Qualcomm baut sich um
Der Chiphersteller lagert sein operatives Geschäft aus und will so den im Mutterkonzern verbleibenden Patentschatz schützen sowie mehr Open Source wagen – der Verkauf eines der beiden Geschäftsbereiche steht aber wohl nicht zur Debatte.
Der Chiphersteller Qualcomm will sein operatives Geschäft in eine Tochtergesellschaft auslagern, um sein umfangreiches Patentportfolio besser zu schützen. Dem am Mittwoch vorgestellten Plan zufolge siedelt das Unternehmen die Chipsparte, das Servicegeschäft sowie Forschung und Entwicklung in der neuen Tochtergesellschaft Qualcomm Technologies Inc. (QTI) an. Die Patente – darunter zahlreiche Mobilfunktechniken – und das Lizenzgeschäft bleiben mit der Qualcomm Technology Licensing (QTL) genannten Sparte sowie der Konzernverwaltung in der Muttergesellschaft.
Qualcomm betont in seiner Mitteilung ausdrücklich, dass die Umstellung nicht als Vorbereitung eines Verkaufs einer der beiden Sparten missverstanden werden dürfe. Auch sei die Auslagerung keine Reaktion auf eine konkrete Bedrohung oder Klage. Vielmehr bilde die neue Struktur nun ab, wie das Unternehmen ohnehin funktioniere. Mit der organisatorischen Trennung könne das wertvolle Patentportfolio gegen Ansprüche geschützt werden, die aus dem operativen Geschäft entstehen könnten. Darüber hinaus verspricht sich Qualcomm von der Restrukturierung, neue Produkte schneller entwickeln und auf den Markt bringen zu können.
Der Chiphersteller will sich mit der neuen Tochter zudem stärker an der Entwicklung von Open-Source-Software beteiligen. Mit der neuen Struktur sollen die Open-Source-Aktivitäten vom Patentportfolio abgetrennt und unerwünschte Nebeneffekte – wie etwa die Verwässerung des Patentschatzes durch ungewollte Lizenzierungen – vermieden werden. Patente für Verfahren, die ausdrücklich für die Verwendung im Open-Source-Bereich entwickelt werden, sollen im Besitz der operativen Einheit verbleiben.
Qualcomm entwickelt Prozessorplattformen auf ARM-Architektur und Funktionschips für die Mobilfunkindustrie. In vielen modernen Smartphones schlägt ein Herz aus der Entwicklungsabteilung des US-Unternehmens. Das Unternehmen stellt darüber hinaus auch Modem-Chipsätze für Mobiltelefone her; Qualcomm hält zahlreiche für den UMTS-Standard relevante Patente.
Das Unternehmen hat sich in der Vergangenheit heftige Patentstreitigkeiten mit Wettbewerbern geliefert. Eine langjährige Auseinandersetzung mit dem Konkurrenten Broadcom, in deren Verlauf Qualcomm mit fragwürdigen Methoden aufgefallen war, legten die Streitparteien im April 2009 mit einer außergerichtlichen Einigung bei. Bereits 2008 endete ein Patentstreit mit Nokia. (vbr)