Ach wie dröge? Nein, der neue Actebis-Eigner hat noch was vor

Kurz nach dem Desaster mit dem Tiscon/COS-Verkauf hat die Beteiligungsfirma Arques auch die Actebis-Gruppe an den Mann gebracht. Der neue Eigner ist die Droege Capital Group aus Düsseldorf. Alle sind happy.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Lieber Actebis-Chef Klaus Hellmich,

nach dem noch immer nicht beendeten Drama um den Verkauf der Arques-Tochter Tiscon/COS habe ich schon für die restlichen Arques-Töchter das Schlimmste befürchtet. Vor allem für die Actebis-Gruppe, für die Arques ja schon seit einiger Zeit einen Abnehmer sucht. Wenn die Starnberger Beteiligungsgesellschaft hier genauso stümperhaft wie im Fall Tiscon vorgehen würde – na prost Mahlzeit.

Aber das scheint ja Gott sei Dank nicht der Fall zu sein. Der zukünftige Actebis-Eigner – die Genehmigung des Kartellamts steht noch aus, sollte aber kein Hindernis sein – ist zwar auch nicht "vom Fach", hat also keine Erfahrung in der IT-Branche, aber es handelt sich doch um ein allem Anschein nach sehr ehrenwertes und seriöses Unternehmen. Gut, die Droege Capital GmbH aus Düsseldorf ist zwar wie die Arques AG auch eine Beteiligungsgesellschaft, aber sie ist gleichzeitig mehr als das. Sie ist nämlich eine von vier operativ tätigen Säulen der Unternehmensberatung Droege International Group AG, sodass im Falle eines Falles Kompetenzen im Bereich Consulting, Finanzierung und sogar Interim-Management zur Verfügung stehen.

Das alles klingt recht positiv. Eine gute Nachricht ist auch das Versprechen von Droege-Geschäftsführer Frank Tanski, hinter dem Kauf von Actebis stehe ein langfristiges Investment. Es sei nicht das Ziel, die Actebis-Gruppe aufzuhübschen und weiterzuverkaufen, wird Lanski an anderer Stelle zitiert. Jetzt mal Hand aufs Herz, lieber Herr Hellmich: Aufgehübscht worden ist Actebis ja bereits für den Verkauf an Droege, oder? Ich meine, Actebis hat wirklich ordentliche Halbjahreszahlen ausgewiesen, andere Distributoren wären glücklich, wenn sie solche Renditen in guten Zeiten erzielen würden. Eine Gewinnsteigerung gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 um fünf Prozent auf 23 Millionen Euro ist wahrlich nicht schlecht. Mit anderen Worten: Die Braut, also Actebis, ist ja bereits heute sehr hübsch. Noch viel hübscher geht ja schon fast gar nicht mehr. Und im Übrigen: Es wäre ja schön dumm, ein Unternehmen, welches verkauft werden soll, nicht so attraktiv wie möglich zu machen, oder? Würde doch jeder tun! Das ist doch nichts Anrüchiges! Jetzt kommt es aber darauf an, die gute Performance auch im zweiten Halbjahr zu halten. Und zwar im eigenen Interesse. Denn wenn die Actebis-Gruppe nun an Dynamik verliert, dann bekommen Sie mit Sicherheit über kurz oder lang Besuch aus Düsseldorf.

Denn die Droege-Leute aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt sind nach eigener Aussage "Spezialisten für nachhaltige Restrukturierungs- und Wachstumsoffensiven". In ihrer Selbstdarstellung schreiben sie: "Droege Capital tätigt Direktinvestitionen in mittelständische Unternehmen mit erkennbarer `Underperformance´, bedingt durch Ertragskrisen, Sanierungs- und Distressed-Situationen oder Konzern-Spin-offs. Mit einer Kombination aus Kapitalzuführung, dazugehöriger Refinanzierung der Passivseite sowie großer Erfahrung im Beteiligungs- und Turnaround-Management bringen wir Unternehmen schnell und nachhaltig auf die Erfolgsspur zurück." Klingt gut, klingt aber auch ein kleines bisschen wie eine Warnung, finden Sie nicht? Sicher besser, wenn man diesen Service nicht in Anspruch nehmen muss.

Derzeit läuten noch die Hochzeitsglocken in Soest und Düsseldorf, und alle Beteiligten sind glücklich. So soll es ja auch sein. Sie, lieber Herr Hellmich, freuen sich über einen neuen Eigner, der einen "exzellenten Ruf im Mittelstand" hat und "am langfristigen Wachstum seiner Beteiligungen interessiert" ist. Und Droege-Capital-Geschäftsführer Tanski ist happy, weil er mit Actebis jetzt einen ITK-Distributor in seinem Portfolio hat, "der sich mit einem marktorientierten Sortiment gut aufgestellt hat und mit einem attraktiven Leistungsportfolio eine vorausschauende Strategie verfolgt, die auch weiterhin eine erfolgreiche Zukunft verspricht". Und weil er dies so sieht, hat er auch keine Veranlassung, im Actebis-Management personelle Veränderungen vorzunehmen.

Ich denke, auch die Actebis-Kunden und -Lieferanten können mit dieser Entwicklung gut leben.

Beste Grüße

Damian Sicking

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