c't 9/2021
S. 3
Standpunkt

Newsletter: Kommen (nicht) an

Es gibt sie wieder: Newsletter, auf die ich warte. In letzter Zeit sprießen immer neue aus dem Boden, die Interessantes, Witziges oder sogar Nützliches zu bieten haben und die man genau deswegen bestellt. Nur: Übereifrige Spamfilter fangen viele davon schneller weg, als Fangschreckenkrebse bei der Jagd zuschlagen. Und so landen die Newsletter nicht in der Inbox.

Das ist anscheinend gottgegeben und nicht zu ­ändern, egal wie oft man dem Spamfilter auch beizubringen versucht, dass ein bestimmter ­Newsletter sogar noch ersehnter ist als die ­persönliche Einladungsmail der Schwiegereltern zum Grillen und bitte unbedingt immer in die Inbox soll. Vielleicht erstaunt, vielleicht ­routiniert desillusioniert stellt man fest: Spam-Algorithmen sind nicht intelligent, sondern strunzdumm und so flexibel wie Eisenbahnschienen – einmal gelernt ist halt gelernt.

Zugegeben, damals in der digitalen Steinzeit war das pauschale Verbarrikadieren des Postfachs vor Newslettern wohlbegründet. Denn die meisten Nachrichtenbriefe brachten keine Neuigkeiten, sondern bloß steinalte RSS-Feeds, wiesen auf längst vergriffene Sonderangebote hin, priesen schlechte Deals an oder halfen als Clickbait den Traffic-Zahlen schlecht besuchter Websites auf die Beine.

Schon bald lernte daher jedes Spam-Plug-in, Newsletter von vornherein als Spam zu behandeln, sie also zu löschen oder in einen speziellen Ordner dafür zu verfrachten. Postfach­anbieter machten es genauso, sofern es sich nicht um ihre eigenen Spam-Newsletter handelte.

Wenn es meinen Postboten einfiele, sich meine Post anzuschauen und auszusortieren, was ihrer Meinung nach unerwünscht ist, würde ich Zeter und Mordio schreien. Beim E-Mail-Anbieter dulde ich paradoxerweise genau das. Aber nur, solange die Algorithmen richtig liegen. Während ich meine Newsletter von Hand aus dem Spamordner pulen muss, landen weiterhin zweifelhafte Angebote, westafrikanische Millionen betreffend in meiner Mailbox. Ist es denn wirklich so schwierig, Mails nicht mehr auszusieben, für die ich erkennbar ­Interesse gezeigt habe – solange ich vergleich­bare öffne? Bei lokaler Filterung müsste man dafür nicht mal sein Leseverhalten offenlegen.

Michael Link

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