Festplatten-HEKs knicken weiter ein

Die Festplatten-Branche verbucht im zweiten Quartal weltweit ein 8-prozentiges Plus. Der jüngste Zuspruch ist allerdings auf ordentliche Preisabschläge zurückzuführen. Im 4-Wochen-Rückblick sinken fast alle HEKs im deutlich zweistelligen Bereich.

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Von
  • Matthias Parbel

Im 4-Wochen-Rückblick bleiben die HEKs für interne Festplatten weiter im Abwärtstrend. Sowohl die Preise von 2,5- als auch 3,5-Zoll-Laufwerken geben im zweistelligen Bereich nach. Dies gilt auch für die gefragten Größen 1, 2 und 3 TByte. Mussten Wiederverkäufer in der KW 32 noch rund 125 Euro für eine 3-TByte-Disk veranschlagen, ist diese in der KW 36 bereits unter 114 Euro erhältlich. Langsam drehende Notebook-Platten mit 500 GByte verbilligen sich in diesem Zeitraum von zirka 52 auf nicht ganz 40 Euro. 1-TByte-Modelle fallen von fast 76 auf einen Preis von 63 Euro (5400 U/min).

Seit Ende Juli ist der HEK für Desktop-Festplatten um bis zu 10 Prozent gefallen.

"Aus unserer Sicht ist der Festplatten-Markt momentan recht ausgeglichen", beurteilt Marc Willems, Produktmanager Einkauf bei B.Com Computer, die aktuelle Situation. "Besonders die beiden Festplatten-Riesen sind in Balance. Die Verfügbarkeit ist insgesamt gut. Sie ist über die gesamte HDD-Spanne gegeben – jedoch nicht immer bei jedem Hersteller gleich gut." Einzelne Modellreihen im 2- bis 3-TByte-Bereich seien durchaus schwer zu bekommen.

Gefragt sind derzeit vor allem Platten mit 1 bis 3 TByte. Laut Distribution ist die Nachfrage den ganzen Sommer hindurch mehr als zufriedenstellend. Das Ende der Ferienzeit mache sich zudem mit steigenden Absatzzahlen bemerkbar. "Die Preise normalisieren sich weiter und bewegen sich dadurch leicht nach unten", sagt Willems. "Der Dollar ist stabil und hat aktuell keinen Einfluss."

Ob es dem dritten Quartal gelingen wird, die Absatzzahlen des Q2 zu übertreffen, muss sich zeigen. Beobachter gehen aber davon aus. Den Analysten von iSuppli zufolge wurden im zweiten Quartal 2012 mit 157 Millionen Stück über acht Prozent mehr Laufwerke verkauft als in den ersten drei Monaten des Jahres. Western Digital steigerte seinen Marktanteil um zehn Prozent und verbucht nun 45 Prozent für sich, inklusive der Hitachi-GST-Anteile. Seagate legte um 7,9 Prozent zu und kommt auf 42 Prozent. Für beide Hersteller sind die Zahlen jeweils ein Firmenrekord. Für die Nummer drei im HDD-Segment, Toshiba, verbleiben damit gerade noch 13 Prozent des Marktes.

Nach einem kurzen Zwischenhoch sinken seit der KW 32 die HEKs für 2,5-Zoll-Platten zwischen 5 und 25 Prozent.

"Optisch" bleiben WD und HGST sowie Seagate und Samsung allerdings weiterhin getrennt und agieren nach wie vor als eigenständige Unternehmen. Reseller können daher weiter diverse Sonderaktionen erwarten. "Der Festplattenmarkt war, ist und wird immer ein stark umkämpfter Markt sein – besonders in Deutschland, das sowohl in der Vergangenheit als auch in Zukunft einen großen Anteil am europäischen Gesamtmarkt (TAM) darstellt", sagt Stefan Mandl, Director Distribution Central Europe bei Western Digital, gegenüber heise resale. "Aktuell kämpfen fünf Brands um die entsprechenden Marktanteile. Wir haben im deutschen Channel ein sehr gutes Standing." WD hat in den letzten Jahren einiges in den Channel investiert und sieht sich daher gut aufgestellt. Die Channel-Strategie soll auf jeden Fall weitergeführt werden.

"Wir sehen aktuell eine gute und stabile Nachfrage im Handel mit einem sehr positiven Juli und einem schwächeren August", meint Mandl. "Die Lagerbestände im Channel sind auf einem sehr 'gesunden' Niveau. Die Distributionspreise haben sich in den letzten Monaten in einer vernünftigen Bandbreite zu den OEM-Preisen bewegt und werden insgesamt stabil bleiben – mit weiteren leichten Anpassungen, um die Bandbreite zu den OEM-Preisen im gewünschten Rahmen zu halten." Eine sehr große Nachfrage herrsche nach dedizierten Lösungen für unterschiedliche Segmente wie beispielsweise für SOHO-NAS-Systeme. WD adressiert diesen Markt mit der neuen Red-Serie, die von Anwendern und Handel gut angenommen werde.

Dies zeigt sich auch im heise resale Preisradar. Die 'Reds' hatten fast von Beginn an einen festen Platz im Top-10-Ranking für Festplatten und SSDs. In der KW 36 lauten die meistgesuchten Festplatten Caviar Green WD30EZRX (136,33 Euro brutto) von WD, Seagate Barracuda 7200 (130,30 Euro) und die Red WD30EFRX (167,45 Euro). Alle jeweils mit 3 TByte. Zudem platzieren sich die beiden 2-TByte-Modelle Barracuda EcoGreen F4 (90,90 Euro) und Caviar Green WD20EARX (92,69 Euro). Der durchschnittliche Angebotspreis im Onlinehandel ist im Vergleich zur Vorwoche um 2,3 Prozent auf 102,49 Euro leicht angestiegen, liegt aber noch knapp unter den Kursen der KW 32.

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Bei der Preisbeobachtung unterstützten uns:

ALSO Actebis GmbH
B.com Computer AG
CTT AG
Devil AG
Ingram Micro GmbH

Für die kommenden Wochen sollte sich der Festplatten-Markt von seiner stabilen Seite zeigen. "Der Handel kann sich auf stabile Preise von WD für die nächsten Wochen einstellen", erklärt WD-Manager Mandl. "Die Verfügbarkeit ist aktuell gut und sollte sich nicht ändern, außer die Nachfrage würde sich im September und Oktober stärker als geplant erhöhen."

B.Com-Manager Willems sieht es ähnlich: "Bei der Verfügbarkeit sehen wir keine Schwierigkeiten und die Preise werden wohl noch ein klein wenig nach unten gehen. Das Jahresendgeschäft läuft an, daher gehen wir von steigenden Absatzzahlen aus. Der Markt benötigt Platten in unterschiedlichen Lösungen." So werde beispielsweise für Private-Cloud- und NAS-Systeme eine starke Nachfrage erwartet. (map)