Wird für Acer-Manager Engel bald bei Lenovo ein Platz frei?

Überraschend teilte Acer-Manager Stefan Engel vergangene Woche mit, dass er nach 16-jähriger Betriebszugehörigkeit das Unternehmen verlassen werde. Wir würden uns nicht wundern, wenn er demnächst bei Lenovo wieder auftaucht und seinem früheren Acer-CEO und jetzigen Lenovo-Europachef Gianfranco Lanci hilft.

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Von
  • Damian Sicking

Lieber Stefan Engel, demnächst ausscheidender Acer-Manager,

Acer-Manager Stefan Engel

Auf dem Sprung: Acer-Manager Stefan Engel

(Bild: Acer)

haben Sie das auch gesehen hier auf unserer heise-resale-Seite? Erst erschien der Bericht über das weltweite Vertriebspartnertreffen von HP mit der Überschrift: "Meg Whitmans Versprechen an HP-Partner: `Wir werden euch nicht enttäuschen´". Nur weniger Tage darauf veröffentlichten wir aus Anlass der schlechten HP-Quartalszahlen einen weiteren Beitrag mit der Headline: "Hewlett Packard laufen die Kunden davon"“. Beide Artikel stehen natürlich in einem engen Zusammenhang: Weil die Geschäfte nicht mehr so laufen wie erwünscht, umgarnt die neue HP-Chefin Meg Whitman die in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade verwöhnten HP-Partner. Die sollen, so die Hoffnung, die davonlaufenden Kunden wieder einfangen.

Interessant übrigens auch Whitmans klares Bekenntnis zum PC- und Hardwaregeschäft. Das hörte sich ja unter ihrem Vorgänger Léo Apotheker noch ganz anders an. Interessant ist dieses "Ja zum Blech“ der HP-Chefin auch deshalb, weil wenige Monate zuvor ein Wettbewerber ein ähnliches Statement abgegeben hatte: Ich meine Fujitsu-CEO Rolf Schwirz, der Anfang November auf der Kunden- und Partnerveranstaltung "Fujitsu Forum“ in München klipp und klar feststellte, dass Hardware auch in Zukunft ein zentraler Baustein im Fujitsu-Angebot sein werde: "Wir lieben unsere Hardware", sagte Schwirz damals. Nachdem man in der Vergangenheit immer öfter den Eindruck hatte, dass die großen IT-Hersteller am liebsten nur noch Software und Services verkaufen und die Hardware-Divisions lieber heute als morgen los werden würden, haben wir es hier mit einer interessanten Kehrtwendung zu tun.

Acer war da allerdings schon immer anders. Acer verstand sich immer als Computerbauer und hatte – anders zum Beispiel als Dell – keine Neigung, mit teuren Firmenzukäufen in das Servicegeschäft einzudringen.

Aber vielleicht interessiert Sie das ja auch alles gar nicht mehr, lieber Herr Engel. Denn wie Sie in der vergangenen Woche per E-Mail Bekannten und Geschäftsfreunden überraschend mitteilten, werden Sie Acer nach 16-jähriger Betriebszugehörigkeit in wenigen Wochen verlassen. Wenn ich´s mir genauer überlege, interessieren Sie sich für die Entwicklungen in der Branche aber jetzt sogar ganz besonders. Denn Sie suchen ja einen neuen Job, wie Sie in der zitierten E-Mail schreiben. Wörtlich heißt es dort: From July 1st I will be free for any other job and in case anyone has a good hint, I would not mind if you would let me know.”

Lieber Herr Engel, mich würde es nicht wundern, wenn wir Sie schon in Kürze bei einem anderen Computerhersteller wiedersehen würden. Bei Lenovo nämlich. Wenn man Branchengerüchten glauben will, suchen Headhunter einen Nachfolger für den derzeitigen Deutschland-Chef Bernhard Fauser. Und wenn man weiterhin bedenkt, dass der neue Europa-Chef von Lenovo niemand anders ist als der langjährige CEO von Acer, Gianfranco Lanci, dann braucht man ja nur noch Eins und Eins zusammenzuzählen. Ich wäre nicht einmal erstaunt, wenn Ihre Bitte um Hinweise auf interessante Stellen nur ein Trick und Ablenkungsmanöver wäre.

"Old Boys Network“, so nennt man das Phänomen, wenn ein neuer Manager einen oder mehrere andere Ex-Kollegen nachholt. Kann man, nebenbei gesagt, ja gerade auch bei Tech Data beobachten, wo der neue Geschäftsführer Michael Dressen gerade seinen langjährigen Weggefährten Thomas Kasper verpflichtet hat. Dressen und Kasper hatten bei Also erfolgreich zusammengearbeitet.

Ganz interessant fand ich in diesem Zusammenhang einen Artikel, den ich gerade im Handelsblatt zur Bedeutung von persönlichen Beziehungen und "Vitamin B“ für die Karriere gelesen habe. Der Beitrag stützt sich auf eine Studie im Bankenumfeld. Ich kann nicht auf Details eingehen, daher nur so viel: Die Studie zeigt, dass "auch auf der höchsten Managementebene von Banken `Vitamin B´ eine erhebliche Rolle spielt – vor allem für externe Kandidaten, die von einem anderen Unternehmen in den Vorstand eines Geldhauses wechseln“. Dürfte in Firmen anderer Branchen nicht viel anders aussehen, was meinen Sie, lieber Herr Engel? Ist ja auch nichts Ehrenrühriges, muss aber nicht immer zum Wohle des Unternehmens sein. Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Handelsblatt-Artikel: „Banken, die ihr Führungspersonal besonders häufig aus dem Freundeskreis bereits amtierender Topmanager rekrutieren, sind im Schnitt etwas weniger profitabel. `Zu intensive soziale Verbindungen´, so das Fazit, `scheinen zulasten der Gewinne zu gehen.´“

Beste Grüße!

Damian Sicking

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