c't Extra 2021
S. 176
Geschichten
Desktop-Umgebungen und Bedienoberflächen

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KDE und Gnome wetteifern um den Linux-Desktop

Die Veröffentlichung von Windows 95 veranlasst auch die Linux-Szene zum Umdenken. Vor 25 Jahren beginnt die Arbeit an KDE mit dem Ziel einer einfach bedienbaren, einheitlichen Desktopumgebung. Den KDE-Ansatz finden aber nicht alle „kool“ und so startet kurz darauf das Gnome-Projekt. Wir blicken mit KDE-Veteran Kalle Dalheimer und Gnome-Initiator Miguel de Icaza auf die Anfänge zurück.

Von Keywan Tonekaboni

Am Anfang steht, wie bei so vielen Open-Source-Projekten, ein Usenet-Posting. Darin kündigt der Tübinger Informatik-Student Matthias Ettrich am 14. Oktober 1996 ein neues Projekt an: das „Kool Desktop Environment (KDE)“. In der Usenet-Gruppe de.comp.os.linux.misc sucht er dafür Mitstreiter: Ausführlich beschreibt Ettrich die Unzulänglichkeiten bisheriger Unix-Bedienoberflächen und hat konkrete Ideen, was sich ändern muss. Der Name KDE ist angelehnt an dem Common Desktop Environment (CDE), was zu der Zeit im kommerziellen Unix-Umfeld verbreitet ist. CDE ist Ettrich einerseits zu teuer, anderseits findet er die für die Oberflächen verwendete Programmbibliothek Motif fürchterlich.

Einer der Ersten, der in das neue Projekt einsteigt, ist der bei Star Division angestellte Hamburger Softwareentwickler Kalle Dalheimer: „Zu meiner Arbeit gehörte es auch dazu, die Entwicklung grafischer Oberflächen unter Linux zu verfolgen. Da tauchte das Posting von Matthias Ettrich auf.“ Seine Motivation, dabei zu sein, beschreibt Dalheimer rückblickend als einen Mix aus Ideologie und Egoismus. Windows wollte er aus Prinzip nicht verwenden, aber Dalheimer sieht damals mit den bestehenden spröden grafischen Interfaces keine Zukunft für Unix- und Linux-Systeme.

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