Microsoft stärkt Direktvertrieb - und die Partner sollen dazu klatschen

Auf der Partnerkonferenz in Houston stellte Microsoft sein neues Mietmodell vor. Obwohl es eine Ausweitung des Direktvertriebs ist, sollen die Partner das gut finden.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Damian Sicking

Liebe Microsoft-Managerin Allison Watson,

Microsofts Channel-Chefin Allison Watson

Sie sind Corporate Vice President der Worldwide Partner Group und sagten auf dem Microsoft-Partnerkongress in Houston diese Woche: "Es gab noch nie eine bessere Zeit, Microsoft-Partner zu sein." Wenn dieser Satz wahr ist, dann sagt er viel aus über die Vergangenheit. Offenbar war sie viel schlechter, als ich dachte.

Man muss den Hintergrund kennen, vor dem Sie den oben zitierten Satz gesagt haben. Der Satz ist eingebettet in die Ankündigung, dass User die Microsoft-Software künftig direkt von der Microsoft-Seite herunterladen und auf Mietbasis nutzen können. Schon bisher konnte man Microsoft-Software im Microsoft-Internet-Store kaufen, aber das Angebot beschränkt sich im Wesentlichen auf Vista und Office-Suites. Nun geht es an die komplexeren Unternehmensanwendungen wie "Microsoft Exchange Online" und "Microsoft Office SharePoint Online".

Das Schlüsselwort ist in diesem Zusammenhang natürlich "direkt", und bei diesem Wort kriegt der Channel regelmäßig Allergie-Pickel. Die Kunst besteht nun darin, die Verbindung zu schaffen zwischen der Tatsache, dass Microsoft seinen Direktvertrieb ausbaut und Ihrem Satz "Es gab noch nie eine bessere Zeit, Microsoft-Partner zu sein."

Aber Sie sind nicht umsonst Vice President geworden, wenn Sie diese Herausforderung nicht meistern könnten. Und so sprechen Sie ja raffinierterweise nur von "Microsoft-Partnern" und nicht von "Microsoft-VERTRIEBS-Partnern". Diesen feinen, aber doch sehr erheblichen Unterschied muss man erst einmal realisieren. Und Partner von Microsoft sind ja viele, bis hin zu dem Betreiber Ihrer Firmenkantine.

Aber der Händler, der Microsoft-Produkte verkauft? Was genau verbessert sich für ihn? Natürlich wären Sie nicht Allison Watson, wenn Sie nicht auch auf diese Frage ein Antwort hätten. Der Partner, so Ihre frohe Botschaft, kann sich nun endlich voll auf sein Dienstleistungsgeschäft konzentrieren (den Spruch hört der Händler immer dann von einem Hersteller, wenn dieser den Direktvertrieb für sich entdeckt hat.) Und außerdem versprechen Sie den Partnern für ihre Mühe so etwas wie eine Tipp-Prosivion. Also so ähnlich wie beim Verkauf von Mobilfunkverträgen.

Liebe Frau Watson, mir ist schon klar, warum Microsoft diesen Weg geht und vielleicht auch gehen muss. Was mir nur gegen den Strich geht, ist, dass Sie so tun, als wäre dies eine gute Nachricht für den Channel. Am Ende wollen Sie uns noch glauben machen, Sie hätten sich das Ganze nur ausgedacht, um die Partner zu stärken.

Na gut, vielleicht ist diese Entwicklung bei Microsoft den Händlern auch egal. Mir geht es jedenfalls so, dass je länger ich über Ihr Statement nachdenke, desto positiver wird es. Und zwar aus folgendem Grund:

Schon bisher konnten die Händler mit dem Verkauf von Microsoft-Produkten nicht reich werden, und ab jetzt können sie es auch nicht. Insofern bleibt eigentlich alles beim Alten. Nein, in einer Hinsicht wird es sogar besser: Der Aufwand, mit dem Verkauf von Microsoft-Produkten keine Reichtümer anzuhäufen, wird jetzt geringer. Das kann man als Verbesserung der Marge durchgehen lassen."

Mit den besten Grüßen

Damian Sicking ()