Kompletter Mini

Das Flybook scheint die ideale Kombination aus Subnotebook, Handy und PDA zu sein. Mit etwas mehr als einem Kilogramm Gewicht lässt es sich immer noch im Koffer unterbringen, und mit der Stiftbedienung kommt es menschlichen Gewohnheiten entgegen.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Jörg Wester

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Das Flybook passt in die Manteltasche, ist mit Stift oder Tastatur zu bedienen und enthält ein GPRS-Mobiltelefon. Damit scheint es die perfekte Mischung aus Subnotebook, PDA und Handy zu sein.

Ein Convertible wie das Dialogue Flybook, dessen Deckel mit dem Bildschirm nach oben auf die Tastatur geklappt werden kann, erleichtert das Lesen von e-Books im Hochformat, und die Bedienung mit dem Stift kommt der menschlichen Gewohnheit entgegen. Von den vier Convertibles des taiwanischen Herstellers Dialogue bietet der deutsche Importeur Probox Dialogue das Modell A33iG-tri an; tri steht für das integrierte Tri-Band Mobiltelefon. Das 1,2 Kilogramm schwere Gerät für 1869 Euro ist zudem mit dem Prozessor Crusoe TM5800, dem Grafikchip Mobility Radeon M6, WLAN und Bluetooth ausgestattet. Als Betriebssystem dient Windows XP.

Die Tablet-PC-Edition lizenziert Microsoft nur, wenn ein stiftbedienbarer Rechner die Hardware-Anforderungen des Software-Unternehmens erfüllt. Dazu müsste das Flybook zum Beispiel ein elektromagnetisches Display verwenden, das einen Spezialstift erfordert. Der Bildschirm des Flybooks reagiert jedoch auf den Druck einfacher Plastikstifte mit allen Nachteilen dieses Prinzips: Die Handkante oder der Finger, die sich beim Zeichnen und Schreiben aufstützen, erzeugen versehentlich Linien, die der Benutzer ständig löschen muss. Eine provisorische Papierunterlage zwischen Hand und Bildschirm ist nur eine umständliche Teillösung des Problems. Mit dem Lineal gezogene Linien sind stark gezackt. Das Flybook eignet sich somit allenfalls zum Erstellen grober Skizzen, wie sie zum Beispiel während Präsentationen entstehen, aber nicht für ausgearbeitete Zeichnungen. Die Reaktion des Bildschirms auf Druck erschwert auch fehlerfreies Schreiben per Hand. Die Handschrifterkennung durch die vorinstallierte Anwendung RitePen erwies sich als sehr brauchbar zum Aufnehmen von Notizen, auch ohne die komfortablen Editierfunktionen, wie sie in einem Tablet-PC gemäß Microsofts Anforderungen zur Verfügung stehen. Man kann in der englischen und der deutschen Programmversion von RitePen jederzeit zwischen drei Sprachen wählen. Das Programm erkennt Deutsch und Englisch gleichermaßen gut, französische Worte mit Akzenten und Apostrophen bereiteten hingegen oft Schwierigkeiten. Zufriedenstellend war die Koordinatenpräzision, die beim Ausfüllen von Formularen und Kalkulationstabellen nötig ist: Ziffern und Häkchen tauchen genau dort auf, wo man sie eingibt. Die Eingabe von Befehlen per Stift gestaltete sich zäh, weil der Griffel nur einen linken Mausklick simuliert; einen Rechtsklick muss man umständlich über ein Menü oder eine Maus-Klicktaste auslösen. Tablet-PCs und Windows-PDAs bieten hierfür einfache Stiftgesten.

Drahtlose Netzwerkverbindung erhält man mit dem Flybook per WLAN nach IEEE 802.11b, Bluetooth 1.1 und Mobilfunk. Mit dem integrierten Telefoniemodul Siemens MC45 und einem Headset waren Telefonate in guter Sprachqualität möglich, aber auch das integrierte Mikro und die Lautsprecher erfüllen ihren Zweck. Via GPRS-Datenfunk erreichte das Flybook im Mittel um 20 Prozent niedrigere Datenraten als ein gutes Handy der GPRS-Klasse 10b. Im WLAN-Test über 20 Meter erreichte das Flybook nur eine schlechte Datenrate von 111 KByte/s. Notebooks mittlerer Qualität erreichen mit WLAN nach IEEE 802.11b das Vierfache.

Gesellschaftsfähig

Der WXGA-Bildschirm (1024 x 600 Bildpunkte) leuchtet mit 145 cd/m2 gerade noch hell genug für den Betrieb unter unbewölktem Himmel. Die Grundfarben sind kräftig, blickt man aber seitlich auf den Bildschirm, verändert sich das Aussehen von Mischfarben schnell. Die für Notebooks übliche Vertikalschwäche stört besonders, wenn die Anzeige auf Hochformat eingestellt ist. Ferner schränkt die druckempfindliche Folie auf dem Bildschirm den Kontrast und den Blickwinkel ein. Am externen Monitor erbringt das VGA-Signal des Flybooks nur ein unterdurchschnittliches Bild.

Das Flybook kann man auch in Besprechungen mitnehmen, denn es ist mit seinem sparsamen Crusoe-Prozessor sehr leise. Selbst unter Last hört man es kaum. Aber die Rechenleistung lässt zu wünschen übrig, bei Büroanwendungen erreichte es nur rund 40 Prozent der Leistung anderer Subnotebooks, was aber für Texteingaben und E-Mail-Verarbeitung reicht. Die Ali-Southbridge drückte die Festplattengeschwindigkeit beim Schreiben auf nur etwa ein Viertel dessen, was die Platte selbst kann. Auch die Akkulaufzeit von gut 2,5 Stunden ist geringer als die der meisten anderen Subnotebooks. Für aktuelle 3D-Spiele taugt das Flybook nicht und es bootete mit keinem unserer optischen USB-Laufwerke.

Das handliche Gehäuse zeigte allgemeine Verarbeitungsmängel wie überstehende scharfe Gehäusekanten. Leichter Druck auf das Gehäuse nahe dem Betriebsschalter startet bereits das Betriebssystem. Einem Testexemplar reichte schon das Eigengewicht zum Einschalten, wenn es hochkant im Aktenkoffer stand, ein zweites erforderte etwas mehr Druck.

Die Tastatur nutzt die Breite des Notebooks nicht aus, und so geraten ihre Schreibtasten nur 16 Millimeter breit (14 mm hoch). Die Umlaut- und Funktionstasten sind sogar nur 11 Millimeter breit, die rechte Umschalttaste liegt schwer zugänglich rechts neben der Pfeil-Hoch-Taste. Die Tastatur ist fest eingebaut, hat einen deutlichen Druckpunkt und klappert nur dezent.

Bis auf den SIM-Card-Steckplatz und einen filigranen Anschluss für eine Mobilfunk-Antenne links liegen alle Schnittstellen inklusive des Cardbus-Schachts an der Rückseite. Angenehm fallen zwei FireWire-Buchsen auf, die allerdings nur vierpolig, also ohne Stromversorgung ausgeführt sind. Für die TV-Out-Buchse liegt ein Composite-Adapter bei. Der Akku sitzt vorn und in seinem Gehäuse steckt ein Magnet, der den Display-Deckel ausreichend festhält. Zwischen Tastatur und Display hat Dialogue zwei Lautsprecher, zwei Paar Maustasten, einen Trackpoint, mit dem Mausklicks möglich sind, und einen Panning-Tastschalter angebracht. Der schaltet eine Bildlauffunktion ein, die das Navigieren mit dem Trackpoint in übergroßen Textseiten sehr erleichtert und das Bild auf Wunsch automatisch der Lesegeschwindigkeit angepasst kontinuierlich laufen lässt.

Im Notfall kann man während des Rechnerstarts das Image-Programm Ghost 2.5 von Symantec aufrufen und die ausgelieferte Systempartition von einer versteckten Sicherungs-Partition innerhalb von Minuten wieder herstellen, während die übrigen Partitionen der Festplatte intakt bleiben.

Fazit

Ein Mininotebook, das möglichst viel kann, scheint auf den ersten Blick praktisch. Dialogue hat mit dem Flybook ein interessantes Konzept vorgestellt. Seine Schrifterkennung ist zwar nicht so leistungsfähig wie die der Tablet-PCs, verdient aber Beachtung angesichts des weitaus geringeren technischen Aufwands. Wermutstropfen ist die vielfach halbherzige Implementierung: WLAN und GPRS sind langsam, der Bildschirm reagiert nur auf Druck, was Nachteile beim Bedienen, Zeichnen und Schreiben bringt. Auch fehlen Bedienelemente auf dem Bildschirmrahmen, wie zum Beispiel Tasten um vom Quer- ins Hochformat zu wechseln. Grafik- und Rechenleistung wären mit einem ULV-Pentium-M-Prozessor vermutlich höher bei ähnlicher Akkulaufzeit.

Sinnvoll ist das Flybook wegen seiner Datenfunk-Funktionen für berufliche Nutzer, die überall online sein müssen, etwa um Vertriebsdaten abzugleichen oder zur Fernwartung von Servern. Diese Nutzer können auch typische PDA-Funktionen auf das Flybook verlagern. Das eingebaute Mobilfunkmodul dient hauptsächlich als zusätzliche Datenverbindung, während man zugleich auf einem separaten Handy telefoniert. Für Privatnutzer kommt dieses Mininotebook nur bedingt in Frage, auch weil man es im Privatleben wegen seiner Größe anders als ein kompaktes Smartphone nicht immer dabei haben kann. Mit rund 1870 Euro wirkt das Flybook zu teuer. Ab rund 1500 Euro bekommt man woanders einen vollwertigen Tablet-PC. Dann reicht das Budget noch für ein durch einen Vertrag gesponsertes Smartphone, das per Bluetooth mit dem Rechner verbunden ist, oder für eine PC-Card mit GPRS- oder UMTS-Funktion. (jwe)


Dialogue Flybook A33i-tri
Mini-Convertible mit Mobildatenfunk
Hersteller Probox Dialogue
LieferumfangMobile PhoneTools, PenMount LPC, RitePen, Recovery-CD, Modemkabel, Netzteil, TV-Adapterkabel, englisches Handbuch, Nylontasche
Betriebssystem Windows XP Home
Display8,9"-TFT-LCD (WXGA, 1024 x 600), Seitenverhältnis 17:10
Prozessor / Takt Transmeta Crusoe TM5800 / 1 GHz
Hauptspeicher 512 MByte
Abmessungen (Breite x Tiefe x Höhe) und Gesamtgewicht 23,8 cm x 16,4 cm x 3,4 cm, ca. 1,5 kg
Preis der getesteten Konfiguration 1869 EUR