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Kaufberatung: Sofortbildkameras 31 Kommentare

Christine Bruns

Sofortbild ist der Trend auf Hochzeiten, Partys und an der heimischen Wand. Erfahren Sie, welche Geräte es gibt und worauf Sie beim Kauf achten sollten.

Christine Bruns

Integralfilm mit dem typischen weißen Rand und Zink-Papier randlos bedruckt.

(Bild: Christine Bruns)

Ganz analog hängen Sie mittlerweile in vielen deutschen Haushalten: Sofortbilder. Ein ungebrochener Trend, wie die Marktzahlen bestätigen. Laut Photoindustrieverband wurden 2016 235.000 Sofortbildkameras verkauft. 2017 verdoppelte sich die Menge fast auf 410.000 Kameras. Die vorliegende Prognose für 2018 liegt bei 570.000 Stück. Doch was sind schon Zahlen, wenn man eine Kamera in die Hand nimmt, durch den Sucher schaut und lustige Bilder von Freunden und Familie aufnimmt. Auf Hochzeiten füllen sich die Gästebücher mit Instax-Mini-Bildchen. Einige Fotografen beginnen sogar, ganze Veranstaltungen mit Polaroid zu fotografieren. Lomo liegt im Trend bei den Kreativen und es wird fröhlich mit Filtern, Chemie und Doppelbelichtung experimentiert. Und wer freut sich nicht über ein selbstgestaltetes Scrap-Book mit Bildern vom letzten gemeinsamen Urlaub.

Die Sofortbild-Welt ist eigentlich recht übersichtlich. Sie spaltet sich in zwei Lager: Film und Zink-Papier. Die Filme sind die bekannten Chemiebildchen mit dem weißen Rahmen, auch Integralfilm genannt. Das Zink-Papier steht dabei für "Zero Ink", also "ohne Tinte".

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Hintergrund Integralfilm

Sofortbildfilme kennt man meist als Bildchen mit weißem Rahmen. Man nennt sie auch Integralfilm. Dieser besteht aus einem Negativ und einem Trägermaterial, das später zum Positiv, also dem Bild wird. In einer Tasche im unteren Teil des Rahmens befindet sich die Entwicklerpaste. Sie wird nach dem Belichten des Films in der Kamera über zwei Rollen auf dem gesamten Negativ verteilt und sorgt dafür, dass das Bild auf der Trägerfolie sichtbar wird.

Sofortbild-Filme sind lichtempfindlich und befinden sich daher in einer lichtdichten Kassette. Wird die Kassette außerhalb der Kamera geöffnet oder öffnet man das Kassettenfach mit dem Film, bevor alle Fotos in der Kamera belichtet und entwickelt wurden, sind die restlichen Bilder verloren. Die Aufnahmen liefern weiche Farbübergänge, haben aber meist eine leichte Schwäche bei der Darstellung dunkler Farbverläufe. Erfunden wurde der Sofortbildfilm von Edwin Herbert Land, dem Gründer von Polaroid. Beruhend auf dem Verfahren, entwickelte später auch Fujifilm eigene Filme, jedoch in anderen Formaten. Allen gemeinsam ist, dass das Bild nicht sofort sichtbar ist, wenn es aus der Kamera kommt, sondern eine gewisse Entwicklungszeit benötigt.

Sowohl für Integralfilm als auch für Zink-Papier gibt es Kameras und Drucker. Auch wenn das Wort Drucker für beide Verfahren nicht ganz treffend ist. Marktführer Fujifilm baut ausschließlich solche für Instax-Filme. Diese sind in drei Formaten erhältlich: Instax-Mini (Filmgröße: 8,6 × 5,4 Zentimeter, Bildgröße: 6,2 × 4,6 Zentimeter), Instax-Square (Filmgröße: 8.6 × 7,2 Zentimeter, Bildgröße: 6,2 × 6,2 Zentimeter) und Instax-Wide (Filmgröße: 8,6 × 10,8 Zentimeter, Bildgröße: 6,2 × 9,9 Zentimeter). Fujifilms Bilder benötigen circa drei bis vier Minuten für die Entwicklung. Die Filme werden in Farbe und in Schwarz-Weiß vertrieben.

Polaroid stellt ebenfalls drei Film-Formate her. Das 600er Format (i-Type-Film) ist 10,7 × 8,8 Zentimeter groß, das Bild selbst 7,9 × 7,9 Zentimeter. Es wird auch für die SX-70 angeboten, allerdings mit reduzierter Lichtempfindllichkeit. Der Spectra-Film besitzt eine Größe von 10,3 × 10,1 Zentimeter (Bildgröße: 9,0 × 7,3 Zentimeter) und das 8 × 10-Format, gedacht für Großformatkameras, 32,5 × 21,5 Zentimeter (Bildgröße:24,1 × 19,0 Zentimeter). Polaroid verkauft sowohl Farbfilme als auch solche in monochrom. Dazu gibt es Varianten in Schwarz-Weiß, allerdings mit deutlichem Braunstich, und Schwarz-Blau oder Schwarz-Pink. Die Entwicklungszeit der Polaroidfilme liegt mit 10 bis 15 Minuten deutlich über der von Fujifilm.

Kaufberatung Sofortbildkameras (0 Bilder) [1]

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Polaroid

Polaroid restauriert alte Modelle, stellt aber auch neue Kameras her. Dieses Modell ist eine Sondersuagabe zum 80. Geburtstag von Micky Maus.

(Bild: Polaroid)

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Ohne Tinte drucken – Zink-Papier

Das Zink-Papier stammt ebenfalls aus dem Hause Polaroid und wird über ein Tochterunternehmen vertrieben. Zink steht dabei nicht für ein Element im Periodensystem, sondern für „Zero Ink“, also „ohne Tinte“. Die Farben sind bereits in das Papier integriert. Durch Hitzeimpulse verschiedener Temperatur und Zeiteinheit, werden die Farben aktiviert und damit sichtbar. Sie sind intensiv und kontrastreich, haben aber Schwächen in den hellen Farbbereichen, die sich weniger fein abgestuft darstellen lassen.

In puncto Umsatz wird die Liga von Fujifilm mit den Instax-Kameras angeführt. Für das Mini-Format finden sich mehrere Kamera-Modelle (zwischen 70 und 120 Euro), darunter eine Hello-Kitti-Ausgabe (105 Euro). Eine Kamera-Serie nutzt das Square-Format (rund 120 Euro). Fujifilm versucht mit besonderen Ausgaben, wie einer Fan-Edition von Taylor Swift, für seine Kameras zu werben. Der Hersteller führt auch zwei Hybridkameras im Sortiment, die ebenfalls das Square-Format belichten (circa 190 Euro). Sie sind Kamera und Drucker zugleich und erlauben das Bearbeiten von Bildern mit Filtern und Stickern. Dazu können die Bilder auf einer Micro-SD-Karte gespeichert werden. Natürlich ist es möglich, über die Micro-SD-Karte auch Bilder anderer Kameras auszubelichten. Wer gern die größeren Bilder möchte, kann zur Wide 300 greifen. Dazu gibt es noch Hosentaschendrucker, für die Mini- und die Square-Bildchen (150 bis 180 Euro).

Als zweitgrößter Anbieter ist Polaroid seit einigen Jahren wieder im Rennen. Polaroid bietet bevorzugt Retro-Modelle an. Dazu gehören die Neuauflagen der OneStep (120 bis 140 Euro), aber die Firma kauft und restauriert auch alte Polaroid-Kameras. Sie werden neu verpackt wieder verkauft (110 bis 200 Euro, SX-70 bis 420 Euro). Auch hier finden sich Hybridkameras im Sortiment (ab 230 Euro). Diese arbeiten allerdings nicht mit Integralfilm, sondern drucken auf Zink-Papier. Die weißen Rahmen werden simuliert indem man einen unbedruckten Rand erhält. Die Polaroid Pop kann dabei auch per App übers Smartphone als reiner Drucker angesteuert werden. Dafür gibt es aber auch verschiedene Ausgaben eines reinen Smartphone-Druckers (100 bis 130 Euro). Die meisten Zink-Drucker bedrucken randfrei, was durch das Thermoverfahren ohne Probleme möglich ist. Dabei kombinieren einige Hersteller Kamera und Drucker zu einem Hosentaschen-tauglichen Gerät. Dazu gehören Polaroid (100 bis 170 Euro) und Kodak (80 Euro).

Mehr zum Thema: Vergleichstest: Sechs mobile Mini-Fotodrucker [3]

Die Leica Sofort.

Die Leica Sofort als „LimoLand by Jean Pigozzi“-Ausgabe.

(Bild: Andreas Wodrich)

Weitere Anbieter sind Lomography, Rollei und Leica. Alle drei Anbieter arbeiten mit Instax -Film. Lomography’s Sortiment umfasst derzeit fünf Kameramodellen für alle drei Instax-Formate (100 bis 260 Euro). Der Hersteller ist rein analog unterwegs, vertreibt Kameras mit Glas und Plastiklinsen und achtet auf eine einfache Bedienung. Dazu gibt es Varianten von Glamour bis schlicht. Besonders beeindruckend ist hier das Sortiment an Zubehör. Es gibt Linsenaufsätze für Macro- oder Weitwinkelaufnahmen, Farbfolien für den Blitz, Austauschsucher für Aufsatzlinsen, einen Splitzer, mit dem man live Collagen auf die Bilder belichten kann und noch etliche weitere Spielereien. Die Objektiv-Verschlusskappe kann auch als Fernauslöser genutzt werden.

Rollei springt mit einem neuen Sofortbild-Modell der doppeläugigen Rolleiflex auf den Retro-Zug auf. Das Gehäuse bietet den Sucher durch den Faltschacht, einen Bokeh-Modus und eine asphärische Linse. Die Kamera kostet 400 Euro. Eine ähnliche Preislage findet sich bei der Leica-Sofort. Das Standard-Modell ist in verschiedenen Ausführungen für 300 Euro und als "LimoLand by Jean Pigozzi" – Ausgabe für knapp 400 Euro zu haben.

Mehr zum Thema: Sofortbildkameras & Co. [4]

(cbr [5])


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