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  • linuxholgi

196 Beiträge seit 03.03.2004

Hab zu dem was hier abgeht, mal was geschrieben...

Immer wieder schlagen sich die Anhänger des einen Betriebssysem mit
den Anhängern des anderen Betriebssystems gegenseitig die Köpfe ein.
Der beste Platz für solche Szenen ist natürlich Heise.de. Immer dann,
wenn mal wieder eine Windows- oder Linux-Lücke aufgetaucht ist, gibt
es reihenweise Troll Postings. Das es Windows-Hasser gibt, überrascht
mich kaum. Aber Linux-Hasser? Ich kann es verwenden oder es lassen.
Das ist doch jedem selbst überlassen.

Die Gründe für diesen Streit, liegen vielleicht viel tiefer wie reine
persönliche Präferenzen. Grundsätzlich gibt es zwischen beiden
Parteien oftmals ein Kommunikationsproblem. Meine Ansprüche an ein
Betriebssystem leiten sich aus meiner Computer-Vergangenheit ab. Als
8-Bit Urgestein, komme ich aus einer Zeit, in der Computer nach dem
Einschalten einfach liefen. Warum ein 386er mit MS DOS
fortschrittlich ist, aber nur 8 Zeichen lange Dateinamen erlaubte,
wunderte mich. Auf dem C64 gingen 16 Zeichen lange Dateinamen. Und
der spätere Heilsbringer Windows 95, war bei erheblich höheren Takt
des Prozessors und mehr Arbeitsspeicher, nie so fix wie AMIGA OS auf
einem Standard AMIGA 2000 (Beispiel: PC i486/66Mhz/8MB und AMIGA
68000/7Mhz/4MB). Achja, ein Image meiner AMIGA Festplatte brauchte
ich nie anlegen. Wozu? Von einem total unbrauchbar gewordenen AMIGA
OS System, nachdem irgendwer irgendetwas installiert oder
eingerichtet hat, ist nie berichtet worden. Das war auch ein
undenkbarer Fall. Von den vielen UNIX Systemen in dieser Zeit, die an
vielen Stellen fast unbemerkt und das jahrelang störungsfrei ihren
Dienst verrichten, will ich garnicht erst anfangen.

Wenn wir nun vom Gestern ins Heute wechseln, sehen wir erheblich
kompliziertere Systeme. Es gibt mehr Hardware. Ob wir nun über DVB-T
Karten, SCSI Controllern oder Netzwerkkarten sprechen, vieles davon
gab es damals nicht oder nicht so hoch entwickelt. Es ist bunter
geworden, was die Hardware angeht. Aber unterm Strich blieb eine
Plattform. Kein Commodore AMIGA, ATARI ST, NEXT oder sonstwas hat
überlebt. Nur der PC ist geblieben und ein wenig APPLE. Er ist
schneller geworden. Aber ist er auch besser geworden? Mit dem PCI Bus
sind viele Erleichterungen eingezogen und auch USB und andere
Schnittstellen erleichtern das Leben.

Wie sieht es mit Betriebssystemen aus? Das "gute" Windows hat sich
durchgesetzt. Als Windows 95 rauskam, war ich euphorisch. Beim Kunden
brachte es mir viel Ärger und so manche unbzehalte Überstunde ein.
Nicht weil ich zu dämlich war. Es war einfach noch nicht fertig.
Heute ist das allgemein bekannt. Besser wurde es mit 98, wieder
schlechter mit ME. Das waren die Zeiten in der eine
Installationsreihenfolge kostbares "Fachwissen" darstellte. Also zum
Beispiel zuerst die Scanner-Software und dann erst Office 97, sonst
geht die Rechtschreibprüfung nicht mehr. Das war noch ein harmloses
Phänomen. Schlimmer konnte es den Admin treffen, wenn Treiber in der
"falschen" Reihenfolge installiert wurden. Wobei die Richtige erst
"ausgetüftelt" werden mußte. Wenn da was falsch lief, konnte auch
schonmal ein Blue Screen, der nicht mehr loszuwerden war, das
Endergebnis sein. Und was ist wenn etwas nicht mehr geht, das System
nach dem Booten auf dem Blue Screen steht? Wenn der Fehler einfach
nicht zu finden ist? Ganz einfach! Einmal plattmachen bitte, FORMAT
C:. Ein Tip den ich von der MS Hotline nicht selten bekomme habe.
Auch heute durchaus gefürchtete Scenarien. Deswegen gibt es Images.
Wer vor einer Systemveränderung kein Image erstellt, ist dumm! Das
eine teilweise geringfügige Veränderung an einem System es
unbrauchbar machen kann, wird genauso hingenommen, wie die Tatsache
das ich überhaupt keine Transparenz über die Vorgänge im Hintergrund
erhalte.

Ist das das Geheimnis der Erfolges von Microsoft?

Ich möchte doch lernen, verstehen und klügere oder leicht
reproduzierbare Wege als erfahrener Administrator gehen? Das ist
etwas, das ich bei den aktuellen MS Betriebssystemen einfach
vermisse. Das kann ich kaum oder garnicht. Alles ist auf "Enduser"
ausgelegt. Meine Erfahrung zählt nicht. Ich als Admin zähle kaum. Ich
bin nicht Microsofts direkte Zielgruppe. Also ärgere ich mich bei
jedem neuen PC den ich auspacke und einrichte, klicke mich durch die
selben nervtötenden Dialoge die eigentlich für den Enduser gedacht
sind. Ich schließe genervt aufpoppende Wizards, bei den Systemen die
ich beim Kunden administriere oder bei meinem eigenen System. Hangele
mich durch Tabs und klicke auf den dritten "Erweitert Button" um
endlich den notwendigen Haken zu setzen. Frage mich "...oder war das
jetzt doch woanders?"

Bei den Admins oder denen die in der IT Branche arbeiten oder aktiv
sind, gibt es zwei Gruppen. Die einen die das so wahrnehmen und das
kritisch hinterfragen und die anderen die nichtmal wissen, was es da
zu hinterfragen gäbe. Ein Tag arbeit weil eine Nero Installation ein
W2K System abgeschossen hat ist pech, hättest ja ein Image machen
können. Selber schuld! Der Anspruch der heute von vielen "Admins" an
ein Betriebssystem gestellt wird, ist nur einer: der Anspruch der
Einfachheit. Für Einfachheit macht man auch mal gerne Abstriche bei
der Zuverlässigkeit. Die Schönheit eines Systems oder einer Lösung,
ist man so nicht in der Lage zu sehen.

Das ist für mich der Verlust der Computer Kultur.

Genau diese Admins entwickeln sich oft zu Linux hassern. Es wird ganz
heiß pro Microsoft, bei Heise mitdiskutiert.

Bei Linux reicht eben für eine Server Installation nicht, nur die CD
einzulegen und auf weiter zu klicken, um anschließend den
persönlichen Erfolg zu feiern. Da darf noch nachgedacht werden. Wer
an der Stelle keinen Erfolg hat, fühlt sich vielleicht doch mal zu
Selbstzweifeln angeregt. Es fehlt scheinbar auch die Fähigkeit, die
Qualität eines Systems zu beurteilen. Auch hier zählt nur der
Anspruch der Einfachheit. All das geht mit der Unfähigkeit einher,
wieviel Arbeit und Aufwand sich der Admin für die Zukunft hätte
sparen können, wenn er zu einer anderen Lösung gegriffen hätte. Ja
erstmal nicht so einfach, aber unterm Strich langfristig geschonte
Nerven und ein glücklicherer Chef als mögliches Ergebnis.

Wie groß ist noch der Wissensabstand zwischen diesen Admins und den
Usern?

Wenn ich die Wahl habe zu welcher Art von Lösung ich greife und die
habe ich öfter als man denkt, entscheide ich mich gegen Windows. Es
hat mich in all den Jahren nie überzeugt obwohl ich zwangsläufig oft
damit arbeite. Die letzten Jahre haben mir bewiesen, das es sich
lohnen kann mutig zu sein. Deswegen von mir ganz deutlich pro Linux
und pro Open Source!! Wer sich Admin nennt, gehört in beiden Welten.
Aber das Herz schlägt immer nur für eine ;-).

P.S.: Aber welche Art von Computer Kultur kann man heute erwarten,
wenn alle mit Windows groß werden? 
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