Management: Skeptiker sind besser als ihr Ruf

Wer hätte das gedacht: Untersuchungen haben ergeben, dass oftmals eine gesunde Portion Skepsis eher zum Ziel führt als Zuversicht und Optimismus. Haben die Bedenkenträger ihren schlechten Ruf also zu Unrecht?

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

"Es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen." Das ist eine dieser Weisheiten von Motivationstrainern, die einfach nicht auszurotten sind. Nur wer optimistisch und im vollen Bewusstsein seiner Stärke an eine Aufgabe herangeht, der hat eine Chance, sie auch erfolgreich zu bewältigen. Selbstzweifel, Skepsis, ob man der Aufgabe überhaupt gewachsen ist, Angst vor dem Scheitern – wer davon geplagt wird, der hat schon verloren. So das Mantra der "Du-kannst-was-du-willst"-Gurus. Falsch! Völlig falsch! Das zumindest behauptet die Psychologin Dolores Albarracin von der Universität Illinois in den USA, wie einem Artikel in der Zeitschrift manager-seminare (Ausgabe 150/10) zu entnehmen ist.

In einem Experiment konnten Albarracin und ihr Team nachweisen, dass eine gesunde Portion Skepsis viel förderlicher für den Erfolg ist als unreflektierter Hurra-Optimismus. Unter anderem wurden zwei Gruppen gebildet. Die eine Gruppe wurde aufgefordert, sich kritisch damit auseinanderzusetzen, ob sie wohl in der Lage seien, die anstehenden Aufgaben zu lösen. Die Mitglieder der anderen Gruppe sollten sich einreden, dass sie den Test mit Bravour bestehen werden. Die Aufgabe bestand nun darin, Anagramme zu entschlüsseln, also Wörter, deren Buchstaben vertauscht wurden. Interessanterweise waren die Skeptiker, also die Mitglieder der ersten Gruppe, deutlich erfolgreicher als die der zweiten Gruppe. Dieses Ergebnis wurde in weiteren, ähnlich konzipierten Experimenten bestätigt.

Studienleiterin Albararacin führt dieses Phänomen auf die größere Motivation der Skeptiker zurück. "Offenbar erzeugt eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Leistungsfähigkeit eine höhere Motivation als purer Optimismus", stellt die amerikanische Psychologin fest. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Studie auf relativ dünnem Eis steht. Die Experimente fanden unter Laborbedingungen statt, und die Teilnehmerzahl war mit 50 Probanden auch nicht sehr hoch. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)