c't 6/2021
S. 128
Wissen
Minimalistisches Web
Bild: Henning Rathjen

Kleine Rakete

Projekt Gemini: Das Retro-Web

Eine kleine Entwicklergemeinschaft erfindet das Web neu: ­abgespeckt auf das Wesent­liche, ohne Tracking und Schnickschnack wie Skripte oder rotierende Bilderbühnen.

Von Jo Bager

Das Web heutiger Tage ist übergewichtig: Eine durchschnittliche Webseite ist zwei MByte fett, davon fast ein halbes MByte JavaScript. Der Browser benötigt meist ein paar Sekunden, bis er alle Elemente eines solchen Schwergewichts heruntergeladen und die Seite gerendert hat. Überdies ist eine Webseite nicht selten mit massenhaft Code aufgepumpt, der gar nicht zur Anwendung kommt. Oder sie nervt den Besucher mit allerlei „Funktionen“ wie Pop-ups oder selbstabspielenden Videos. Oft genug spioniert sie ihn über Cookies und andere eingebettete Inhalte auch noch aus.

Mal eben von Hand per Texteditor lassen sich solche Monstren schon lange nicht mehr pflegen. Im Jahr 2019 hat ein Entwickler, der sich den Namen Solderpunk gegeben hat, dem Web von heute einen radikal schlanken, die Privatsphäre schützenden Entwurf entgegengestellt: das Projekt Gemini. Er schreibt, man könne es sich auch vorstellen als „das Web, zurückgeführt auf seine Essenz“.

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