Actebis & NT plus: Viele offene Fragen auf einem steinigem Weg

Aufklärung war angesagt, aber geklärt wurde längst nicht alles. Und um Stillschweigen wurde gebeten – bis zum letzten Tag der Actebis/NT plus-Informationstour durch Deutschland. Man wolle die TK-Händler persönlich über die Veränderungen bei NT plus informieren, ehe sie es aus den Medien erfahren.

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Von
  • Matthias Parbel

Wolfgang Kühn, freier Journalist und Kenner der ITK-Distributionsszene

Aufklärung war angesagt, aber geklärt wurde längst nicht alles. Und um Stillschweigen wurde gebeten – bis zum letzten Tag der Actebis/NT plus-Informationstour durch Deutschland. Man wolle die TK-Händler persönlich über die Veränderungen bei NT plus informieren, ehe sie es aus den Medien erfahren.

Jetzt dürfen es alle erfahren: NT plus wird zum 1. November 2010 zur Business Unit Telekommunikation der Actebis Peacock. Überraschend? Eigentlich nicht. Die Frage in den vergangenen Wochen lautete nicht ob, sondern wann. Halbierung des Personalbestandes, Geschäftsführerwechsel, Integration zentraler Funktionen in die Konzernmutter – bedarf es mehr Zeichen, um auf weitere einschneidende Änderungen zu warten? Das jedenfalls wäre jetzt auch geklärt.

Und nun? NT plus hat in der jüngeren Vergangenheit viel bluten müssen. Der einstige TK-Distributor mit Ambition auf die Marktführerschaft liegt weit abgeschlagen zurück. Auch wenn die Unternehmensspitze trotzig daran festhält, dass der Markenname NT plus als beispielgebend für die Telekommunikationsdistribution in Deutschland stehe, dass man den Anspruch habe, die Nummer eins in Deutschland zu sein.

Klar, die Bekanntheit ist da. Das ist schon mal ein Teil der Miete. Aber: Das Vertrauen in den Grossisten ist geschwunden. Da hilft es auch nicht, wenn Geschäftsführer Volker Flemming – ab November Geschäftsbereichsleiter Telekommunikation – Kundenschwund nicht erkennen könne.

Sicherlich bietet die Wandelung der NT plus zur TK-Abteilung viele Möglichkeiten für den ITK-Handel, schneller und besser vom Gesamtportfolio beider Distributoren zu partizipieren. Und effizientere Prozesse wie gemeinsame Rechnung, gemeinsamer Frachtbrief, eine Paketsendung unabhängig davon, aus welchen Lagern zugepackt werden muss, gemeinsamer Online-Shop und, und, und. Alles gut und schön. Aber eine Änderung in der Gesellschaftsform?

Und was wird aus der erst im März mit großem Brimborium reaktivierten Teleprofi? Man baue das Konzept um, heißt es. Aber zu viel mehr gibt es allenfalls wage Auskünfte. Also abwarten, wie und wo die Zukunft der Kooperation sein wird.

Ebenso auf Europaebene. Die Telekommunikation soll sowohl in Deutschland als auch in Europa ausgebaut werden. Das liegt natürlich auf der Hand, spätestens wenn der Merger Actebis/Also abgeschlossen sein wird. Zwölf Landesgesellschaften stehen dann für die Expansion zur Wahl. Nur wann, wie und wo, dafür sei es derzeit noch zu früh.

Im Grunde gibt es nur eine sinnvolle Erklärung für den Umbau in Osnabrück: Kostenreduzierung. Damit bewegt sich der TK-Grossist im Fahrwasser der gesamten Distribution: Konsolidierung auf breiter Front. Das muss kein Nachteil für den Handel sein, vor allem wenn dadurch die Reseller auf mehr Service, mehr Dienstleistungen, also mehr Unterstützung in allen Belangen hoffen dürfen. Flemming verspricht dies den NT plus-Kunden. Gelingt es ihm und Actebis Peacock-Geschäftsführer Uwe Neumeier, dann wird die Abteilung Telekommunikation tatsächlich zur "dritten strategischen Säule". Aber auf dem Weg dahin warten noch genügend Baustellen. Und zumindest der Mitbewerb wird sehr genau jede Bewegung in Soest und Osnabrück registrieren. (map)
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