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EOS-Studie: Zahlungsmoral in Deutschland hat sich verschlechtert

Marzena Sicking

Zwei aktuelle Studien zeigen: die Zahlungsmoral der Kunden hat sich verschlechtert, die deutschen Unternehmen sind im Vergleich zu den europäischen Nachbarn aber noch gut dran. Besonders schwer haben es kleine und mittelständische Firmen in Süddeutschland.

Die gute Nachricht zuerst: Deutsche Unternehmen leiden im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn viel seltener unter Liquiditätsengpässen, sind insgesamt finanziell solider aufgestellt. Das müssen sie auch sein, denn – jetzt kommt die schlechte Nachricht – die Zahlungsmoral [1] der Kunden hat sich spürbar verschlechtert. 2,8 Prozent ihrer Forderungen müssen die hiesigen Firmen in diesem Jahr insgesamt abschreiben. Im Vergleich zu 2009 ist die Summe der Forderungsausfälle damit spürbar gestiegen, im vergangenen Jahr wurden "nur" 2,1 Prozent der Rechnungen niemals beglichen. Das sind die Ergebnisse der EOS Zehn-Länder-Studie 2010 [2] "Europäische Zahlungsgewohnheiten" für die 2.200 Unternehmen in zehn europäischen Ländern zu lokalen Zahlungsgewohnheiten befragt wurden.

Weitere Erkenntnisse: Rechnungen von Banken, Kreditkartenunternehmen, Energieversorgern und Versicherungen werden von privaten Konsumenten am schnellsten bezahlt. Alle Anbieter berichten, dass mehr als 80 Prozent ihrer Rechnungen fristgerecht bezahlt würden. Aber alles, was nicht der persönlichen Absicherung dient, muss warten: Der Anteil der fristgerecht bezahlten Rechnungen durch Privatkunden liegt im Handel unter 77 Prozent.

Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die meisten deutschen Unternehmen in den kommenden zwei Jahren mit einer weiteren Verschlechterung der Zahlungsmoral im Privatkundengeschäft rechnen: 44 Prozent erwarten eine negative Entwicklung des Zahlungsverhaltens – in keinem anderen europäischem Land waren die Befragten pessimistischer.

Entsprechend der Sorge um die Zahlungsmoral ihrer Kunden messen 41 Prozent der Befragten einem professionellen Forderungsmanagement künftig mehr Bedeutung zu. Angesichts des hohen Anteils an Forderungsausfällen im Süden erwarten mehr als die Hälfte der Befragten in Süddeutschland (51 Prozent) eine Bedeutungszunahme.

Ähnlich auch die Ergebnisse der Studie von Intrum Justitia [3] unter 6.000 europäischen Unternehmen. 300 Milliarden Euro könnten die Firmen demnach an Mehreinnahmen verbuchen, wenn alle Rechnungen bezahlt würden. "Besonders hart trifft die schlechte Zahlungsmoral kleine und mittelständische Unternehmen. 3,0 Prozent aller Forderungen werden hier nicht bezahlt, im Vergleich zu 2,6 Prozent insgesamt. Ausstehende Forderungen können hier schnell zu einer Gefährdung der Existenz werden", erläutert Thomas Hutter, Geschäftsführer der Intrum Justitia für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz. Denn 52 Prozent der befragten Unternehmen sind sich unsicher, ob sie die benötigte Unterstützung durch ihre Banken bei der Überwindung von Engpässen oder dem Ausbau ihres Geschäfts erhalten. (Marzena Sicking [4]) / (map [5])
(masi [6])


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Links in diesem Artikel:
[1] http://www.heise.de/resale/artikel/Wo-Schweigen-nicht-Gold-ist-273952.html
[2] http://www.eos-solutions.com
[3] http://www.intrum.de/studien.asp
[4] mailto:marzena.sicking@heise-resale.de?subject=heise%20resale
[5] mailto:map@ix.de
[6] mailto:marzena.sicking@heise.de