Also Actebis: Eurokrise kratzt am Umsatz

Also Actebis erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von 6,2 Milliarden Euro. Das ist weniger als 2010. Trotzdem ist der Konzern mit dem Ergebnis zufrieden. Mit Service-Angeboten soll der Konzerngewinn gesteigert und der Grossist zum ertragsreichsten Distributor werden.

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Von
  • Georg Schnurer

Will ertragsreichster Distributor werden, Klaus Hellmich, CEO Also Actebis Konzern

(Bild: Also Actebis)

Die Eurokrise geht an der Distribution nicht spurlos vorbei. Diese Erfahrung musste auch Also Actebis im vergangenen Geschäftsjahr machen. Gegenüber dem Jahr zuvor erwirtschaftete der Broadline-Distributor mit 6,2 Milliarden Euro gut 300 Millionen Euro weniger. Rückläufig auch das Betriebsergebnis (EBITDA) mit 91,4 Millionen Euro und das Konzernergebnis mit 26,7 Millionen. Im Vorjahr waren es noch 99,7 Millionen Euro beziehungsweise 38,9 Millionen. Allerdings müssten 2011 die Sondereffekte aus Integration und Kaufpreisallokation in Höhe von 6,5 Millionen Euro beim EBITDA und 14,2 Millionen Euro beim Konzernergebnis berücksichtigt werden. Außerdem, so Thomas C. Weissmann, Präsident des Verwaltungsrats im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz am Montag in Zürich, seien die Ergebnisse aus 2010 und 2011 nur bedingt vergleichbar. Grund: Um eine vergleichbare Ergebnisrechnung erstellen zu können, wurde zu den Vorjahreswerten der Actebis Gruppe noch Also hinzu addiert, allerdings ohne Januar 2011.

Der im Februar 2011 gegründete Konzern weist keine Einzelergebnisse der jeweiligen Ländergesellschaften aus, sondern nur noch für Zentraleuropa und Nord-/Osteuropa. Demnach hat Also Actebis in Zentraleuropa (Deutschland, Schweiz, Frankreich, Niederlande und Österreich) einen Umsatz von etwas mehr als 4,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der EBITDA wird mit 74 Millionen Euro angegeben. Umsatz- und Margenverluste in Norwegen und Finnland hingegen belasteten das Ergebnis in Nord-/Osteuropa (Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Estland, Lettland und Litauen). Dadurch erreiche diese Region gerade mal ein EBITDA von 17,1 Millionen Euro.

„Wir wollen ertragsreichster Distributor werden“

Auf Nachfrage von Heise resale bestätigte CEO Klaus Hellmich, dass „sich das Geschäft in Deutschland gut entwickelt hat“. Konkrete Zahlen wollte er allerdings nicht nennen, wohl aber auf den Hinweis, man habe „die Hausaufgaben gemacht“. Denn für ihn ist es primär wichtig, „der ertragsreichste Distributor zu sein“ und weniger die Frage, ob Also Actebis auf dem ersten, zweiten oder dritten Platz unter Deutschlands Broadlinern zu finden ist. Unverändert halte Also Actebis in Deutschland an den Firmenstandorten in Straubing und Soest fest. „Das hat sich bewährt, damit sind wir auch in Süddeutschland präsent.“ Ähnlich äußert sich Hellmich im Gespräch mit Heise resale auch zu den Lagerstandorten. Die vier Lagerstätten seien auf jeden Fall effizient. Was aber nicht bedeute, dass dies immer so bleiben müsse. Die Kostensituation, nicht zuletzt die Lager- und Transportkosten, seien in der Distribution ein Faktor, der permanent zu überprüfen ist.

Zuwachs: Erst Ertragskraft – dann Umsatz

Will den Konzerngewinn steiger, dann den Umsatz, Thomas C. Weissmann, Präsident des Verwaltungsrats Also Actebis

(Bild: Also Actebis)

Als belastend bezeichnete Weissmann die wirtschaftspolitische Situation in Europa. So habe sich die Eurokrise durchaus bei international tätigen Distributoren niedergeschlagen. Insgesamt habe 2011 der IT-Markt laut IDC-Forecast in Westeuropa wertmäßig um knapp 16 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor verloren. Besonders stark betroffen war der Consumerbereich mit mehr als 25 Prozent. Im Geschäftskundenbereich lag der Rückgang bei knapp fünf Prozent. Belastend sei im Privatkundenbereich, also B-to-C, noch eine Nachfrageverschiebung hinzu gekommen: Auf der einen Seite wurden weniger PCs und Notebooks gekauft worden, auf der anderen Seite dafür spürbar mehr Tablet-Computer und Smartphones.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Weissmann nicht unbedingt mehr mit steigenden Umsatzzahlen. „Für Also Actebis hat die Stärkung der Ertragskraft im Jahr 2012 und danach Vorrang vor einer unqualifizierten Umsatzsteigerung. Der Konzern hat mit der raschen Integration eine gute Ausgangslage geschaffen“. Folglich rechne man „zwar mit weniger Umsatz, jedoch mit einem deutlich höheren ausgewiesenen Konzerngewinn als 2011“. Mittelfristig strebe der Distributionskonzern ein EBITDA von 120 bis 130 Millionen Euro an, was einem Konzerngewinn von 50 bis 55 Millionen Euro entspreche.

Planung: Apple Produkte im Portfolio

Auf dem Weg zu mehr Ertrag stärke der Konzern seine Position beispielsweise im Wachstumsmarkt Cloud Computing durch neue Angebote und strategische Zusammenarbeit mit Herstellern wie IBM und Microsoft. „Wir entwickeln auch unter dem Thema Cloud neue Services, um den Resellern helfen zu können“, unterstreicht Hellmich, der beim Fachhandel einen „großen Beratungsbedarf“ ausgemacht hat. Letztendlich spreche man in der Distribution weniger von Volume, als mehr von Solution. Ein Beispiel für margenstarktes Servicegeschäft sei auch die Gründung der MPS GmbH und der Kauf von Druckerfachmann gewesen. Außerdem wird der Grossist im zweiten Quartal Apple Produkte wie Tablets und Ultrabook anbieten. „In der Schweiz und in Finnland ist Apple schon im Angebot. Jetzt hoffen wir auf Deutschland“, erklärt der Konzernchef. Weitere ähnliche Akquisitionen könnten folgen.

Dies will Hellmich auch für weiteres Engagement in anderen Ländern nicht ausschließen. Derzeit ist Also Actebis in zwölf Ländern vertreten. „Expansion macht aber nur dort Sinn, wo wir noch nicht vertreten sind und wo verlässliche Bedingungen herrschen.“ Beispielsweise Türkei, Polen oder Tschechien. „Wichtig für uns ist, dass in den Ländern ein vernünftiges Wachstum möglich ist.“ (gs)