Umzug für den Traumjob: lohnt sich das?

Gründe, für einen berufsbedingten Umzug, gibt es viele: mehr Geld, bessere Jobchancen, neue Erfahrungen. Vieles spricht aber auch dagegen, wie beispielsweise die Trennung von Freunden und Familie. Wer sich entscheiden muss, sollte daher prüfen, welche Werte ihm wichtig sind.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Flexibilität und Mobilität – Schlagworte, die jeden Berufstätigen begleiten. Denn für den Traumjob am eigenen Wohnort gibt es heutzutage keine Garantie mehr, immer öfter muss der Arbeitnehmer Flexibilität bei der Standortwahl des Arbeitsplatzes beweisen.

40 Prozent der Arbeitnehmer wären bereit, für ihren Traumjob die gewohnte Umgebung aufzugeben, wie eine aktuelle Umfrage der Online-Stellenböse Monster.de zeigt. 27 Prozent der mehr als 4.600 Befragten würden nur zustimmen, wenn die nicht nur die neue Aufgabe attraktiv wäre, sondern auch einen finanziellen Vorteil in Form eines höheren Gehalts mit sich bringen würde. Ein Drittel der Befragten lehnt einen Umzug kategorisch ab: Familie, Freunde und die gewohnte Umgebung sind ihnen wichtiger, als der vermeintliche Traumjob oder ein höheres Gehalt. Wie die Umfrage weiterhin zeigt, ist die Bereitschaft zum Umzug in Österreich und der Schweiz deutlich höher als bei den Arbeitnehmern in Deutschland.

Tatsächlich sollte ein Umzug sehr genau durchdacht werden, auch wenn plötzlich der vermeintliche Traumjob winkt. Zwar kann man seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch eine entsprechende Flexibilität deutlich erhöhen, zahlt aber im privaten Bereich mitunter einen hohen Preis dafür. Deshalb sollten Arbeitnehmer bzw. Arbeitssuchende genau abwägen, welche Werte ihnen besonders wichtig sind.

Wer vor der Frage steht, ob er für einen Job in eine andere Stadt umziehen kann, sollte sich mit folgenden Fragen auseinandersetzen.

  • Warum möchte ich genau diesen Job haben?
  • Handelt es sich tatsächlich um ihren Traumjob, von dem Sie seit Jahren träumen? Dann werden Sie sich vermutlich noch Jahre später ärgern, wenn Sie den Versuch nicht wagen.
  • Ist es das höhere Gehalt, das Sie lockt? Dann prüfen Sie lieber, ob die Lebenshaltungskosten in der neuen Stadt nicht höher sind, als an ihrem bisherigen Wohnort. Und rechnen Sie genau durch, welche zusätzlichen Kosten anfallen (Umzug, doppelte Haushaltsführung?), denn solche Dinge werden gerne übersehen, können den finanziellen Vorteil aber schnell relativieren. Und dann sitzen Sie in der neuen Stadt fest und fragen sich, warum Sie eigentlich da sind.
  • Stimmt die Chemie? "Großstadt ist Großstadt", denken Sie viellleicht und nehmen den Umzug von München nach Frakfurt auf die leichte Schulter. Das kann sich als großer Fehler erweisen, denn jede Stadt hat eben ihr eigenes Ambietente und ihren eigenen Charakter. Bevor Sie also den Wohnort wechseln, sollten Sie sich ein paar Tage in der neuen Stadt aufhalten und genau prüfen, ob Sie dort wirklich leben wollen.
  • Müssen Sie Rücksicht auf andere Menschen nehmen? Wer Familie hat, wird einen Umzug mit Partner und Kindern besprechen müssen. Schulwechsel, Freundeskreis, der Job des Partners, das eigene Häuschen - über all diese Punkte müssen sie reden. Einsame Entscheidungen sollten Sie jedenfalls nicht treffen, denn das gibt nur Ärger in der Familie. So bitter es ist: Im Zweifelsfall muss man abwägen, was wichtiger ist: der eigene Traumjob oder der Familienfrieden?
  • Auch Singels sind nicht frei von sozialen Kontakten und Verpflichtungen! Überlegen Sie, ob Sie wirklich wegziehen können oder ob beispielsweise Ihre Eltern demnächst pflegebedürftig werden könnten und Sie dummerweise auch noch Einzelkind sind? Wie sehr fühlen Sie sich ihren Freunden verbunden? Sind die Kontakte so locker, dass es Ihnen ausreichen wird, wenn Sie Ihre Kumpels künftig nur noch auf Facebook treffen oder sind Sie in feste Rituale eingebunden, die Ihnen künftig fehlen werden? Werden Sie im neuen Job überhaupt Zeit haben, sich vor Ort Freunde zu suchen?

Außerdem: Der Umzug für einen Job kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Liegt der neue Arbeitsort hunderte von Kilometern vom bisherigen Lebensmittelpunkt entfernt, kann das ganz schön teuer werden. Deshalb sollte man das Thema Kosten auch mit dem möglichen Arbeitgeber besprechen, denn manche Firmen beteiligen sich auch an den Umzugskosten ihrer Mitarbeiter. Falls nicht, gibt es einen kleinen Trost für alle Betroffenen: berufsbedingte Umzugskosten sind von der Steuer absetzbar. Wer vorher arbeitslos war, kann bei der Arbeitsagentur eine Kostenerstattung beantragen. (masi)