c't Extra 2021
S. 166
Geschichten
Fernsehen
Bild: WDR/Ludolf Dahmen

Die andere Sendung mit der Maus

Der WDR Computerclub – seiner Zeit voraus

Ironischerweise wurde der WDR Computerclub – einer der ersten Computersendungen im deutschen Fernsehen – genau dann eingestellt, als Laptops und das Internet so richtig in der breiten Bevölkerung ankamen. Eine Rückschau auf die Kultsendung.

Von Keywan Tonekaboni

Glaubt man Wolfgang Rudolph, einem der beiden Moderatoren der Sendung, entstand der Computerclub aus einem Missverständnis. Es war die Zeit, in der das Fernsehprogramm nicht rund um die Uhr lief. Wolfgang Back, Moderator und WDR-Mitarbeiter, wollte über das in der übrigen Zeit ausgestrahlte Testbild per Tonmodulation Computerprogramme in die heimischen Wohnzimmer übertragen – Modemrauschen statt Piepston. Doch die Verantwortlichen im Sender hätten das Ansinnen nicht verstanden und genehmigten stattdessen eine Fernsehsendung: der „Know How Computerclub“, später umbenannt in „WDR Computerclub.“

Anfangs gab es auch wirklich einen Club, in dem man Mitglied werden konnte, samt Clubkarten und Newsletter. In mehreren Interviews vor seinem Tod 2019 berichtete Back augenzwinkernd, wie auf der Cebit IT-Manager stolz ihren Mitgliedsausweis zückten und ihm präsentierten, in Anerkennung der Pionierarbeit, welche die TV-Sendung für sie ganz persönlich geleistet hatte. Back war gezwungen, den Club nach einiger Zeit einzustampfen – aus juristischen Gründen: sein auch kommerzieller Charakter passte nicht zum Auftrag einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Das war der Anfang einer treuen Community in einer Zeit, in der an Social Media noch nicht zu denken war.

Kommentare lesen (1 Beitrag)