Manager in der Doppelrolle: ...Vater sein dagegen sehr

Der Deutschland-Chef des IT-Dienstleisters Logica, Torsten Strass, sorgte für Aufsehen, als er nach der Geburt seines Kindes für vier Wochen seinen Schreibtisch mit der Wickelkommode tauschte. Doch die wirkliche Belastungsprobe als Vater-Manager liefert erst der ganze normale Alltag.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

Logica-Chef und Vater Torsten Strass

(Bild: Logica)

Lieber Torsten Strass, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Logica,

was sind die drei Dinge, von denen ein Manager heutzutage mehr als genug hat? Die Antwort lautet:

  1. Druck
  2. Druck
  3. Druck.

So wie Sie, lieber Herr Strass. Sie sind der Vorsitzende der Geschäftsführung der Logica Holding Deutschland GmbH und ihrer operativen Einheiten und in dieser Funktion verantwortlich für rund 2.000 Mitarbeiter und 250 Millionen Euro Umsatz. Weltweit beschäftigt Logica sogar annähernd 40.000 Angestellte. Also alles andere als eine Pommesbude, von der wir hier reden. Und doch haben Sie, nachdem im vergangenen Jahr Ihr Kind geboren wurde, Elternzeit genommen und damit nicht nur im Unternehmen, sondern weit darüber hinaus für Erstaunen und Bewunderung gesorgt. Auch die Medien wie die FAZ haben darüber berichtet (am 26./27. September 2009, leider ist der Artikel nur kostenpflichtig in der Genios-Datenbank erhältlich; einen ähnlichen Beitrag findet man kostenfrei auf der Computerwoche-Homepage). Bei den Logica-Mitarbeitern soll Ihre Baby-Auszeit super angekommen sein, immer mehr Männern würden sich melden, die ebenfalls für eine Zeit den Schreibtisch mit der Wickelkommode tauschen wollten. Klar, die gesetzliche Höchstgrenze von zwölf Monaten schöpft so gut wie kein Mann aus (ganz anders Frauen), auch Sie selbst waren ja nach vier Wochen wieder im Büro. Aber immerhin.

Logisch, dass jeder das gut findet (die Vorgesetzten vielleicht ausgenommen). Aber – und damit komme ich wieder zum Ausgangspunkt dieses Beitrags – es kann durchaus auch den Druck auf die jungen Väter erhöhen. "Na, Schlotterbeck, gehen Sie auch in Elternzeit?" "Äh, nein, ich weiß noch nicht, ich würde ja gerne, aber viel zu tun, und dann noch dieses dringende Projekt, Sie wissen schon..." Und schon steht man da wie so ein total überholter Vertreter seiner Klasse, der nur seine eigene Karriere im Kopf hat und/oder sich für unentbehrlich hält und/oder sich nicht organisieren kann. Als Armleuchter halt.

Aber ich finde das ja auch klasse, was Sie getan haben, lieber Herr Strass, ganz ehrlich. Noch viel besser aber und heldenhafter und vorbildlicher, als sich für einen Monat aus dem daily business auszuklinken und sich als liebevollen Papa feiern zu lassen, finde ich es, wenn man auch nach der Elternzeit nicht vergisst, dass man Kinder hat, sondern sich auch im Alltag an seine Vaterrolle erinnert und für seine Nachkommen da ist. Wenigstens am Wochenende. Wenn man nicht nur in Interviews oder im Kollegenkreis beteuert, dass einem die Familie mit Abstand das Wichtigste ist, sondern man dies auch durch sein Tun bestätigt. Großartig und allen Väter-Managern in diesem Zusammenhang zu empfehlen: der Film "Hook", Steven Spielbergs Verfilmung des Klassikers "Peter Pan" , mit Dustin Hoffman als total durchgeknallter und hysterischer Käpt´n Hook, Robin Williams als gestresster und karrierebessener Geschäftsmann (und erwachsen gewordener Peter Pan) und Julia Roberts als bezaubernde Elfe. Vielen meinen, "Hook" sei ein Kinderfilm, aber in Wahrheit ist es ein Elternfilm oder genauer sogar ein Väterfilm mit der Botschaft: Männer, kümmert euch mehr um eure Kinder.

Lieber Herr Strass, für Sie gibt es offenbar ein Leben auch außerhalb der Firma. Und das nehmen Sie nicht nur für sich in Anspruch. "Wir wollen bis 2010 einer der zehn attraktivsten Arbeitgeber unserer Branche werden, und dazu zählen auch Maßnahmen der Work-Life-Balance mit Elternzeit, Teilzeit und Sabbaticals", werden Sie in dem FAZ-Artikel zitiert. Zu hören und zu lesen bekommt man solche Sätze ja häufiger. Aber Ihnen, lieber Herr Strass, nehme ich auch ab, dass Sie es Ernst damit meinen.

Beste Grüße

Damian Sicking

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