Flexible Arbeitszeiten: Ein Privileg der Führungskräfte

Flexible Arbeitszeiten wünschen sich die meisten Arbeitnehmer, doch die Realität sind anders aus: Die Mehrheit arbeitet in starren Arbeitszeitmodellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: so lautet jedenfalls das Credo der meisten Unternehmen in Deutschland, wenn es um das Thema Arbeitszeiten geht. Zwar wünschen sich diversen Umfragen zur Folge die meisten Arbeitnehmer mehr Flexibilität, auch prognostizieren Berater und Forscher einen entsprechenden Wandel in der Arbeitswelt, doch aktuell sieht es noch ganz anders aus. Die meisten Unternehmen können oder wollen ihren Angestellten die Entscheidung über die tägliche Arbeitsdauer sowie Anfangs- und Endzeiten nicht überlassen.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt, hat die aktuelle Arbeitskräfteerhebung unter anderem ergeben, dass 58,1 Prozent der Angestellten mit einem komplett starren Arbeitszeitmodell arbeiten. Weitere 24,1 Prozent der Angestellten arbeiten mit einem Arbeitszeitkonto. Das heißt, sie müssen die vorgegebene Gesamtstundenzahl erreichen und meist auch während sogenannter Kernzeiten präsent sein – letzteres schränkt die theoretische Flexibilität in der Praxis doch deutlich ein. Weitere 10,2 Prozent arbeiten nach einem Gleitzeitmodell und können bei täglich vorgegebener Arbeitsdauer zumindest den Beginn bzw. das Ende ihrer Arbeitszeit flexibel gestalten.

Völlig flexibel sind derzeit nur 2 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland. Sie können auch die Gesamtstundenzahl selbst bestimmen, denn ihre Leistung wird ausschließlich über ihre Arbeitsergebnisse und nicht anhand der Anwesenheit im Unternehmen geprüft.

Ob starre oder flexible Arbeitszeitmodelle angeboten werden, hängt natürlich nicht nur vom Willen des Arbeitgebers ab, sondern auch von den Rahmenbedingungen der einzelnen Jobs. So verwundert es nicht, dass z.B. flexible Arbeitszeiten auf Basis von Arbeitszeitkonten in der Finanz- und Versicherungsbranche und der öffentlichen Verwaltung deutlich häufiger anzutreffen sind, als z.B. im Baugewerbe.

Wie die Statistik weiterhin zeigt, sind flexible Arbeitszeiten außerdem am häufigsten im Management und gut ausgebildeten Fachkräften anzutreffen. So gaben 67,2 Prozent der befragten Führungskräfte und 56,3 Prozent der Personen in akademischen Berufen an, diese Möglichkeit zu haben und auch zu nutzen. Am seltensten haben Personen in Dienstleistungsberufen und Verkäufer/-innen das Angebot auf flexible Arbeitszeiten.

Es sind auch die Führungskräfte, die mit 8,3 Prozent überdurchschnittlich oft auf eine völlig flexible Arbeitszeitgestaltung zurückgreifen können. Allerdings scheint die auch ihren Preis zu haben: Beschäftigte mit völlig flexiblen Arbeitszeiten arbeiteten nicht am wenigsten, sondern meist am längsten. 57,1 Prozent arbeiteten regelmäßig mehr als 40 Stunden pro Woche, bei den Beschäftigten mit fester Arbeitszeit sind das nur 15,1 Prozent. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)