Endlich mein eigener Chef? Freiwillig nicht!

Immer mehr Deutsche machen sich selbständig. Meist geschieht das aus der Not heraus, weil es die einzige Alternative zur Arbeitslosigkeit ist. Die Mehrheit würde es aber lieber dabei belassen, vom Chefsein nur zu träumen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

56 Prozent der Deutschen haben ein positives Bild von Selbständigkeit. Vor allem bei jungen Leuten kommt der Gedanke, eines Tages sein eigener Chef zu sein, gut an: Jeder Dritte im Alter von 14 bis 29 Jahren (31 Prozent), der noch nicht selbständig ist, kann sich eine Selbständigkeit grundsätzlich vorstellen; im Durchschnitt über alle Altersgruppen hinweg, denkt jeder Sechste (17 Prozent) gelegentlich darüber nach. Am ehesten können sich die Befragten eine Unternehmensgründung ohne Angestellte vorstellen. Das ist das Ergebnis verschiedener Studien und Umfragen der Amway GmbH und TNS Emnid.

Demnach halten die meisten Deutschen die Selbständigkeit für attraktiv – zumindest in der Theorie: Die größten Vorteile sehen sie in der Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen (95 Prozent), selbstbestimmt (92 Prozent) und von Zuhause aus (73 Prozent) zu arbeiten. Als weitere Anreize für eine Selbständigkeit werden auch zusätzliche Verdienstmöglichkeiten (52 Prozent) genannt. Auch ist die "bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie" (43 Prozent) ein wichtiger Pluspunkt für die Selbständigkeit.

Die Vorstellung in Zukunft sein eigener Chef zu sein, den meisten von uns gefällt das Bild durchaus. Doch in die Realität setzen nur die wenigsten diese Vorstellung um. Das Gründungspotenzial ist in Deutschland somit um ein Vielfaches höher als die tatsächliche Zahl der Selbständigen. Dabei mangelt es nicht an Ideen, sondern an Geld und Mut.

So werden als Hürden für eine selbständige Tätigkeit vor allem fehlendes Startkapital (71 Prozent), Angst vor dem Scheitern (58 Prozent) und fehlende wirtschaftliche Kenntnisse (52 Prozent) genannt. Eine fehlende Geschäftsidee nennt hingegen nur ein Drittel der Deutschen (37 Prozent) als Hindernis. 70 Prozent haben außerdem Angst, dass es bei ihnen durch die Selbständigkeit zu einer sozialen Isolation (75 Prozent) kommen könnte – der Plausch mit den Kollegen ist also wichtiger, als der eigene Chef zu sein.

Tatsächlich ist aber vor allem die Angst zu versagen bzw. finanziell nicht erfolgreich zu sein, so groß, dass nur die wenigsten das volle Risiko eingehen würden. Unabhängig davon, ob eine Selbständigkeit für die Befragten konkret infrage kommt oder nicht, können sich zwei Drittel der Deutschen (63 Prozent) eine Selbständigkeit am ehesten im Nebenerwerb vorstellen, davon rund die Hälfte (30 Prozent) zuerst im Nebenerwerb und anschließend im Haupterwerb. Lediglich jeder Fünfte (21 Prozent) würde direkt den Schritt in die haupterwerbliche Selbständigkeit wagen. Insgesamt halten 70 Prozent der Deutschen eine Selbständigkeit für riskant, 37 Prozent für kompliziert in der Umsetzung.

Fazit: Davon, selbst ein erfolgreicher Unternehmer zu sein träumen die meisten, den Versuch tatsächlich wagen, würden nur die wenigsten: Bei den Befragungen sagten jeweils um die 90 Prozent der Teilnehmer, dass sie weiterhin ein festes Arbeitsverhältnis bevorzugen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)