Cloud: Wenig Interesse bei Systemhäusern

Das Thema Cloud Computing genießt im Markt große Aufmerksamkeit und sammelt Vorschlusslorbeeren ein. Viele Anbieter wie etwa Microsoft rechnen dabei selbstverständlich mit ihren Tausenden Resellern als feste Vertriebsgröße. Eine Umfrage des Beratungsunternehmens Compri setzt diesen Erwartungen jedoch einen Dämpfer auf: Nur sechs Prozent der befragten Systemhäuser halten das Thema Cloud Computing aktuell für “sehr wichtig“.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Schenkt man Marktforschungsunternehmen und Anbietern von Cloud-Diensten Glauben, so sind die Vorteile des “Cloud Computing“ unbestritten und es interessieren sich bereits eine Menge Unternehmenskunden brennend für das Modell. Schließlich verspricht es “Kosteneinsparung“, “Aufwandsminimierung“, “schnelleres Timte to Market“ und “mehr Flexibilität“. Die Großen der Branche wie Microsoft, Amazon , Fujitsu Technology Solutions, Hewlett-Packard oder IBM treiben das Thema – und sie sind überzeugt, bei ihren Partnern auf eine ähnliche Begeisterung zu stoßen. Denn schließlich sollen sie das Thema und die Dienstleistungen in der Cloud tatkräftig verkaufen.

Keine Angabe: 60 Prozent der befragten Fachhändler machten sich erst gar nicht die Mühe, die Frage nach der Wichtigkeit von Cloud zu beantworten.

(Bild: Compri)

Die Ergebnisse der jüngsten Studie des Beratungsunternehmens Compri aus Ludwigsburg werden die Anbieter deshalb enttäuschen: Von den 559 Reseller und Systemhäuser, die zum Thema befragt wurden, schätzten lediglich sechs Prozent Cloud Computing als sehr wichtiges Thema ein, acht Prozent halten es immerhin für wichtig. Für ein Viertel der Befragten ist Geschäft mit der Cloud belanglos (unwichtig 15 Prozent, weniger wichtig (11 Prozent). Die restlichen 60 Prozent der Befragten hatte gar keine Meinung – sprich “keine Angabe“ und halten es scheinbar auch nicht für nötig, sich darum Gedanken zu machen – zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Diejenigen, die sich mit der Cloud auseinander setzen, haben Bedenken verschiedenster Art: Am schwerwiegendsten wiegen jedoch die Befürchtungen im Bereich Security: 21 Prozent der Systemhäuser mutmaßen, dass das Sicherheitsrisiko steigt – vor allem in Bezug auf den Datenschutz. Aber auch der erhöhte Umstellungsaufwand, der auf sie mit der Verlagerung in die Cloud zukommen könnte, verunsichert, zu wenig Sicherheit gegen Serverausfälle oder auch mangelnde Bandbreite der Internet-Zugänge.

Als Anbieter und Treiber des Themas Cloud Computing werden übrigens von den befragten Resellern und Systemhäusern vor allem Microsoft mit 18 Prozent und IBM von neun Prozent als Lösungsanbieter in diesem Segment wahrgenommen.

Die zugkräftigen Schlagworte für die Cloud wie Einsparpotenzial, Ressourcenschonung oder Flexibilitiät sind auch im Channel durchweg bekannt.

(Bild: Compri)

Die Studie ergab damit eindeutig, dass Systemhäuser dem Thema aus verschiedenen Gründen nach wie vor sehr kritisch gegenüber stehen. Aus Gesprächen, die heise resale mit Partnern verschiedener Hersteller führte, liegt die mangelnde Akzeptanz in Händlerkreisen neben den technisch begründeten Bedenken auch darin, dass noch wenige Partnermodelle existieren, die die Reseller überzeugen würden: Wo liegen die – monetären – Vorteile, wenn sie ihre direkte Kundenbeziehungen zugunsten Cloud-Dienstleistungen eintauschen sollten? Vor allem kleine Partner sind mit einer direkten Beziehung zum Kunden umsatzmäßig derzeit oft besser bedient. Hier müssen die Hersteller an die Arbeit gehen und schlüssige Partnerverträge vorlegen, damit sie ihre Fachhandelspartner mit ins Cloud-Boot bekommen. (gs)