@heise: offenbar ist da garnix offenbar

Nicht zuletzt bei Heise, sondern auch bei Tagesschau etc. findet man
seit ein paar Monaten eine inflationäre Verwendung von offenbar, die
ich hier  mal anmonieren möchte.

Wenn es am Bein zwickt und sich einem der Anblick eines darin
verbissenen Hundes bietet, dann ist die Ursache offenbar.

Wenn ich auf die "H"-Taste drücke und ein "H" erscheint auf dem
Monitor dann weiss der eingeweihte und misstrauische Hacker schon,
dass das eine zwar anscheinend eine unmittelbare Folge des anderen
ist, doch mitnichten offenbar.

Wenn aber einer (für den Ruf einer Institution verantwortlicher!)
schon sagt, dass etwas "mit höchster Wahrscheinlichkeit" so oder so
ist, dann kann man m.E. so dermaßen nicht von "offenbar" sprechen (ja
kaum von anscheinend), dass der Heuboden wackelt. Es ist eher
angeblich so, solange man nicht selbst die Zusammenhänge abgeklopft
hat und die Aussage vom Autor selbst stammt, er sich im Rahmen des
Prüfbaren sicher ist.

Der kritische Journalismus sollte sich dadurch auszeichnen, dass er
auch den Intentionen der Informationsquellen mit gesundem Misstrauen
gegenübertritt und die Möglichkeit von Irrtum oder bewusster
Falschaussage dem Konsumenten signalisiert.

Bitte also die Titulireung "offenbar" sparsamer dosieren, es tut mir
weh tun tun.