FAQ: So funktioniert das Online-Bezahlverfahren Giropay

Die deutsche Kreditwirtschaft hat ihre Online-Bezahldienste Paydirekt und Giropay vereint und dem Ganzen ein großes Komfort-Upgrade spendiert.

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(Bild: aslysun/Shutterstock.com)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Markus Montz
Inhaltsverzeichnis

Giropay und Paydirekt sind Online-Bezahlverfahren die wie Online-Banking auf Überweisungen basieren. Diese Bezahlverfahren wurden insbesondere für die Anforderungen des E-Commerce optimiert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur deutschen Antwort auf PayPal & Co.

Was benötige ich, um Giropay nutzen zu können?

Wenn Sie mit Giropay zahlen wollen, brauchen Sie ein Girokonto bei einem deutschen Kreditinstitut, das Giropay unterstützt. Zu den angeschlossen Instituten zählen momentan die Sparkassen, die Volks- und Raiffeisenbanken, die Deutsche Bank, die Postbank, die Commerzbank, die Comdirect, die Sparda-Banken, die PSD-Banken, die HypoVereinsbank, die BW Bank, die GLS Bank, die BBBank, die Norisbank, die Degussa Bank und MLP. Aus dem Bezahldienst für Onlineshops ausgestiegen ist dagegen die ING.

Die zweite Voraussetzung ist ein Onlinebanking-Zugang. Darin aktivieren Sie Ihr Giropay-Nutzerkonto und bestätigen spätere Änderungen an Ihren Daten. Außerdem muss der Onlineshop, bei dem Sie einkaufen, Giropay anbieten. Meist handelt es sich dabei um deutsche Händler, prinzipiell können aber auch ausländische Shops Giropay einbinden.

Ihre Kerndaten richten Sie im Onlinebanking Ihres Kreditinstituts ein und verwalten sie dort. Bei einigen (hier den Sparkassen) geht das auch in der Banking-App.

Okay, ich habe die Voraussetzungen erfüllt. Wie richte ich Giropay ein?

Im Onlinebanking Ihres Instituts navigieren Sie zunächst zum Punkt "Giropay". Gelegentlich firmiert Giropay dort auch noch unter dem Vorgängernamen "Paydirekt". Anschließend bestimmen Sie den Nutzernamen und das Passwort, mit denen Sie Giropay später verwenden. Außerdem hinterlegen Sie eine Telefonnummer und eine Mailadresse, über die zum Beispiel Sicherheitsabfragen kommen. Die Daten bestätigen Sie am Ende mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung Ihrer Bank. Weitere Einstellungen nehmen Sie im Giropay-Nutzerkonto vor.


Wo verwalte ich mein Giropay-Nutzerkonto?

Die Einstellungen für Giropay legen Sie im Kundenportal fest, das Sie im Browser über giropay.de erreichen. Beim Login leitet Giropay Sie auf die Präsenz des Vorgängerdienstes paydirekt.de um. Das ist irritierend, es ist aber technisch sicher. Dort loggen Sie sich mit dem Nutzernamen und dem Passwort ein, die Sie im Onlinebanking Ihres Kreditinstituts für Giropay vergeben haben.

Im Kundenportal können Sie die Einstellungen für Ihr Giropay-Nutzerkonto ändern, zum Beispiel Nutzernamen oder Mailadresse. Giropay führt Sie dafür in manchen Fällen in Ihr Onlinebanking weiter und Sie bestätigen den Vorgang dort anschließend mit einer TAN oder einem anderen zweiten Faktor. Sie können in den Einstellungen außerdem eine Mobilnummer festlegen, wenn Sie über Giropay auch Geld an andere Giropay-Nutzer im Adressbuch Ihres Smartphones schicken und von diesen empfangen wollen.


Wozu dient die Giropay-App?

Am PC scannen Sie beim Checkout mit der Giropay-App den QR-Code und bestätigen dort die Zahlung. Auf dem Smartphone gelangen Sie über einen Button in die App.

Vorweg: Die App ist ein Kann, kein Muss. Wenn Sie ein Smartphone besitzen, können Sie Zahlungen mithilfe der App aber sehr komfortabel freigeben – egal, ob Sie am PC oder auf dem Smartphone selbst shoppen. Es genügt eine vierstellige PIN, ein Fingerabdruck oder Face ID. In der App finden Sie außerdem eine (eher schlecht als recht gemachte) P2P-Zahlungsfunktion für die Kontakte in Ihrem Smartphone. Die Zahlungshistorie verschafft Ihnen einen Überblick und die Möglichkeit, Zahlungen zu reklamieren. Ihr Nutzerkonto können Sie über die App jedoch nicht verwalten – dazu müssen Sie sich im Browser einloggen.


Ich bin Comdirect-Kunde. Wenn ich die Giropay-App auf dem Smartphone einrichten will, zeigt dieses mir für die Authentifizierung einen Farbmatrixcode an. Mit der photoTAN-App auf demselben Gerät kann ich den aber nicht scannen und bekomme die TAN nicht. Was soll ich tun?

In der Tat, die Push-Freigabe der photoTAN-App funktioniert bei der Comdirect in Drittanbieter-Apps wie Giropay (immer noch) nicht. Das Workaround: Leiten Sie den Vorgang auf Ihrem Smartphone ein und brechen ihn zunächst ab, wenn der Farbmatrixcode erscheint. Danach loggen Sie sich auf einem anderen Gerät über den Browser in das Giropay-Kundenportal ein. Dort navigieren Sie in den Einstellungen nach unten zum Feld "App" und schließen die Einrichtung ab. Das Bezahlen auf dem Smartphone funktionierte mit der Giropay-App anschließend problemlos – ohne die App stießen wir hingegen im Check-out von Onlineshops auf dieses Problem.


Wie zahle ich mit Giropay?

Grundsätzlich haben Sie derzeit zwei Möglichkeiten, wenn ein Shop Giropay als Bezahloption anbietet. Die einfachste ist das "Giropay-Login": Am PC geben Sie Nutzernamen und Passwort ein und bestätigen die Zahlung bei Bedarf mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung Ihres Onlinebankings. Haben Sie die Giropay-App auf dem Smartphone installiert, können Sie damit auch den Bezahlcode abscannen. Anschließend geben Sie die Transaktion mittels PIN, Face ID oder Fingerabdruck frei und sind fertig. Für Einkäufe auf dem Smartphone empfehlen wir ebenfalls die Giropay-App. Diese rufen Sie beim Check-out mit einem Klick auf und authentifizieren sich wie beim Scan des Codes.

Mit der Option "Online-Überweisung" leitet Giropay Sie zu einer speziellen Giropay-Seite Ihres Kreditinstituts weiter. Dort loggen Sie sich mit Ihren Onlinebanking-Zugangsdaten ein, finden eine vorausgefüllte Überweisung an den Händler vor und schicken diese nach der obligatorischen Zwei-Faktor-Authentifizierung ab. Für diese Variante brauchen Sie sich übrigens nicht einmal zu registrieren – aber Ihre Bank muss Giropay anbieten. Diese Variante entspricht dem "alten" Giropay und ist gelegentlich (beispielsweise auf Steam) immer noch die einzige Möglichkeit.

In den Details zu jeder Zahlung haben Sie die Möglichkeit, Probleme zu melden und ein Käuferschutzverfahren einzuleiten.

Hat Giropay einen Käuferschutz?

Ja. Bevor Sie ein Käuferschutzverfahren einleiten, sollten Sie wie bei PayPal zunächst versuchen, Probleme bilateral mit dem Händler zu lösen. Können Sie sich nicht einigen, loggen Sie sich in Ihr Giropay-Kundenportal oder die Smartphone-App ein. Dort rufen Sie die Zahlungshistorie ("Transaktionen") auf und können zu jeder einzelnen Zahlung ein "Problem melden". Genau wie bei PayPal müssen Sie sich an die Regeln des Verfahrens halten und auf Rückfragen fristgerecht antworten.


Kann ich Giropay nutzen, wenn ich bei meiner Bank mehrere Girokonten führe, zum Beispiel ein Privat- und ein Geschäftskonto?

Das kommt darauf an, ob Sie für diese Girokonten eigene Onlinebanking-Zugänge haben oder nicht. Für jeden Onlinebanking-Zugang können Sie nur ein Giropay-Konto anlegen, egal, wie viele Girokonten Sie darunter führen. Sofern Sie mehrere Giropay-Konten bei derselben Bank brauchen, müssen Sie dort also mehrere Onlinezugänge einrichten lassen.


Meine Zahlung wurde abgewiesen – was ist da los?

Genau wie bei anderen Zahlungsarten kann ein Beteiligter eine Giropay-Zahlung durchaus im Prozess oder nachträglich stornieren. Infrage kommen der Händler, sein Zahlungsabwickler und seine Bank – oder Ihre (Kunden-)Bank. Die Gründe können ebenso vielfältig sein. Wir empfehlen, zunächst den Händler, dann die eigene Bank und erst zum Schluss den Giropay-Service anzusprechen. Giropay stellt letztlich nur das System bereit. Die eigentliche Zahlung wickeln die Banken untereinander direkt ab.


Warum erscheinen immer mal wieder Hinweise auf "Paydirekt"?

Das aktuelle Giropay ist 2021/22 aus den Diensten Giropay und Paydirekt entstanden. Beide standen (und stehen) unter dem Dach der deutschen Kreditwirtschaft. Die Fusion ist aber noch nicht überall komplett abgeschlossen. Bei manchen Banken firmiert Giropay daher noch unter dem Namen "Paydirekt", auch anderswo stoßen Sie auf den Begriff. Loggen Sie sich auf giropay.de in Ihr Nutzerkonto ein, leitet Giropay Sie zum Beispiel auf paydirekt.de um. Technisch ist das sicher, allerdings verwirrt es viele Nutzer – und Verwirrung nutzen auch Cyberkriminelle gerne. Daher sollten Giropay und die Banken das Durcheinander möglichst schnell beseitigen.


Girocard, Giropay, Girokonto – was ist da eigentlich der Unterschied?

Die Girocard, früher "EC-Karte", ist die Debit-Bezahlkarte der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) für den stationären deutschen Einzelhandel. Online kann man sie nur als Sparkassen-Kunde mit Apple Pay einsetzen. Giropay ist das Bezahlsystem der DK für den Onlinehandel. In der Funktionsweise lehnt es sich an seinen Konkurrenten PayPal an. Ihr Girokonto ist das Zahlungskonto, das Sie bei Ihrer Bank führen. Zahlen Sie mit Girocard oder Giropay, belastet Ihre Bank den Betrag auf dem Girokonto.


Kann ich mit Giropay ähnlich wie mit dem schweizerischen Twint auch direkt an Hofläden oder Flohmarkthändler zahlen?

Nein. Die Giropay-App ist für Onlinezahlungen in Shops mit Giropay-Akzeptanzpartner gedacht. Sie hat zwar ein P2P-Bezahlsystem, es ist aber sehr unkomfortabel. Außerdem können Sie Geld nur an Kontakte im eigenen Smartphone schicken oder von diesen anfordern. Damit ist Giropay für die genannten Einsatzzwecke nicht geeignet. Etwas einfacher zu bedienen ist Giropay-Kwitt, das Sie in den Smartphone-Apps teilnehmender Banken finden – die Reichweite unterliegt aber denselben Einschränkungen.


Wie sicher ist Giropay?

Sehr sicher. Zahlungen sind spätestens ab 30 Euro mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung abgesichert, Sie können diese im Giropay-Nutzerkonto aber auch für sämtliche Zahlungsbeträge unabhängig von der Höhe aktivieren. Bei Verschlüsselung und Transportsicherheit unterliegt Giropay denselben Standards wie das Onlinebanking Ihrer Bank. Für Angriffe, die das Opfer zu Fehlern verleiten sollen ("Social Engineering"), ist es aber ebenso ein potenzielles Ziel wie andere Dienste auch.


Hat Giropay eine Funktion wie "direkt zu PayPal", mit der Händler auch gleich meine Adresse bekommen und ich kein Kundenkonto einrichten muss?

Nein, bislang nicht – so etwas ist nach unseren Informationen aber geplant. Wir empfehlen, bei dieser Funktion generell den Komfort und das nicht benötigte Kundenkonto gegen die fehlende Kontrolle über die Datenweitergabe an den Händler abzuwägen.


Bietet Giropay ein Cashback?

Nein. Bislang gibt es nur Rabattaktionen, die einzelne Händler für begrenzte Zeit anbieten. Um davon zu erfahren, müssen Sie aber den Giropay-Newsletter abonnieren.


Klingt kompliziert. Ist PayPal dann nicht doch die bessere Wahl?

Das kommt auf Ihre persönlichen Präferenzen an. PayPal punktet auf der Habenseite vor allem mit Reichweite und Präsenz in vielen Onlineshops, auch international. Hinzu kommt das komfortable P2P-Bezahlsystem, mit dem Privatpersonen Zahlungen untereinander abwickeln können – das für Verkäufer allerdings vergleichsweise teuer ist, wenn die Zahlung mit einem Käufer- und Verkäuferschutz abgesichert sein soll. Dafür werden PayPal-Konten trotz eines technisch soliden Sicherheitsniveaus systembedingt häufiger von Betrügern gekapert. Die wiederum nutzen gerne die Grenzen des Käuferschutzes aus. Problematisch ist außerdem der Datenschutz, weil Sie quasi ein Zwischenkonto führen, dessen Daten auch über Server in den USA fließen. PayPal nutzt Ihre Daten außerdem für persönliches Marketing, solange Sie diese Option nicht abschalten.

Beim Datenschutz wiederum liegt die Stärke von Giropay: Die Zahlungen fließen direkt von Girokonto zu Girokonto, die Daten bleiben in Deutschland und Werbung findet allenfalls über Newsletter statt. Da Händler einen Akzeptanzpartner benötigen und P2P-Zahlungen auf dem Smartphone nur an Kontakte in Ihrem Telefonbuch möglich sind, ist Giropay außerdem unattraktiv für Betrüger. Das reduziert allerdings auch die Reichweite; international werden Sie Giropay höchstens in Onlineshops finden, die einen Fokus auf deutsche Kunden legen.

In Sachen Bedienkomfort im Onlinehandel befinden sich beide auf Augenhöhe. Sowohl PayPal als auch Giropay können Sie auf Wunsch außerdem mit zusätzlicher Zwei-Faktor-Authentifizierung absichern.

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(mon)