c't 14/2023
S. 12
Aktuell
Digitale Identität
Bild: BSI

Zweiter Versuch

Die Bundesregierung geht beim E-Perso in die Offensive

Der totgeglaubte E-Personalausweis wandelt sich zum Hoffnungsträger für die Digitalisierung: Die Bundesregierung will ihn für Onlineanträge mittelfristig zur Pflicht machen, und sogar in der Privatwirtschaft steigt das Interesse. Doch nicht alles läuft rund bei der E-Perso-Offensive.

Von Falk Steiner und Christian Wölbert

Die ersten zwölfeinhalb Jahre im Leben des elektronischen Personalausweises mit seiner Online-Ausweisfunktion verliefen trostlos. Schon vor seiner Geburt am 1. November 2010 unterstellte der Chaos Computer Club (CCC) ihm „erhebliche Sicherheitsprobleme“. In der Folge wollte ihn kaum ein Bürger ausprobieren, und so verloren auch Unternehmen und Politik schnell das Interesse. Im Laufe der Jahre erwies er sich zwar, entgegen der CCC-Kritik, als durchaus sicher. Er galt aber auch als kompliziert, nutzlos und vermutlich nicht zu retten. Ein typisch deutscher Technikflop, ähnlich wie De-Mail und die elektronische Gesundheitskarte.

An der Verbreitung liegt es nicht: Mittlerweile hat so gut wie jeder Erwachsene einen E-Perso, alternativ einen elektronischen Aufenthaltstitel oder eine ID-Karte für Unionsbürger. Bei allen ab 2017 ausgegebenen Ausweisen ist die Onlinefunktion auch standardmäßig aktiviert. Allerdings haben viele Nutzer ihre PIN verlegt. Außerdem ist das Online-Ausweisen umständlicher als etwa die Freigabe einer Banküberweisung via Gesichtsscan: Man muss den Chip im Ausweis via NFC mit dem Smartphone auslesen, wobei es hakeln kann, oder man braucht ein spezielles Lesegerät.

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