Mehr Arbeitnehmer als bisher angenommen sind "ausgebrannt"

Ständig überfordert und dauerfrustriert: die negative Bilanz führt immer häufiger zum Burn-Out. In den Unternehmen wird das Thema aber totgeschwiegen. Auch von den Betroffenen selbst.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Ärzte und Krankenkassen schlagen schon lange Alarm und warnen davor, dass der Burn-Out, die totale körperliche uns psychische Erschöpfung, allmählich zur Volkskrankheit Nummer eins wird. Rund 15 Prozent der Deutschen haben demnach schon darunter gelitten. Die Zahlen der Krankenkassen sind erschreckend und dennoch tiefgestapelt: sie erfassen nämlich nur die Arbeitnehmer, bei denen die Diagnose tatsächlich gestellt wird und die sich deshalb krankschreiben lassen. Selbständige und Angestellte, die einfach weitermachen oder bei die sich wegen "Rückenschmerzen" oder "Migräne" krank schreiben lassen, weil sie Angst haben als "Weichei" abgestempelt zu werden, werden hier gar nicht erfasst.

Tatsächlich ist die Dunkelziffer der Betroffenen deutlich höher, als bisher angenommen, wie eine Umfrage des Personaldienstleisters Randstad unter 3.600 Personalverantwortlichen und Angestellten zeigt. Demnach bereichtete jeder zweite Personalverantwortliche, dass er schon mit mehreren Fällen im Unternehmen konfrontiert worden ist. Rund 17 Prozent gaben an, selbst schon mal an einem Burn-Out gelitten zu haben. Jeder zweite der Betroffenen fiel mehr als drei Monate aus.

Dazu Andreas Bolder, Direktor Human Resources bei Randstad Deutschland: "Für die Betroffenen ist ein Burn-out eine sehr einschneidende persönliche Erfahrung, die weit über die eigentliche Ausfallzeit nachwirkt. Ein "Weiter so" kann es nach einem Burn-Out in der Regel nicht geben."

Das gilt allerdings nur in der Theorie, denn die Mehrheit der Arbeitnehmer (71 Prozent) kehrt einfach in die alte Position zurück, nur elf Prozent lassen sich auf einen anderen Posten versetzen. Trotz der massiven Beeinträchtigungen thematisieren die meisten Betroffenen ihren Burn-Out nach der Rückkehr also nicht. Etwa 40 Prozent der Befragten tauschen sich weder mit Kollegen noch Vorgesetzten aus, nur 25 Prozent von ihnen berichten von positiven Reaktionen und Hilfsangeboten. 16 bzw. sieben Prozent müssen sogar negative Kommentare von Vorgesetzten und Kollegen hinnehmen. Kein Wunder also, dass die Mehrheit lieber den Mund hält. 17 Prozent der ehemaligen Patienten verzichten komplett auf die Konfrontation und kehren erst gar nicht in das Unternehmen zurück.

Weitere Ergebnisse der Befragung: 34 Prozent der Personalverantwortlichen gaben an, in ihren Betrieben Präventionsprogramme wie Stressmanagement oder Gesundheitsvorsorge anzubieten, 45 45 Prozent kümmern sich um die Reintegration ihrer Mitarbeiter nach einem Burn-Out. Auffällig dabei ist: Je größer das Unternehmen, desto mehr Vorbeugungs- und Nachsorgeprogramme gibt es. Dass der Burn-Out hauptsächlich durch Probleme im Beruflichen Umfeld verursacht wird, wollen die Personalverantwortlichen aber noch immer nicht glauben: siehe gehen davon aus, dass in etwa 59 Prozent der Fälle auch berufliche Probleme für den Zusammenbruch verantwortlich sind. (masi)