Hurra, ein weiterer TK-Distributor! Wir hatten auch echt zu wenige.

Im Jahr 2008 gehörten Axel Grellhorst und der TK-Distributor Brightstar zu den Verlierern: Grellhorst verlor seinen Chefposten bei NT plus, und Brightstar stellte wegen Erfolglosigkeit seine Geschäfte in Deutschland ein. Jetzt kommen sie als Duo zurück.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Neuer Brightstar-Geschäftsführer Axel Grellhorst

(Bild: Archiv)

Lieber neuer Brightstar-Chef Axel Grellhorst,

im vergangenen Jahr rollte Tech Data in Deutschland die Brightstar-Fahne wieder ein. Nicht einmal ein Jahr zuvor waren die Amerikaner mit dem Telekommunikationsdistributor und großen Zielen gestartet. Zehn Prozent Marktanteil wollten sie über kurz oder lang in Deutschland erreichen. Doch der Markt wollte nicht. Mitte vergangenen Jahres war Schluss. Doch was wir damals nicht wussten: Es war gar nicht das engültige, sondern nur das vorläufige Aus. Denn nun startet Brightstar in Deutschland erneut, und zwar mit Ihnen als Geschäftsführer.

Das ist toll, die Frage ist nur: warum? Brauchen wir in Deutschland einen weiteren TK-Distributor? Wohl eher nicht. Die Zeichen stehen sogar eher auf Konsolidierung. Dann sind vielleicht das Marktumfeld und die konjunkturellen Rahmenbedingungen heute besser als im vergangenen Jahr? Haha. Das kann also auch nicht der Grund sein. Auf die Frage, warum Tech Data in Deutschland mit Brightstar einen zweiten Anlauf versucht, gibt es nur eine Antwort, die mir einleuchtet: Weil die Amerikaner es so wollen.

Okay, das ist für viele Tochterfirmen amerikanischer Unternehmen ein wichtiger, oft auch ausreichender Grund. Dann stellt sich aber die weitere Frage: Warum eine Neugründung? Warum ein Start-up, warum keine Übernahme eines der bestehenden TK-Distributoren, von denen es heißt, dass sich einige mit Kusshand kaufen lassen würden. Statt dessen fängt Tech Data wieder bei Null an: Brightstar Deutschland hat keine Mitarbeiter, keine Verträge mit Herstellern und Telefongesellschaften, keine Kunden, keine Homepage. Obwohl, die ersten Mitarbeiter sollen ja schon an Bord sein, ein paar VBs und auch der ehemalige Marketingleiter von NT Plus, Alexander Wolf. Und natürlich Sie, lieber Herr Grellhorst! Sie, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der NT plus AG. Vielleicht ist man bei Tech Data in München zu der Überzeugung gekommen, dass die Brightstar-Schlappe im vergangenen Jahr einfach am falschen Chef lag. Kann ja sein. Wenn man also wieder neu anfängt, dann nur mit dem richtigen Mann an der Spitze. Also mit Ihnen. Denn dass Sie sich mit TK-Distribution auskennen, lieber Herr Grellhorst, wer wollte das bestreiten? Um Sie an Bord zu bekommen, dafür waren die Tech-Data-Leute sogar bereit, den Brightstar-Firmensitz oben bei Ihnen in Osnabrück anzusiedeln, rund 700 Kilometer vom Tech-Data-Gebäude in der Münchener Kistlerhofstraße entfernt. Auch eine Form von Mitarbeiterorientierung.

Man kann sicher nicht sagen, dass die Gründung von Brightstar Deutschland zum Scheitern verurteilt ist. (Man kann es schon sagen, aber das ist Unsinn.) Sicher ist es auch heute noch möglich, ein Unternehmen mit Erfolg in einem Markt zu gründen, der rückläufige Umsätze hat und wettbewerbsmäßig gut besetzt ist. Dies ist genauso möglich wie dass ein Fussballverein aus der Kreisklasse in die Bundesliga durchmarschiert und hier sogar zeitweilig die Tabellenspitze übernimmt (für alle, die nicht vom Fach sind: Wir reden von der TSG Hoffenheim). Aber man braucht dafür vor allem drei Dinge: Geld, Zeit und Geduld – und von jedem sehr viel. Dann kann´s klappen. Und wenn ich Sie jetzt frage, lieber Herr Grellhorst, welcher Distributor viel Geld, viel Zeit und viel Geduld hat, welcher Name fällt Ihnen denn da ein? Eben.

Übrigens: Ich bin nach wie vor nicht sicher, ob der Grund für das Scheitern von Brightstar im vergangenen Jahr nicht doch am Namen lag. Wie ich damals bereits schrieb, ist "Brightstar" im besten Fall ein Name für das neue Modell von Harley-Davidson ("Boh, kuck mal, die neue Brightstar, geil!"), aber doch nicht für ein Unternehmen. In Deutschland heißen die Firmen SAP, Miele, Audi oder "Küchen Meier", aber doch nicht Brightstar! Oder ist das in unserer globalen Welten zu provinziell gedacht?

Beste Grüße

Damian Sicking

Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale. ()