicher erscheint. Hat Jolla bisher bei der Optik stark auf Transparenz-Effekte gesetzt, so sind jetzt Hintergrundbilder in Apps nur noch sehr dunkel und verschwommen zu sehen und stören den Vordergrund nicht mehr so stark. Auch insgesamt sieht Sailfish OS dunkler und kontrastreicher aus.
Eingeblendete Texte und Zeichen wie die virtuelle Tastatur oder Menüs sind größer und heller gestaltet, das System hebt per Geste ausgewählte Kacheln in der App-Übersicht farbig hervor. Auch wurden die Bedienelemente in einigen Apps wie dem Adressbuch oder dem Medienplayer besser angeordnet. Das Querformat ist in weiteren Standard-Apps nutzbar, zum Beispiel im E-Mail-Client und dem Notizen-Editor. Außerdem lässt sich das automatische Wechseln zwischen Hoch- und Querformat deaktivieren.
Schönerer Shop, mehr Kamerafunktionen
Am deutlichsten haben sich App-Store und Kamera-App verändert. Im Kamera-Modus kann man mehr einstellen, zum Beispiel die Belichtungszeit manuell korrigieren oder einen Selbstauslöser aktivieren. Der Store ist aufgeräumter und sortiert Apps unter anderem danach, wann sie veröffentlicht wurden oder wie beliebt sie sind. Die unübersichtliche Mischung von Nutzerkommentaren und App-Einträgen hat Jolla aufgegeben.
Auch eine Sicherheitsfunktion ist dazugekommen: Man kann dem System verbieten, Apps aus fremden Quellen zu installieren. Die Sicherheit trĂĽgt allerdings, denn dies klappt nur fĂĽr native Sailfish-Apps in RPM-Paketen. Android-Apps im APK-Format installiert das System weiterhin aus jeder Quelle.
Sailfish OS 1.0 (7 Bilder)
Sailfish OS 1.0
Die meisten Verbesserungen in Sailfish OS 1.0 sind in anderen Smartphone-Betriebssystemen schon lange Standard: zum Beispiel das Markieren mehrerer E-Mails. Die von Google synchronisierten Kontakt- und Kalenderdaten können jetzt auch bearbeitet werden, doch nur die Änderungen im Kalender werden auch wieder zu Google hochgeladen. Version 1.0 unterstützt von Haus aus Tethering, also das Weitergeben einer mobilen Datenverbindung per WLAN. Die Verbindung mit durch WPA2-Enterprise abgesicherten Netzwerken klappt aber weiterhin nur über einen direkten Systemeingriff mittels Konsole.
Ein neues Feature ist wohl der Nokia- und Meego-Vorgeschichte von Jolla geschuldet: Per Bluetooth kann man nun das Adressbuch eines anderen Telefons importieren, unterstützt werden bisher aber nur Geräte mit Maemo, Meego und Symbian.
Fein-Tuning
Weiter soll das Update Optimierungen im Detail bringen. Jolla hat den Speicherbedarf der Oberfläche reduziert, Sicherheitsfixes für TLS und SSL eingepflegt und die Zuverlässigkeit von Touch- und Gestenerkennung optimiert. Weitere Korrekturen sollen die bisweilen aufgetretenen plötzlichen Neustarts vermeiden und Verbindungsprobleme im WLAN beheben. Die Jolla-Entwickler gestehen aber auch ein, hier noch keine endgültige Lösung gefunden zu haben. So soll es weiter zu Problemen kommen, wenn sowohl WLAN als auch mobile Datenverbindung aktiviert ist. In einigen Fällen soll das Deaktivieren von Bluetooth helfen.
Die aktuelle Sailfish-OS-Version hat Jolla nun für sein eigenes Smartphone Jollaphone ausgeliefert. Noch nicht verfügbar ist die offizielle Portierung für Android, die Jolla auf dem diesjährigen Mobile World Congress präsentiert hatte – unter anderem für das Samsung Galaxy S3 und das Tablet Nexus 7. (acb)