Brainshare: Mit Suse Linux Enterprise 10 zu neuen Ufern

Suse Linux Enterprise 10 soll der Motor für die Novell-Verwandlung vom Server-Spezialisten zum Open-Source-Generalisten sein. Für Netware gab Novell eine Support-Bestandsgarantie, während die Deutsche Bahn den Wechsel von SCO zu Linux verkündete.

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Von
  • Detlef Borchers

Suse Linux Enterprise 10 ist der Motor, der die Verwandlung von Novell vom Server-Spezialisten zum Open-Source-Generalisten vorantreiben soll. Dies verkündete Novell-Chef Jack Messman zur Eröffnung der Hausmesse Brainshare 2006 in Salt Lake City. Hatte Messman noch im vergangenen Jahr verkündet, dass man noch nicht ganz das Ziel erreicht habe, eine Linux-Firma zu werden, so sah er diesmal, mit einem komplett ausgewechselten Top-Management das Ziel in Sicht. Suse Linux Enterprise 10 soll in der zur Brainshare vorgestellten Server- ebenso wie in der zur CeBIT gezeigten Desktop-Version die finanziell gebeutelte Firma auf Erfolgskurs bringen. Messmann gab sich über den eingeschlagenen Kurs so sicher, dass er eine lebenslange Garantie für das alte Flaggschiff Netware 6.5 abgab, das immerhin noch bei 35 Prozent aller Novell-Kunden in Betrieb sein soll. Solange sie mit der Netware arbeiten, solange wird Novell Support leisten. Dieser sei vor allem dank der Virtualisierungslösung Xen einfach zu sichern.

Neben Suse Linux Enterprise Server (SLES) 10 als Novell-Standard kündigte Messmann weitere Varianten des Open Enterprise Server an. Die nächste Version soll unter dem Codenamen "Cypress" in der Entwicklung sein und Mitte 2007 erscheinen. Wesentliches Merkmal dieser auf SLES 10 aufsetzenden Version sei eine gemeinsame Integration von Microsofts Active Directory und Novells eDirectory mittels Kerberos. Auf "Cypress" soll "Ponderosa" folgen, eine OES-Version mit vielen neuen Groupware-Funktionen.

Für die SLES-10-Basis und den kommenden Linux-Desktop als Standard der täglichen Arbeit typischer "Knowledge Worker" kündigte Novell die Open Workgroup Suite an, ein Bündel für den Linux-Desktop mit Novell Groupwise und Zenworks sowie OpenOffice. Diese Suite soll 110 Dollar pro Nutzer für eine Dauer- oder 75 Dollar für eine Jahreslizenz einschließlich der Software-Aktualisierung kosten.

Mit "Zenworks 7 Linux Management, Dell Edition" stellte Novell schließlich ein Management-Paket speziell für die PowerEdge-Server von Dell vor. Die ab 19. April erhältliche Version soll 69 Dollar pro Lizenz kosten und sowohl Red Hat Enterprise Linux wie SLES unterstützen. Zu erwähnen wäre schließlich noch die Vorstellung des GroupWise Mobile Server, der von Intellisync mit entwickelt wurde und Termine sowie Kontakte zu Symbian-, Palm-OS- und Windows-Mobile-Geräten pusht. Seperat zu der Eroberung der mobilen Geräte kündigte Novell zusammen mit Research in Motion einen Blackberry Enterprise Server für Groupwise an.

Wie auf amerikanischen Veranstaltungen üblich, wurde auch bei Novell die fast drei Stunden lange Keynote mit Testimonials von Großkunden unterfüttert, die per Video eingespielt wurden. Neben den Southwest Airlines und der an der Ostküste stark vertretenen Commerce Bank kam die Deutsche Bahn als neuer Großkunde zu Wort. Sie setzt Suse Linux zusammen mit SAP ein und bedient ihre 55.000 Notes-Anwender mit Linux-Servern, was zu Einsparungen von 25 Prozent bei der Wartung und 50 Prozent bei der Hardware geführt haben soll. Suse Linux ist auch das bevorzugte System der Bahntochter DBSystems. Mit der Deutschen Bahn als Vorzeigekunden, der "ein proprietäres Unix" in den Ruhestand schickt, freut man sich bei Novell, den Konkurrenten SCO Group abgelöst zu haben, auch wenn diese immer noch mit der Aussage SCO UNIX helps the German train system run on time wirbt.

Die Vielzahl der Ankündigungen und Vorträge durch die Novell-Chefs Jack Messmann, Jeff Jaffe und Ron Hovsiepan führte dazu, dass zum guten Schluss das geduldige Publikum der Brainshare-Teilnehmer schlicht genug hatte und einfach den Saal verließ. Über 270 verschiedene Tutorien, Hands-On-Sessions, Installationslernkurse, dazu Dutzende von BOF-Sessions und Admin-Treffen warteten auf die Teilnehmer. Sie verbringen üblicherweise eine ganze Woche auf der Brainshare und legen dabei oft noch diverse Prüfungen ab. So kam es, dass nur die Journalisten und Analysten, die auf ihre Pressekonferenz warteten, die abschließende Demonstration des Linux-Desktops durch Nat Friedman sahen. Friedman zauberte mit Kamera und iPod, stellte Beagle sowie F-Spot vor und ließ den 3D-Desktop kullern und rotieren. Die Presse hatte sichtlich ihren Spaß an der kurzweiligen Geschichte, während ringsumher in den Räumen des Salt Palace das große Büffeln angefangen hatte. (Detlef Borchers) / (jk)